1. Feuerwehr bleibt trotz Einschränkungen einsatzfähig

    Einsatzlage im Vergleich zu Vorjahren eher ruhig

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    RINTELN (ste). Die Rintelner Schwerpunktwehr leistete mit Stand 15. Dezember 150 Einsätze verschiedenster Art im abgelaufenen Jahr ab. Darunter Entstehungsbrände wie ein Küchenbrand in der Breslauer Straße, Kleinbrände wie die brennenden Marktschirme auf dem Marktplatz, Mittelbrände wie etwa das Feuer in einem Bekleidungsgeschäft vor wenigen Wochen und Großbrände wie ein Gebäudebrand im Mai in Ahe. Der wohl folgenschwerste Einsatz der Wehr war aber, so Ortsbrandmeister Thomas Blaue und Sebastian Westphal als Mann für die Öffentlichkeitsarbeit, der Verkehrsunfall im August in der Fußgängerzone. Niemand wusste am Anfang, ob bei dem Schreckensszenario, dass sich der Feuerwehr beim Eintreffen bot, noch weitere Menschen zu Schaden kamen. Zudem teilte der schwerverletzte Fahrer den Einsatzkräften noch mit, dass seine Freundin schwerverletzt in der Wohnung lag. Und dann war da ja auch noch Corona: "Bei diesem Einsatz hatten wir auch so engen Kontakt mit dem Unfallfahrer, dass wir um unsere Gesundheit durch eine mögliche Corona Infektion fürchten mussten", so Blaue. Auffallend im Einsatzgeschehen dieses Jahres war es auch, dass die Brandmeldeanlageneinläufe um die Hälfte reduziert waren. Über die "normalen" Jahreshauptversammlungsinformationen hinaus wollte das SW aber noch wissen, wie es in Corona Zeiten um die Wehr und ihre Einsatzfähigkeit bestellt ist. Thomas Blaue und Sebastian Westphal standen Rede und Antwort. SW: Wie funktioniert eigentlich Kameradschaftspflege, wenn man sich nicht treffen darf? Thomas Blaue: Die ist quasi tot. In den Sommermonaten gab es eingeschränkten Dienst, da funktionierte das noch, aber ansonsten schläft vieles ein. Wir können nur auf die Zukunft hoffen. SW: Was ist mit notwendigen Übungsdiensten oder theoretischen Unterrichtseinheiten zum Erhalt der Einsatzfähigkeit? Blaue/Westphal: Die Niedersächsische Akademie für Brand- und Katastrophenschutz (NABK) bietet zwar online Szenarien zur Schulung an, das ist allerdings kein Ersatz für praktische Übungen. Vorteilhaft war, dass wir zum Jahresanfang 2020 in den Diensten beispielsweise die Unfallverhütungsvorschriften abgearbeitet haben und wenn wir wieder loslegen dürfen, werden wir wohl erst einmal mit praktischen Teilen weitermachen. Schade ist, dass durch die Einschränkungen in diesem Jahr die beiden Neueinsteiger aus der Jugendwehr ein wenig auf der Strecke geblieben sind und keinen Einsatzdienst versehen konnten. E-Learning Einheiten sind bei uns im Aufbau, allerdings fehlt es noch an der notwendigen Technik. Bei den vorgeschriebenen Übungseinheiten für unsere Atemschutzgeräteträger sind wir zum Glück noch auf dem Laufenden, so dass es auch dort keine Einschränkungen in der Einsatzfähigkeit gibt. SW: Skandale wegen sexistischer und rechtsradikaler Posts in sozialen Medien erschüttern gerade die Bremer Feuerwehr. Die Staatsanwaltschaft ermittelt. Wie werden solche Themen in der Rintelner Wehr thematisiert und kommuniziert. Und gibt es Vorfälle, wo der Ortsbrandmeister oder seine Führung bereits einschreiten mussten? Blaue: Solche Themen werden - wenn möglich - angesprochen zu den Montagsdiensten. Die gibt es aber derzeit nicht, also wird es schwierig. Bislang haben aber weder meine Führungsmannschaft noch ich etwas festgestellt, wo wir einschreiten mussten. Allerdings ist klar: Hier gilt "Null Toleranz". Da würde auch der "Feuerwehrmann des Jahres" keinen Bonus haben, wenn es solche Dinge geben würde. Man muss seinen Kameradinnen und Kameraden vertrauen können, besonders in schwierigen Einsatzsituationen. Da kann man niemanden gebrauchen, der sich sexistisch oder rassistisch verhält. Wir sind nunmal kein Verein, sondern eine kommunale Einrichtung der Stadt Rinteln. SW: Die Rintelner Wehr hatte ja auch schon ihre Skandale. Ein Feuerteufel mit Hang zur Pädophilie in den eigenen Reihen. Wie geht die Wehrführung in solchen Fällen vor? Blaue/Westphal: Anfang der 2000er Jahre haben wir in einem solchen Fall intensiv mit der Polizei Rinteln zusammengearbeitet; am Ende auch erfolgreich. Der Täter wurde dingfest gemacht. Bei uns gehen natürlich immer alle Alarmglocken an, wenn es zu Brandserien kommt. Da fahren wir dann manchmal auch selbst noch "Streife" um den Brandort, um Auffälligkeiten festzustellen. SW: Wie läuft die Integration von ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern in die Wehr. Gibt es da proaktive Ansätze? Blaue/Westphal: Bislang sind wir da nicht von uns aus aktiv geworden, allerdings hatten wir mit Amar Doctor einen Schwarzafrikaner in unseren Reihen, der viel Spaß an unserer Arbeit hatte und mit dem wir von Anfang an kameradschaftlich zusammengearbeitet haben. Leider ist er irgendwann nicht wiedergekommen. Wir wären offen dafür, Menschen mit Migrationshintergrund - Frauen und Männer - bei uns aufzunehmen. Und gleich zum Thema Frauen. Ohne die geht es bei uns gar nicht mehr. Die Aufgaben in der Wehr werden passgenau auf die jeweiligen Vorlieben und Bedürfnisse der Kameradinnen und Kameraden aufgeteilt. SW: Gab es Corona bedingte Austritte aus der Wehr? Westphal: Bislang ist uns kein Austritt gemeldet worden. Allerdings sind einige Kameradinnen und Kameraden aber besonders vorsichtig wegen der Krankheit. Unsere Einsatzfähigkeit ist aber gewährleistet. SW: Im Rintelner Rat wird Kritik an dem geplanten Neubau eines Logistikzentrums geübt. Wozu braucht die Feuerwehr das? Blaue: Neue Hygienevorschriften machen eine "Schwarz-Weiß"-Trennung notwenig. Das heißt: Trennung von genutzter Einsatzkleidung und Privatkleidung, um Kontaminationsverschleppungen zu verhindern. Zwei Gutachten von der Unteren Naturschutzbehörde und der Unteren Wasserbehörde stehen noch aus, bevor die Planungen dafür weitergehen können. Das Logistikzentrum ist übrigens keins für die Ortswehr Rinteln, sondern für alle Rintelner Ortswehren. Platzmäßig können wir das nicht mehr in der vorhandenen Bausubstanz unterbringen. SW: Letzte Frage: Ist die Rintelner Ortswehr traurig darüber, dass es in diesem Jahr wegen des Verbots kein Feuerwerk geben wird? Blaue/Westphal: Klare Antwort: Nein! Aber wir sind dennoch gerüstet und es wird eine Einsatzbereitschaft von freiwilligen Wehrmitgliedern zu Silvester geben.Foto: ste

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