LANDKREIS (mk). Eine abgesagte Regionalschau, keine Sommerfeste und Konzertreisen, kein Künstlerbasar - der AWO Kreisverband Schaumburg muss in diesem Jahr herbe finanzielle Einbußen hinnehmen, wie Geschäftsführerin Heidemarie Hanauske auf Nachfrage mitteilt. Dennoch sei die Solidarität groß. Das ehrenamtliche Leben in den Ortsverbänden hingegen liege komplett brach. "Das hat ganz schön ins Kontor gehauen", macht Hanauske deutlich. Etwa 30 Prozent weniger Spenden als in 2019 seien in diesem Jahr an die AWO geflossen, "da habe ich selbst gestaunt." Gründe hierfür unter anderem: Die Absage des Sommerfestes in der Kindertagesstätte Stadthagen sowie des Großkonzertes in Hannover des Bezirksverbandes, bei dem durch den Verkauf der Karten, aber auch durch Spenden und die Gewinnung neuer Mitglieder Gelder generiert werden haben zu Einnahmeverlusten geführt. Der jährliche Künstlerbasar zu Gunsten des Frauenhauses fand ebenfalls nicht statt - ein Teil der Verluste konnte jedoch kompensiert werden, da die teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler viel Geld gespendet hätten. Dennoch seien 1.000 Euro weniger in die AWO-Kasse geflossen, macht Hanauske deutlich. Gefreut habe sie sich sehr über die gezeigte Solidarität. Eine wichtige Möglichkeit Spenden zu sammeln, aber insbesondere neue Mitglieder zu gewinnen, sei die alle drei Jahre stattfindende Regionalschau in Stadthagen. Diese wurde mittlerweile auf das Jahr 2022 verschoben, so dass auch im kommenden Jahr keine Möglichkeit bestehe, Einnahmen für den Kreisverband zu generieren. Des Weiteren hätten die sonst im Begegnungszentrum Mittelpunkt Hüttenstraße so zahlreich durchgeführten Veranstaltungen nicht stattfinden können. Hier werden Einnahmen beispielsweise durch den Verkauf von Kaffee und Kuchen generiert. Darüber hinaus würden auch die Bürgerinnen und Bürger deutlich weniger Geld spenden, viele hätten ihre eigenen Sorgen und Nöte angesichts drohender Arbeitslosigkeit und Kurzarbeit. Sachspenden gebe es aber weiterhin. Hanauske äußerte mit Blick auf die Finanzierung der verschiedenen Hilfsangebote die Sorge, dass die freiwilligen Leistungen, zu denen die AWO-Angebote gehören, im kommenden Kreis-Haushalt auf die "Streichliste" gesetzt werden könnten. "Wir hoffen, dass nicht an den Zuschüssen gekürzt wird", macht sie deutlich. Das wäre nur schwer zu kompensieren. Trotz knapper Haushalte, "die Hilfestellungen, die wir bieten, werden um so mehr benötigt", betont Hanauske mit Bezug auf die aktuelle Corona-Pandemie. Die Sorgen und Ängste würden derzeit eher zunehmen. Angebote beibehalten Die Geschäftsführerin zeigte sich erfreut darüber, dass alle Beratungsangebote so strukturiert werden konnten, dass nichts habe ausfallen müssen. "Wir konnten die Hilfeleistungen in vollem Umfang aufrechterhalten." Die von den Flüchtlingssozialarbeitern betreuten Personen hätten beispielsweise ihre Anträge fotografiert und per Smartphone geschickt, um dann Hilfe beim Ausfüllen zu erhalten. "Es war aufwändiger. Und es hat auch Geld gekostet", betont sie. Es mussten beispielsweise Geräte für die Arbeit im Homeoffice angeschafft werden. Der zweite Lockdown sei allerdings nicht mehr ganz so aufwendig umzusetzen. "Die Generalprobe hatten wir im Frühjahr", mittlerweile lägen entsprechende Hygienekonzepte vor und die Strukturen stünden. Die ehrenamtlichen Angebote in den Ortsvereinen liegen nach Auskunft der Geschäftsführerin komplett brach, insbesondere auch, weil die Ehrenamtlichen in der Mehrheit zur Risikogruppe gehören. "Das finde ich total schade, aber wir halten Kontakt." Die Gefahr von Vereinsamung sei hoch, betont Hanauske abschließend. Bei allen Schwierigkeiten, "als Arbeitgeber haben wir gelernt, dass die Videokonferenzen an bestimmten Stellen sehr hilfreich sind." Reisen nach Berlin zu Konferenzen könnten beispielsweise dauerhaft entfallen, dass sei zudem ökologischer und benötige weniger Zeitaufwand. Das werde sicherlich beibehalten werden. Der AWO Kreisverband Schaumburg wolle jetzt eine Betriebsvereinbarung zum "mobilen Arbeiten" für die eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abschließen. Einen Nachteil sieht Hanauske jedoch, es fände eine "Entgrenzung" statt. Der Übergang von Büro zu Wohnzimmer sei fließend, die Gefahr groß, dass sich Arbeit und Privates stärker vermischen. Foto: bbArchiv
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Einnahmeverluste von bis zu 30 Prozent
Arbeiterwohlfahrt kann alle Hilfsangebote weiterführen / Gefahr der Vereinsamung
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