1. Ein Leben ohne Feste ist wie eine weite Reise ohne Gasthaus

    Bürgermeister Thomas Priemer stellt sich den Fragen des SW und wünscht sich wieder mehr Normalität und Freizügigkeit

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    RINTELN (ste). Ein merk- und denkwürdiges Jahr 2020 neigt sich dem Ende zu. Zeit, um nachzufragen bei Bürgermeister Thomas Priemer, was das Jahr 2020 für ihn und die Stadt Rinteln bedeutete und welche Aussichten das kommende Jahr bringt. SW: "Corona-Pandemie" ist das Wort des Jahres 2020. Welche Herausforderungen stellte die Pandemie an die Stadt Rinteln? Thomas Priemer: "Das Virus zwingt uns, unseren Alltag und unsere Gewohnheiten zu verändern. Wir mussten ganz gewohnte Arbeitsweisen umstellen, uns digitales Arbeiten angewöhnen, Prozesse, die bisher nur in den Schubladen eingelagert waren, anwenden. Eigentlich waren wir in der Stadtverwaltung ganz gut vorbereitet, aber es ist etwas anderes nicht nur darüber zu reden, sondern es auch zu tun! Zum Beispiel mobile Office, online-Terminplanung, Video-Konferenzen und -Seminare. Der Einzelhandel, die Gastronomie, die Kitas und Schulen waren und sind mit Hygieneplänen beschäftigt. Die Innenstadt war häufig leer. Gewohnte Abläufe in unserer Gesellschaft funktionierten nicht mehr. Das Vereinswesen, der Vereinssport, blieben still. Viele Bürgerinnen und Bürger sind verunsichert und suchen Unterstützung bei der Stadtverwaltung und auch bei den ehrenamtlichen Ansprechpartnern. Wir gemeinsam mit den Bediensteten, dem dafür installierten Krisenteam sowie mit Unterstützung von Polizei und Ordnungsdienst die notwendigen Maßnahmen zur Verlangsamung der Verbreitung des Corona-Virus umgesetzt, um vor allem die Bürgerinnen und Bürger von Rinteln zu schützen und die essentiellen Daseinsvorsorgeleistungen aufrechtzuerhalten. Ich glaube, wir haben das in Rinteln ganz gut hinbekommen. Allgemein ist großes Verständnis für die vielen Restriktionen aufgebracht worden. SW: Die Stadtkassen waren ohnehin nicht mit Überfluss gesegnet. Was bedeuten die Mehrausgaben durch Corona für Rinteln und wo liegen die besonderen Herausforderungen? Thomas Priemer: "Coronabedingte Mehrausgaben entstanden insbesondere für zusätzliche Hygiene-Maßnahmen bei allen städtischen Einrichtungen und für Investitionen in mobile EDV-Technik (Stichwort: Homeoffice). Sie bewegen sich bis heute im sechsstelligen Euro-Bereich. Finanzielle Herausforderungen ergaben sich durch wegbrechende Steuereinnahmen bei gleichzeitig steigenden coronabedingten Mehrausgaben. Zur Deckung dieser Zahlungen und zum Erhalt der Zahlungsfähigkeit habe ich im Sommer eine Haushaltssperre mit einem Gesamtumfang in Höhe von einer Millionen Euro erlassen. Zusätzlich erhielt die Stadt Rinteln von Bund und Land finanzielle Unterstützungsleistungen. SW: Ein Jahr ohne Weihnachtsmarkt, Öko-Markt, Messe... liegt hinter uns. Was für kreative Einfälle gibt es in Rinteln, um den Menschen dennoch ein wenig Freude ins Leben zu bringen? Thomas Priemer: "Ein Leben ohne Feste ist eine weite Reise ohne Gasthaus". Rinteln feiert gern und häufig. Und unsere Feste haben einen guten Ruf über die Grenzen des Weserberglandes hinaus. Events dienen aber nicht nur als Frequenzbringer, sie leisten wertvolle Imagearbeit, stiften Identität und bringen viele potentielle Neukunden in unsere Stadt. Dass die Stadtverwaltung sich auf die Corona-Situation auch kurzfristig einstellen kann, haben wir im September mit dem "1. Rintelner Kultur Open-Air" auf dem Kirchplatz bewiesen. An sechs Veranstaltungstagen haben wir den Rintelnerinnen und Rintelnern kostenlos ein abwechslungsreiches Programm aus Musik, Comedy und Lesungen präsentiert und so für etwas Ausgleich gesorgt. Oder nehmen wir die weihnachtliche Lichtgestaltung in der Innenstadt. Nicht zuletzt aus diesen Gründen wird die Stadtverwaltung um lebendige und vielseitige Events in 2021 bemüht sein, sofern es das aktuelle Infektionsgeschehen zulässt. SW: Ist die Pandemie auch eine Chance? Was gibt es an Ideen von Menschen in Rinteln, die es ohne Corona möglicherweise nicht gegeben hätte. Thomas Priemer: "Durch Notsituationen rücken die Menschen immer ein wenig näher. Auch wenn wir Abstand halten mussten, ist die Hilfsbereitschaft enorm gewesen und sie ist es in der Weihnachtszeit umsomehr. Schon in normalen Zeiten verfügen wir hier in Rinteln über sehr viel ehrenamtliches Engagement, vor allem auch in den Dörfern. Das hat sich während der Pandemie besonders bewährt. Nachbarschaftshilfe, Seniorenhilfe in den Alten- und Pflegeheimen sind überall erkennbar. SW: Ausblick 2021: Welche Themen bewegen Rinteln im kommenden Jahr? Thomas Priemer: "In Rinteln wird natürlich der beginnende Dialog über die ICE-Bahntrasse verfolgt. Wir haben aber im nächsten Jahr auch einige wichtige Beschlüsse zu fassen, zum Beispiel Schulentwicklungsplan, Feuerwehrentwicklungsplan, Nachnutzung IGS. Und natürlich wird die Kommunalwahl im besonderen Fokus der Rintelner Bürgerinnen und Bürger liegen. Nicht zu vergessen ist die Gesundheitsvorsorge der Menschen. Wie werden die Impfungen ablaufen? Wer geht hin und wer nicht und dann warum nicht? SW: Bürgermeister einmal ganz persönlich: Was wünscht sich Thomas Priemer für das kommende Jahr? Thomas Priemer: "Nach einem solchen Jahr kann nur die Gesundheit aller Menschen vorrangiger Wunsch sein. Und ich wünsche mir wieder Normalität, Freizügigkeit, eine Urlaubsreise und unbeschwerte Feiern mit meinen Freunden und Bekannten. SW: Am 12. September ist Kommunalwahl, am 26. September Bundestagswahl. Welche logistischen Herausforderungen stellt das an die Stadt? Für Rinteln natürlich auch die Standardfrage: "Thomas, trittst du wieder an?" Thomas Priemer: "Ich sehe keine nennenswerten Herausforderungen. Wir haben genügend Fachleute und Personal, die Kommunalwahlen und die Bundestagswahl organisieren und für einen reibungslosen Ablauf eintreten. Über meinen persönlichen Werdegang werde ich in den nächsten Wochen entscheiden. Foto: privat

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