1. 2020: In Nenndorf ein Jahr zum Danksagen

    Trotz Pandemie wuppen Stadt und Samtgemeinde eine Vielzahl an Projekten

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    "Wir haben uns das ganze Jahr mit Problemen beschäftigt, von denen wir vor einem Jahr nicht dachten, dass es sie gibt." Diese Worte vom Nenndorfer Verwaltungschef Mike Schmidt beschreiben trefflich das zurueckliegende Jahr. Corona war und ist unumstritten in jeder Lebenslage ein unangenehmer Begleiter, der auch die Kommunen vor große Herausforderungen gestellt hat. Dennoch haben sowohl die Kurstadt als auch die Samtgemeinde weitaus mehr umgesetzt als eine vorbildliche Strategie zum Umgang mit der Pandemie. Mit einem "Wir"-Gefuehl durch die Krise "Es war eine extreme Herausforderung, die Dinge zu managen", stellt der Stadtdirektor und Samtgemeindebürgermeister rückblickend fest. Aber: "Wir haben es geschafft, sehr schnell und richtig zu reagieren und entsprechende Beschlüße zu fassen." Daraus resultierten etwa die Kita-Gebuehrenbefreiung während der Schließzeiten, eine Solidaritätskampagne zur Unterstützung des Einzelhandels und der Gastronomie, ein kommunales Hilfspaket für Vereine und insolvenzbedrohte Unternehmen - das einzige im Landkreis Schaumburg - sowie zuletzt der Verzicht auf die Hallenbenutzungsgebühren. Daher liegt Schmidt vor allem eines am Herzen: Ein "riesengroßer Dank" an die Kollegen - insbesondere an die Erzieher während der Pandemiebetreuung - sowie an die Politik und KurT, die alles gemeinsam besprochen, beschlossen und umgesetzt haben, aber auch an die Buerger. Denn ohne deren Beitragen haette kein "Wir"-Gefuehl entstehen koennen. Jeder sei verantwortlich, wie die Innenstadt nach der Pandemie aussehe. Mit diesem Appell war die oeffentlichkeitswirksame Kampagne "Solidarität statt Egoismus" gestartet. Der Kraftaufwand war alle Mühe wert: Laut Schmidt gab es extrem positives Feedback und bis dato keine Schließungen im Einzelhandel. "Das haben wir als Nenndorfer gemeinsam hinbekommen und das zeichnet uns aus", zeigt sich der Rathauschef stolz. Umso mehr fehle ihm der persönliche Kontakt zu den Bürgern, den er sich mit seiner Amtsübernahme auf die Fahnen geschrieben habe. Zudem beobachte er mit Sorge die in Zeiten des Abstandhaltens größer werdende Distanz und kühle Rationalität unter den Menschen. Stabilität und Zuversicht in unsicheren Zeiten Die Pandemie hat Geld gekostet und auch nicht zu wenig. "Aber wir haben nie finanzielle Panik verbreitet", betont der Verwaltungschef. Das Credo sei immer gewesen, dass in Zeiten, in denen viele Menschen bereits mit Existenzängsten zu kämpfen hätten, nicht auch noch eine Gemeinde Haushaltssicherung betreiben koenne. "Wir müssen als Stabilitätsanker funktionieren und für Zuversicht stehen", so Schmidt. Und so ist selbst das Ausnahmejahr von zahlreichen Projekten gepraegt. Kurhaussanierung, Bauhof und mehr: Stadt hatte viel vor der Brust Trotz aller Widrigkeiten durch die Pandemie ist die Sanierung des Kurhauses unbeirrt fortgeschritten. Alle in dem Zeitraum geplanten Räumlichkeiten - die große Praxisgemeinschaft Werner eingeschlossen - konnten fristgerecht übergeben werden. Bevor es im Herbst fertig saniert sein soll, kommt ab dem Frühjahr eine weitere Baustelle hinzu: der Neubau des Baubetriebshof. "Endlich", betont Schmidt mit Blick auf die nicht mehr zeitgemäßen Zustände im Bestandsgebäude und spricht von einer "guten Investition". Die Machbarkeitsstudie für eine Landesgartenschau im Bad Nenndorfer Kurpark soll bis zum Sommer Ergebnisse liefern. Danach entscheiden Rat und Bürger, ob sich die Stadt bewerben soll. In der Gehrenbreite wird ein Grundstück nach dem anderen verkauft, 200 neue Stellen sollen entstehen.. "Wir haben es genau richtig gemacht: Wir schaffen Arbeitsplätze in unserem Mittelzentrum", konstatiert Schmidt mit Blick auf das Wagnis für die Kurstadt mit sieben Millionen Euro in Vorleistung zu gehen. Das Citymanagement hat, um es mit Schmidts Worten zu sagen, "richtig Gas gegeben". Der Nenndorfer Gutschein und ein neues Logo stehen stellvertretend für viele Aktionen, die die Innenstadt stärken. Der große Bewegungspark wird ebenso geplant wie die Sanierung der Rudolf-Albrecht-Straße. Und dann war da ja noch VW. Viele Worte darüber möchte der Stadtdirektor nicht mehr verlieren. Die Zusammenarbeit mit dem Projektentwickler sei stets sehr gut gewesen, der Auftraggeber habe sich aber dann von sich aus zurückgezogen. Zu sensibel sei wohl das Thema Schutzgebiet gewesen, das sich nicht allzu gut mit der Philosophie des Automobilbauers vertragen haette. Weil die Ansiedlung für Bad Nenndorf "ein Mehrwert gewesen waere", seien Alternativflächen angeboten, aber letztlich abgelehnt worden. Bis 2022 wird das Rathaus papierlos Dass die Prozesse in der Verwaltung volldigitalisiert werden sollen, stand bereits fest - seit einem Jahr existiert die Projektgruppe "Digitalisierung". Corona habe das Bestreben noch bestärkt und dazu geführt, dass es an der einen oder anderen Stelle schneller gehe, erklärt Schmidt und bekräftigt: "Wir können viel aus der Zeit mitnehmen." Das Ziel: Ein papierloses Rathaus bis 2022. Apropos: Mehr als lose Planungen und Gespräche zur Zukunftsfrage des Rathauses gibt es immer noch nicht - trotz der Dringlichkeit einer Veränderung. "Wir sind absolut an der Kapazitätsgrenze", stellt Schmidt klar. Sich aber noch ein Millionenprojekt vor die Brust zu schnallen, dafür fehlten zurzeit einfach "Luft und Raum". Die Kinderbetreuung wächst und wächst Der Ausbau der Kita-Plätze läuft weiter auf Hochtouren. Sowohl im Scheller als auch in Kreuzriehe brachte die Samtgemeinde zwei Einrichtungen mit jeweils zwei Krippen- und Kindergarten-Gruppen auf den Weg. Der Bau im Scheller soll bereits in nicht mal einem Jahr fertiggestellt sein, der Kita-Start in Kreuzriehe voraussichtlich 2022 folgen. Weil der Betreuungsbedarf insbesondere bei den über-Dreijährigen aber schon jetzt groß ist, musste in den beiden Klax-Einrichtungen jeweils eine Übergangsgruppe eingerichtet werden. Die gute Nachricht: Kein Kind über drei Jahren ist unbetreut. Die schlechte: Es fehlen weiter Krippenplätze. "Der Anspruch, das Verständnis und auch der Zwang, Kinder ab einem Jahr in die Krippe zu geben, werden größer", so Schmidt. Erster Feuerwehr-Neubau startet im Frühjahr Schon in wenigen Monaten dürfte Spatenstich sein: Im Frühjahr beginnen die Arbeiten für den ersten Neubau im Zuge der Standortzusammenlegung der Feuerwehren. Zuerst entsteht die Wache Nord für die Ortswehren Kreuzriehe-Helsinghausen, Haste und Hohnhorst vor den Toren der letztgenannten Gemeinde. Fuer die neuen Domizile Ost und West laufen bereits die Grundstuecksverhandlungen und Gebäudegespräche. Schmidts Dank richtet sich an die "Kameraden, die ehrenamtlich mitarbeiten und den Neubau damit unterstützen". Klimaschutz bleibt ein vordringliches Thema Das städtische Wegraine-Konzept wurde angeschoben und bei sämtlichen kommunalen Gebäuden der Energieverbrauch überprüft. "Wir sind jetzt dabei, Maßnahmen zu erarbeiten, um die Verbräuche erheblich zu senken", beschreibt Schmidt den aktuellen Stand. Zudem verweist er auf den "Kinderwald", für den 60 junge Familien in der Samtgemeinde einen Obstbaum gepflanzt haben, und die Photovoltaikanlage auf der Klärschlammüberdachung, um den selbst erzeugten Strom direkt zu nutzen. Denn: "Die Kläranlage ist unser größter Stromabnehmer." Neben den Feuerwehren und der Kinderbetreuung wird der Klimaschutz auch im neuen Jahr einen Schwerpunkt markieren. Eine ratsoffene Arbeitsgruppe soll beginnen, weitere energiesparende Maßnahmen zu erarbeiten. Ausblick: Wahlkampf ist noch weit entfernt Fuer 2021 wünscht sich Schmidt, "dass alles wieder besser wird". Dass der Lockdown kein Dauerzustand wird. Dass die Bürger zwar den erforderlichen Abstand halten, sich aber nicht weiter distanzieren und wieder einen Schritt aufeinander zugehen. Dass vor allem für die Gewerbetreibenden die Krise schnellstmöglich überwunden wird. Dass trotz des Wahljahres der politische Fokus auf den Bürger und nicht ausschließlich aufs Taktieren gelegt wird. Für Schmidt selbst, der erneut für das Amt des Samtgemeindebürgermeisters kandiert, ist der Wahlkampf nach eigenen Angaben aber noch weit entfernt. Text/Foto: jl

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