Diese Adventszeit ist so ganz anders als alle anderen, die ich erinnere. Zwar sind die Straßen und Häuser geschmückt und leuchten wie jedes Jahr. Doch die Lichter scheinen mir diesmal auch ein "Trotzdem" zuzurufen. Schwingt da nicht vielleicht eine Hoffnung mit, die wir alle in dieser Zeit dringender als sonst brauchen? Die Hoffnung auf ein Ende der Pandemie und das Suchen nach Trost, besonders nach dem Verlust eines geliebten Menschen? Aber der Wunsch nach Rettung geht weit über die Hoffnung auf ein Ende der Coronakrise hinaus. Er ist gewissermaßen ein ständiger Begleiter menschlicher Existenz. Auch wenn er nicht immer als solcher wahrgenommen oder entsprechend vom Alltagsgeschehen übertönt wird. Wir alle tragen eine Sehnsucht nach heiler Welt und Erlösung mit uns herum. Unsere Seele als "Echo-Kammer Gottes" enthält Ur-Bilder und Töne, die tief in uns eingeprägt sind. Diese "Einbildungen" sind Träger der je eigenen Lebensmelodie, der Stimme Gottes, auf deren Empfang jeder Mensch von Anfang an ausgerichtet ist. An dieser Stelle möchte ich gern eine Geschichte einfügen: Ein kleiner Junge, wollte aus dem Keller Getränke nach oben holen. Er vergaß aber beim herunter steigen, den Lichtschalter zu betätigen. Unten angekommen, machte ihm dann auf einmal die Dunkelheit Angst und er fing an, vor lauter Panik laut zu weinen. Der Vater erschien auf der obersten Stufe. "Du Dummchen", rief er nach unten. "Mach doch das Licht an!" Er knipste den Schalter an und ging. Das helle Neonlicht leuchtete über dem Jungen auf. Der aber hatte sich so in seine Angst hineingesteigert, dass er nicht aufhören konnte zu weinen. Wenn doch der Vater nach unten gekommen wäre und ihn getröstet hätte, dann hätte es sogar dunkel bleiben können. Nein, er hatte jetzt keine Angst mehr vor der Dunkelheit, sondern weil er allein war. Gott macht es nicht, wie dieser Vater. Er macht nicht einfach das Licht an und lässt uns damit alleine. Selbst das hellste Licht kann für sich völlig kalt wirken. Auch dieses Weihnachten werden Menschen Angst haben oder traurig sein. Gott möchte aber bei uns sein und uns trösten und begleiten. Damit für uns die Finsternis nicht mehr dunkel ist. Der Advent ist dazu da, uns wieder neu auf seine Anwesenheit auszurichten. Die biblischen Texte und die Adventslieder fordern uns in dieser Zeit zu besonderer Wachsamkeit auf. Wachsam sollen wir wieder wahr-nehmen, was Gott uns zuflüstert und auf seine Melodie in unseren Herzen lauschen. Versuchen wir doch dazu Momente der Stille zu finden und unserer inneren Wahrnehmung eine Chance zu geben. Denn wir sind zu retten: durch die menschgewordene Liebe Gottes wird unsere Welt - vielleicht nur langsam - aber dafür richtig hell. Bereits jetzt ruft er uns dazu sein "Fürchtet Euch nicht" zu.
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Diese Adventszeit ist so ganz ...
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