1. Alles über den Bückeberg

    "Lesebuch" verbindet Geschichte mit vielen Geschichten

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    LANDKREIS (al). Endlich hat die zentrale Bergkette des Schaumburger Lands eine erste umfassende Darstellung erhalten. Auf 748 Seiten verbindet ein Lesebuch die Geschichte von den einst hier lebenden Dinosauriern bis zum heutigen Betrieb von Waldkindergärten. Der Autor muss es wissen. Denn Stephan Walter stammt selbst "vom Berg" und hat mit seiner umfassenden Arbeit auch den Vorfahren ein Denkmal gesetzt - genau 150 Jahre nach der Eröffnung der "Gasthwirtschaft Zum Bückeberg" durch Ur-Ur-Großvater Martin Walter. Zwei Jahre arbeitete der promovierte Historiker für das dickleibige Werk und konnte dabei auf eigene und vom Vater gesammelte Belege zurückgreifen. Stephan Walter war schon immer ein wandelndes Lexikon, wenn es um den Bückeberg ging. Aber für sein Buch verbrachte er weitere unzählige Stunden in Archiven, Museen und an seinem Schreibtisch. Zudem suchte er Zeitzeugen auf, die zahlreiche Erinnerungen beisteuerten. Texte längst verstorbener Autoren können ebenfalls nachgelesen werden. Das Buch ist so übersichtlich gegliedert, dass es nicht von vorn bis hinten gelesen werden muss, sondern sich thematisch erschließen lässt. Die unterhaltsame Tour beginnt in der Urzeit, blickt auf archäologische Besonderheiten sowie Flora und Fauna, beschreibt den "Sport-Berg" und berührt sogar die politische und militärische Bedeutung des Gebiets. Warum dabei sogar Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un Erwähnung findet, kann der Lesende selbst erkunden. Auch warum Walter dem Buch den Titel "Ein Pferd hängt im Baum" gegeben hat - eine letztlich tragisch endende Anekdote. Der Autor erläutert alle Facetten der wirtschaftlichen Bedeutung der Bergkette - von Stein und Kohle, von Glas und Holz. Er führt zu bemerkenswerten Orten vom Forsthaus Halt bis zur Süßen Mutter, erläutert überlieferte Begriffe wie Foxeiche und Schwefelborn und erzählt natürlich aus der eigenen Familiengeschichte und vom "Leben auf dem Berg". Schließlich haben hier - was heutige Besucher geradezu ungläubig staunen lassen - bis zu 150 Menschen gewohnt und sind ihrer Arbeit nachgegangen. Viele von ihnen lässt er selbst zu Wort kommen. Aber es wäre nicht Stephan Walter, würde er "seinem" Berg auf den letzten Seiten nicht auch Forderungen widmen. Eine "Bückeberg-Runde" aus Politik und Gesellschaft müsste es geben für eine Suche nach mehr Attraktivität von Wald und Hängen. Auch ein "Bückeberg-Tag" nach dem Vorbild des erfolgreichen "Deister-Tag" sei denkbar. Aber was den Kenner bei seiner ganzen Fleißarbeit am meisten freut, hat mit der Ortschaft Meerbeck zu tun. Lange waren Einwohner verdächtigt worden, überlebende Insassen eines im Krieg abgeschossenen US-Bombers ermordet zu haben. Walter macht neue Nachforschungen öffentlich, die diesen Vorwurf nunmehr 75 Jahre nach Kriegsende ausräumen. "Ein tolles und unterhaltsames Lesebuch", lobte die Geschäftsführerin der Schaumburger Landschaft, Lu Seegers, Walters Werk. Dabei gehe es nicht allein um "industrielle Bedeutung oder fachkundige Deutung vieler Details". Gerade in Corona-Zeiten öffne das Buch den Blick auf "Fluchtpunkte" direkt vor der Haustür: "Man muss nicht nach Costa Rica reisen, um dort exotische Tiere zu betrachten, wenn es hier Gelbbauchunke und Mufflons gibt." Verleger Jörg Mitzkat verriet ein wenig von seinem Aufwand bei der Realisierung des Projekts: Mit mehr als 2,1 Kilogramm Gewicht muss schon ein kleines logistisches Problem beim Vertrieb gestemmt werden. Da war es nur gut, dass Geschäftsführerin Seegers dem Eifer des Autors irgendwann einmal Einhalt geboten hat: Walters Wissen hätte gewiss noch für etliche weitere hundert Seiten gesorgt. Der Band "Ein Pferd hängt im Baum" (748 Seiten mit zahlreichen Illustrationen) ist ab sofort im Buchhandel erhältlich. Foto: al

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