1. Wenn sich Katzen unkontrolliert vermehren

    Streunerpopulationen um Rodenberg / Tierschutz setzt sich für Kastrationen ein

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    RODENBERG (jl). Mehr Abgabekatzen und verwilderte Katzenpopulationen und dann noch die Corona-Pandemie: Der Tierschutz Rodenberg/Bad Nenndorf hat zurzeit alle Hände voll zu tun. Während sich nach einem Hoch im Sommer die Zahl abgegebener Stubentiger wieder stabilisiert hat, bleibt eine andere Herausforderung: "Wir haben rund um Rodenberg stellenweise ein Problem mit größeren Katzenpopulationen", erklärt Jutta Schneider. Zurückgelassene Katzen 
belästigen Anwohner In Apelern, Lyhren, Groß Hegesdorf, Reinsdorf und außerhalb der Deisterstadt gibt es derzeit an fünf Stellen größere Populationen von Hauskatzen, die keinem Halter mehr zuzuordnen sind und freilebend herumlaufen. Aus Apelern musste das Team erst vor wenigen Wochen eine Handvoll junger Katzen abholen. "Wir haben einen Anruf erhalten, dass etwas geschehen muss: Die Katzen reißen die Müllsäcke auf, markieren überall und kommen sogar ins Wohnzimmer", erinnert sich Schneider. Eines der Kätzchen, gerade mal ein halbes Jahr alt, war bereits trächtig. Sie wurden wohl von ihrer ehemaligen Besitzerin zurückgelassen. Die Tiere wurden jetzt kastriert und gechippt - Kosten, die im Rahmen einer landesweiten Aktion zur kostenlosen Kastration von besitzerlosen Hauskatzen abgerechnet werden konnten. Das Land stellte dafür insgesamt 300 000 Euro zur Verfügung, beteiligte Tierschutzorganisationen spendeten weitere 65.000 Euro. Mittlerweile ist die Aktion beendet. "Die Töpfe sind immer sehr schnell leer", verdeutlicht die hiesige Vereinschefin den Bedarf. "Aber nichtsdestotrotz machen wir weiter." Streuner sind auch eine
Gefahr für Hauskatzen Insgesamt rechnen die Tierschützer mit bis zu 40 Streunern, die an den aktuellen Brennpunkten frei herumlaufen. In ganz Niedersachsen wird die Zahl der verwilderten Hauskatzen derzeit auf 150 000 geschätzt - ein großes Problem. Eine Katze kann mehrmals im Jahr Junge bekommen, freilebend sterben diese wie auch die erwachsenen Tiere oftmals an Infektionskrankheiten, Parasiten und schlechter Futterversorgung. Streuner sind daher auch eine Gefahr für Hauskatzen, die sich bei Freigängen anstecken können. Schneider fordert: "Wir müssen etwas machen, weil wir sonst irgendwann nicht mehr gegen ankommen." 80 bis 150 Euro koste eine Kastration, hinzukämen die Kosten für Unterbringung und Versorgung. "Wir können das zeitweise nicht mehr leisten", seufzt sie mit Blick auf finanzielle, aber gerade jetzt während Corona auch auf personelle und logistische Kapazitäten. Kastrationspflicht für Freigängerkatzen in Rodenberg gefordert Erst vor Kurzem hatten Schneiders Mitarbeiter mehrere herrenlose Katzen eingefangen und kastrieren lassen. Darunter seien auch kranke Tiere gewesen - einem Kater musste der Schwanz amputiert werden. Damals beteiligte sich die Samtgemeinde zur Hälfte an den Kosten. Die Zusammenarbeit mit der Kommune, betont die Vorsitzende, funktioniere gut, die Hilfe sei da und sie dafür auch sehr dankbar. Aber: Angesichts der aktuellen Entwicklung erneuert sie ihre Forderung nach einer Kastrationspflicht für Freigängerkatzen auch in der Samtgemeinde Rodenberg: "Es wäre für uns dann einfacher.." Ein Kater kann mehrere freilebende Katzen decken und trägt somit erheblich zur Vermehrung wildlebender Populationen bei, ohne dass Katzenhalter davon etwas mitbekommen. In der Nachbarkommune Nenndorf gilt bereits seit 2015 eine entsprechende Verordnung - und dort sei es "erschreckend ruhig". Die Kastration, Kennzeichnung und Registrierung von Katzen sei ein aktiver Beitrag für mehr Tierschutz. Foto: jl

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