1. Alle 72 Stunden stirbt eine Frau

    Tag gegen Gewalt an Frauen / Landkreis solidarisiert sich

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    LANDKREIS (mk). Heute, am 25. November, dem Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen und Mädchen werden weltweit mit verschiedenen Aktionen klare Zeichen dagegengesetzt. Auch das Amt für Gleichstellung des Landkreises Schaumburg beteiligt sich und hisst heute die Flagge "frei leben - ohne Gewalt" der Menschenrechtsorganisation "terre des femmes". Ein erst im vergangenen Jahr ins Leben gerufenes Informationstreffen von verschiedenen Einrichtungen, Polizei, Ärzten und Bürgern konnte in diesem Jahr aufgrund der Pandemie nicht stattfinden. Den Begriff "häusliche Gewalt" hat die Frauenbewegung in den 1970er und 1980er Jahren geprägt. Bis dahin wurde das Problem in der Öffentlichkeit so gut wie gar nicht thematisiert. Das erste Frauenhaus in Deutschland wurde im Jahr 1976 in Berlin gegründet, heute gibt es bundesweit 353. Hinzu kommen 42 Zufluchtswohnungen, wie der Wissenschaftliche Dienst des Deutschen Bundestages erst im vergangenen Jahr im Rahmen einer ausführlichen Informationsvorlage dargestellt hat. Jährlich suchen circa 16.000 Frauen mit etwa noch einmal gleichvielen Kindern Schutz in einem Frauenhaus. Aufgrund von Platzmangel, ungeklärter Finanzierungsfragen oder bürokratischer Hürden wird vielen Frauen dieser verwehrt. Der Wissenschaftliche Dienst geht davon aus, dass aktuell 14.600 Schutzplätze für Frauen, insbesondere in Ballungsgebieten fehlen. Laut dem Lagebericht "Partnerschaftsgewalt" des Bundeskriminalamtes für das Berichtsjahr 2019 wird alle 72 Stunden eine Frau von ihrem (Ex-)Partner getötet. Jede dritte Frau hat in ihrem Leben schon einmal körperliche oder sexuelle Gewalt erlebt. Der Polizeiinspektion Nienburg-Schaumburg wurden im letzten Jahr 239 Fälle der häuslichen Gewalt gemeldet, in 207 Fällen waren die Opfer weiblich. Im Jahr 2019 wurden 72 Strafanzeigen im Bereich "Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung" gestellt. Wie häufig ein Platzverweis (rote Karte) erteilt wurde, wird statistisch nicht erfasst - laut PI würde jedoch in nahezu allen Fällen einer erfolgen. Im Landkreis Schaumburg hat das Mädchen- und Beratungszentrum BASTA in 2019 163 persönliche Gespräche geführt und 150 Beratungsfälle verzeichnet. 1400 Telefongespräche zum Thema häusliche und sexualisierte Gewalt wurden geführt, diese Zahl beinhaltet auch Gespräche mit Fachpersonal. 258 Beratungsgespräche wurden zu sexualisierter Gewalt geführt, dieses Thema sei noch schambehafteter wie Ingetraud Wehking von BASTA erläutert. Ein relativ hoher Anteil würde eng zusammenhängen mit häuslicher Gewalt. Die AWO teilt mit, dass die Auslastung des Frauenhauses bei 96 Prozent liege, die Aufnahme sei daher nicht immer gewährleistet. 121 Frauen wurden von der Beratungsstelle BISS beraten. Das seien erschreckende Zahlen, macht Gleichstellungsbeauftragte Fatma Gellermann deutlich. Um so wichtiger sei es daher, ein klares Zeichen zu setzten, auch wenn dieses in diesem Jahr etwas kleiner ausfallen muss. Mehr zum Thema auf Seite 3.Foto: mk

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