RINTELN (ste). Anthony Lee von der CDU hatte auf der letzten Ratssitzung gemahnt, dass man nicht nur bei anderen auf schädliche Einleitungen achten sollte (hier: K&S Salzeinleitungen in die Weser), sondern auch vor der eigenen Tür die Hausaufgaben machen müsse. Konkret rügte er hohe Stickstoffbelastungen, die insbesondere bei Starkregen in die Weser gelangten. Daraufhin nahm das SW Kontakt mit dem Abwasserbetrieb der Stadt Rinteln auf und Stadtwerkechef Jürgen Peterson sowie Betriebsleiterin Grit Seemann standen den Fragen des SW Rede und Antwort. Ihr Fazit: "Die Kläranlage Rinteln ist da, wo andere erst noch hin wollen!" So ganz stehen lassen wollte Anthony Lee diese Aussage nicht, wobei er gegenüber dieser Zeitung auch betonte, dass er die Arbeit von Peterson und Seemann überaus schätze. Er schickte den Artikel zu Christian Lohmeyer, einem Landwirt aus Bücken und einem Aktivisten in Sachen "Wer ist eigentlich Schuld am Nitrat im Grundwasser?" Seine Kritik macht Lohmeyer insbesondere daran fest, dass das Kanalsystem in vielen Städten und Gemeinden schlichtweg stark in die Jahre gekommen ist und bei Regenereignissen komme es regelmäßig zu Einleitungen von so gut wie ungeklärtem Abwasser in die Bäche und Flüsse. Er reichte dazu im Bundestag eine Petition ein mit der Forderung, marode und veraltete Kanalisationen zu sanieren. Außerdem forderte er, die Einleitepunkte deutlich kenntlich zu machen, so dass beispielsweise auch Wassersportler, Badende und Angler diese leicht erkennen könnten. Die Kritik von Anthony Lee machte sich fest an einem Bericht über die Klärleistung der Rintelner Anlage aus dem Jahr 2017. Dabei hatte die Anlage lediglich eine Reinigungsleistung von 76,7 Prozent und lag damit auf dem vorletzten Platz vor Salzgitter Ringelheim. Im gleichen Zeitraum schafften andere Anlage bis zu 99,5 Prozent Reinigungsleistung. Da der CDU die Angaben aus dem Abwasserbetrieb gegenüber dem SW nicht ausreichten, wird das Thema am 26. November auf der kommenden Ratssitzung auf der Tagesordnung stehen. Stellung bezieht der Abwasserbetrieb dabei unter anderem auch zur Frage, wie viele Kanäle vom Regenwasser getrennt sind und wie viele nicht. Fast 85 Prozent des Kanalsystems befördert Schmutz- und Regenwasser getrennt. Sehr diplomatisch drücken sich die Abwasserbetriebe aus zur Frage, ob Schmutzwasser bei starken Regenereignissen nur groß gefiltert oder sogar ungeklärt in Oberflächenwässer entlassen werde. Die Antwort dazu: "An entscheidenden Stellen (des Mischwassersystems - die Red.) wird über die Entlastungsbauwerke nach dem Stand der Technik, und nur bei außergewöhnlichen Starkregenereignissen, der Mischwasserkanal von den anfallenden Regenwassermengen bzw. sehr stark verdünntem Schmutzwasser entlastet!" Entsprechende Erlaubnisse des Landkreises Schaumburg lägen vor. Besonders interessant dabei ist, wo das nur verdünnte Schmutzwasser dann eingeleitet wird, und zwar an sechs "Mischwasserentlastungsstellen" an der Dankerser Straße, am Pumpwerk Friedrichstraße, in der Schlingstraße, am Pumpwerk Ostertorstraße, im Mischwasserentlastungsbauwerk Möllenbeck am Weideweg und von der Kläranlage selbst in die Weser. Eine Notwendigkeit zur Nachbesserung der Reinigungsleistung sieht man im Abwasserbetrieb nicht. Ob die Darstellungen die Diskussionen im Rat beenden werden, ist fraglich. Für Anthony Lee stellt sich hier die Frage: "Wichtig ist, was hinten raus kommt!" Foto: ste
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Nachgehakt: Ungeklärtes Abwasser in Bach und Fluss
Ratsherr Anthony Lee gibt sich mit den Antworten des Abwasserbetriebes nicht zufrieden
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