1. Wenn sich Angst und Schrecken einkapseln

    Familientherapeut über Traumata der Kinder der Kriegskinder

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    BAD NENNDORF (jl). "Liebe ist die Kraft der Heilung", so das Fazit einer Veranstaltung mit dem Paar- und Familientherapeut Armin Rathmann. In der St. Godehardi-Kirche sprach er über die spezifischen Probleme der Kinder der Kriegskinder - also all derer, die zwischen 1955 und 1975 geboren sind. Die Jahrgänge 1927 und 1945 mussten Unsägliches an Leid und Repressionen erfahren. Dabei sei die Frage der individuellen Schuld gar nicht relevant.. Betroffene hätten, so der erfahrene systemische Therapeut, ihr Leid in einer Art Schmerzblase abgekapselt. Die Angst und der Schrecken hätten nie ausagiert werden können, stattdessen seien sie regelrecht eingekapselt worden. Die Folge: Schweigen, mit dem die Kinder der Kriegskinder oft aufwuchsen. Sie wussten nicht, warum sich auf einmal Ängste wie beispielsweise die Angst vor dem Verhungern in ihrem Leben in den Vordergrund drängten. Sie wussten auch nicht, wie sie mit den Depressionen und Verdrängungsmechanismen der Eltern umgehen sollten. Und auch nicht, wie den plötzlichen Ausbrüchen von Aggression entgegenzutreten waren - Aggressionen, die so einfache Auslösemomente hatten wie die Sprache eines Pflegers, der einen alten Menschen an die Vertreibung aus Ostpreußen erinnerte. Für die Generation der Kinder der Kriegskinder hatte Rathmann einen guten Rat: Erzählen der Erlebnisse der Eltern oder Verwandten, Sich-Öffnen gegenüber dem Schmerzkörper, den die Familie auf die nächste Generation übertragen hat, sich emotional den Verletzungen stellen, und zwar ohne Schuldzuweisungen an die vorige Generation. Letztlich, so Rathmann, sei es die "Kraft der Liebe, die uns heilt", und die Generationen zusammenführen und die folgende Generation mit den Traumata aussöhnen könne. Da die Thematik im Rahmen des Vortrags nicht diskutiert werden konnte, ist angedacht, ein Seminar dazu zu veranstalten. Foto: privat

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