1. Wenn die Wunde verheilt ist, schmerzt die Narbe

    Alexander Korittko referiert über Flucht, Traumata und Unterstützungsmöglichkeiten

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    STADTHAGEN/Landkreis (pp). Auf großes Interesse bei Ehrenamtlichen und Mitarbeitenden in der Flüchtlingshilfe ist der von der AG Flucht des Schaumburger Bündnisses gegen Depression angebotene Vortrag "Flucht- und Traumazusammenhänge erkennen, Unterstützung vermitteln" gestoßen. Referent Alexander Korittko, 35 Jahre in der Jugend-, Familien- und Erziehungsberatung in Hannover tätig und unter anderem anerkannter Systemischer Lehrtherapeut, sprach im - nach Coronaregeln - voll besetzten Saal 1 im Kreishaus. "Ich habe heute zwei Hüte auf, neben meiner Funktion als Koordinatorin des Bündnisses gegen Depression begrüße ich sie auch mit meinem "Herzenshut" als Vorsitzende des Stadthäger Integrationsbeirats", begrüßte Sunita Schwarz die Zuhörenden. "Die psycho-soziale Situation Geflüchteter mit ihrer Panik, Hoffnungs- und Schlaflosigkeit, ihren Zukunftsängsten bis hin zu Suizidgedanken ist unsere tägliche Arbeit." Alexander Korittko stellte zunächst die "traumatische Zange" vor, bei der Hilflosigkeit, Ohnmacht und Verzweiflung über Erstarren bis hin zu bis hin zu Dissoziation (dem (teilweisen bis vollständigen Auseinanderfallen von psychischen Funktionen wie Wahrnehmung, Bewusstsein, Gedächtnis, Identität und Motorik) führen. Helfen könnten Selbstwirksamkeit, positive Gemeinschaftserlebnisse sowie das Spüren des lebendigen, gesunden Körpers. Das lasse sich beispielsweise durch Sport, sonstige Bewegung, handwerkliche Tätigkeiten oder Kochen erreichen. Die spezielle Traumatisierung durch Krieg oder Flucht bedeute ein Trauma ohne definierten Beginn und ohne kalkulierbares Ende. Da komme es auf das Gastland und die Menschen dort an, ob sich Geflüchtete wieder in Sicherheit fühlen können. "Manche Flüchtlinge sind sehr mit Trauer beschäftigt. Da gibt es verschiedene Verläufe und keine Einheitlichkeit. Für Kinder sind die Eltern ein besonders wichtiger Faktor, die Verlässlichkeit der Helfenden über einen längeren Zeitraum sowie sichere Perspektiven sind sehr wichtig." Wer aufgrund seines Status legal nichts erreichen könne, rutsche oft in die Illegalität. Eine Hilfe, so Korittko, biete auch die Erinnerung an positive Erlebnisse des Lebens, das ja nicht nur aus Verfolgung und Flucht bestehe. Foto: pp

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