LANDKREIS/BAD NENNDORF (jl). Der "Lockdown light" trifft auch die DRK-Tafeln im Landkreis massiv. Das Schaumburger Wochenblatt hat nachgefragt und die Ausgabestelle in Bad Nenndorf besucht. Die Helfer Lukas und Renate stehen im eigentlichen Ausgaberaum und packen Brot, Obst, Gemüse & Co. in die Papiertüten. Vorn wartet Gabi, um das Paket auszuhändigen. Vorn bedeutet hier das geöffnete Rolltor der Halle, wo behelfsweise die Ausgabe eingerichtet wurde. "Wir lassen seit drei Wochen keine Kunden mehr in den Wartebereich", erklärt Koordinatorin Heidi Niemeyer. Das Infektionsrisiko solle so gering wie nur möglich gehalten werden. Und dazu gehört, dass die Kunden draußen warten müssen, bis ihre per Losverfahren gezogene Nummer aufgerufen wird. Die Sorgen liegen bei weniger werdenden Lebensmittelspenden und ehrenamtlivchen Helfern auf der einen Seiten und mehr Bedürftigen und Herausforderungen auf der anderen Seite. Bringdienst: Zahlen haben sich zum Teil vervierfacht "Die Zahlen gehen wieder nach oben", stellt Niemeyer fest. Zunehmend betroffen sei mittlerweile jedoch eine andere Klientel: Familien, in denen sich beide Elternteile in Kurzarbeit befinden und die dadurch vorrübergehend in Schieflage geraten. Gleichzeitig mussten auch die Tafeln auf die Zunahme an Corona-Fällen insbesondere im Raum Stadthagen und Rinteln reagieren.. "Es wird wieder für alle Tafeln den Bringdienst geben", berichtet Niemeyer. "Wir haben jeden unserer Rentner gefragt, ob er beliefert werden will." Denn sie alle gehören zur Risikogruppe - und der Großteil will. In der vergangenen Woche wurde der Bringdienst, der die Warentüten bis an die Tür liefert, wieder erheblich ausgeweitet - auf jeweils gut 40 Kunden. Das entspricht im Gebiet der Kreisstadt einer Verdopplung, im Rintelner Einzugsgebiet sogar einer Vervierfachung der bisherigen Zahlen. Und es sei nur eine Frage der Zeit, bis es noch mehr werden, ist die Koordinatorin überzeugt. In der Bad Nenndorfer und Obernkirchener Umgebung, wo bis dato nur vereinzelt Kunden beliefert wurden, sollen die Bringdienste nächste Woche wieder starten. Derzeit fertigen die Mitarbeiter die entsprechenden Listen an. Niemeyer rechnet mit ähnlichen Zahlen wie im Frühjahr. Damals wurden jeweils gut 20 bis 25 Kunden mobil versorgt. Corona lässt Helferstamm und Lebensmittelspenden schrumpfen "Dafür brauchen wir natürlich Fahrer, Autos und die Ware", erklärt die DRK-Mitarbeiterin die organisatorische Herausforderung. Erst nach einem öffentlichen Aufruf hätten sich ausreichend Freiwillige gemeldet, die mit ihrem eigenen Pkw die vorgepackten Tüten zu den Menschen bringen wollen. Viele aus dem Unterstützerteam seien selbst im Rentenalter, zählten also zur Risikogruppe und zögen sich vorrübergehend zurück. "Zwei neue kommen, aber drei gehen", beschreibt Niemeyer die derzeitige Krux. In Bad Nenndorf sind es zum Beispiel nur noch sechs Ehrenamtliche, die die Ausgabe an drei Tagen (dienstags, mittwochs und donnerstags) stemmen. Eine weitere Schwierigkeit: Durchs Tütenvorpacken "gehen mehr Lebensmittel drauf, als wenn der Kunde vor Ort steht", so Niemeyer. Gleichzeitig komme aber weniger rein. Ob Bad Nenndorf oder Rinteln: "Das macht keinen Unterschied, überall werden die Lebensmittelspenden spürbar weniger." Manchmal sei weder Obst noch Gemüse dabei. Ihre Fahrer bittet sie um einen täglichen Rapport, was sie wo bekommen haben. Und die Welle der Hilfsbereitschaft, die im Frühjahr über die Tafelstandorte gerollt war, sei mittlerweile ebenfalls etwas abgeflaut. Eine Feststellung, die sie keineswegs böswillig meine, wie Niemeyer betont. Vorschriften erfordern ständigen Einsatz der Mitarbeiter Allein der Alltag verlangt den Unterstützern viel ab. Niemeyer fasst es so zusammen: "Die Tafelarbeit - und das ganze Jahr - war extrem anstrengend." Ständig müssten die Mitarbeiter darauf achten, dass sie ihre Hände waschen, die Flächen desinfiziert und die Abstände sowie Maskenpflicht eingehalten werden. "Man kriegt dann schon eine Menge dummer Sprüche an den Kopf geknallt", bedauert Niemeyer. Sie bittet um Verständnis, dass für das Team nicht immer ersichtlich sei, wer alles einen Haushalt bilde, es aber die Einhaltung der Regeln kontrollieren müsse. Sorgen sind groß, aber noch nicht dramatisch So viele Mitarbeiter wie notwendig, aber so wenig wie möglich, lautet die Devise in diesen Tagen. "Wir wollen auch weiterhin da sein", betont Niemeyer und mahnt zur Vorsicht. "Dass wir keine Leute mehr haben, die in der Tafel arbeiten, kann schnell passieren", sorgt sie sich. Oder dass die Lebensmittel ausgingen und die Einrichtung auf Hilfe angewiesen ist wie im Frühjahr. So dramatisch sei die Situation aber noch nicht.Foto: jl
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"Überall werden die Lebensmittelspenden spürbar weniger"
DRK-Tafeln stehen vor großen Herausforderungen / Bringdienste starten wieder
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