1. Schaumburg isst weiterhin Martinsgänse

    Absatzweg über Gastronomie eingebrochen / Kein Tierschutzproblem

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    LANDKREIS (mk). Der Martinstag am 11. November und das anschließende Weihnachtsfest sind die Termine, an denen in Deutschland traditionell Gänse und Enten auf den Tisch kommen. Darauf haben sich die Landwirte, bei denen das Geflügel den Sommer auf weitläufigen Wiesen verbracht hat, eingestellt. Aufgrund der Corona-Einschränkungen fällt die Gastronomie als großer Abnehmer für Martins- und Weihnachtsgänse dieses Jahr jedoch aus. Im Landkreis Schaumburg gibt es nach Auskunft des Landvolk Weserberglands allerdings keine Geflügelzüchter die davon betroffen sind. Gesa Harkopf, Harkopfs Hofladen, kann dies bestätigen: "Wir verkaufen ausschließlich an den Endverbraucher." Dennoch seien die Märkte komplett aus den Fugen geraden, das Ess- und Koch-Verhalten habe sich stark verändert. "Wir hoffen, dass wir bis Weihnachten heil davon kommen und die Bestellungen für die Weihnachtsgänse nicht wieder abgesagt werden." Nach Auskunft der Landwirtschaftskammer Niedersachsen ist die Situation der Gänsehalter in Niedersachsen noch nicht als dramatisch zu bezeichnen. Viele vermarkten die Tiere direkt und ziehen Gänse quasi auf Bestellung groß, haben also relativ wenig frei verfügbare Gänse, für die sie nun unter sehr großem Aufwand Abnehmer*innen suchen müssten. Ohnehin sei die Gänsemast für die deutsche Landwirtschaft eher ein Nischenthema: Nur 15 bis 16 Prozent des deutschen Gänsemarktes werde von hiesigen Landwirten gedeckt, der Rest komme als Importware aus Osteuropa, meistens als Tiefkühlprodukt. Der Gesamtverbrauch von Gänsefleisch stieg aufgrund des höheren Importvolumens. Pro Einwohner errechnete sich für 2019 ein Verbrauch von 400 Gramm, 2018 waren es erst 300 Gramm. Davon konnten die deutschen Gänsehalter laut MEG aber nicht profitieren, die hiesige Bruttoerzeugung gab sogar leicht nach. Der Gänsemarkt hat sich demnach zu einer Nische für die Landwirte entwickelt, die ein ausgeklügeltes Vermarktungskonzept erfordert. Die jüngsten, bei der Landwirtschaftskammer verfügbaren bundesweiten Zahlen stammen aus dem Jahr 2016: Demzufolge gab es vor vier Jahren deutschlandweit 4.400 Betriebe, die als Haupterwerb mindestens 1000 Gänse mästeten - insgesamt 329.000 Tiere. So sind die meisten Martins- und Weihnachtsgänse TK-Importware, die möglicherweise auch von manchen der Gastronomen bestellt wird, die nun leider geschlossen haben beziehungsweise nur im Außer-Haus-Verkauf aktiv sein dürfen. Niedersächsische Gänsehalter, deren Lieferverträge mit der Gastronomie nun nicht erfüllt werden, gibt es aber wohl auch. Dietmar Oltmann vom Landesverband der Niedersächsischen Geflügelwirtschaft erläutert: "Die Nachfrage ist schleppend bis katastrophal." Zu Tierschutzproblemen komme es jedoch nicht, denn die Gänse würden ohnehin draußen laufen. Zum Schutz vor der Vogelgrippe, sei ein Tierseuchenkrisenplan erstellt worden, der mit dem Veterinäramt abgestimmt wurde. "Die Gänse können bei einer verordneten Stallpflicht in Scheunen oder Folientunnel aufgestallt werden, müssen aber nicht zwangsläufig in den Stall", sagt Oltmann. Je nach örtlichen Gegebenheiten reiche es zum Beispiel auch, wenn die Tiere zusammengehalten und nur an zentralen Stellen gefüttert werden. Foto: bb

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