LANDKREIS (jl). Die Parents for Future Schaumburg fordern sich auf kommunaler Ebene mehr für Klimaschutz einzusetzen. In einer Videokonferenz stellten sie jetzt ihren Forderungskatalog an den Landkreis vor, um die drohende Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu begrenzen. Dabei handele es sich um "Grundlagenpapier, um in die Diskussion mit den Politikern zu gehen", fasste Holger Reifschneider zusammen. Mit Blick auf massive Auswirkungen der Klimakrise ergänzte Kay Rabe von Kühlewein: "Es müssen jetzt unbedingt konkrete Handlungen her." Der Leitgedanke: Bei jeder Entscheidung müssten CO2-Neutralität und Klimaschutz grundsätzlich Vorrang vor wirtschaftlichen Erwägungen haben. Mit der ersten konkreten Forderung sollen Sanierungen Vorrang vor Neubauten haben. Gemeint seien dabei jegliche Arten von Neubauten, wie Reifschneider verdeutlichte. Und wenn gebaut werde, müsse dies mindestens nach dem KfW-Standard "40plus" erfolgen. Das meint, dass der Energiebedarf dieses Hauses bei nur 40 Prozent im Vergleich zu einem Neubau gemäß Energiesparverordnung liegt. Zudem sollten die Ausgleichsflächen für neu geschaffene Gebäude und Verkehrswege direkt mit deren Bau angelegt werden. In der Landwirtschaft müsse der Fokus deutlich auf einer ökologischen und pflanzlichen Ausrichtung liegen und die Massentierhaltung schrittweise abgeschafft werden. Im Bereich der Mobilität sind die Aktivisten für Geschwindigkeitsdrosselungen zugunsten des Radverkehrs. Dessen Infrastruktur soll ausgebaut werden. Reifschneiders Wunsch wäre zum Beispiel Tempo 30 in ganz Bad Nenndorf, um das Radeln sicherer zu machen. Aber auch den Ausbau des motorisierten ÖPNV - ohne fossile Brennstoffe - hat die Gruppe auf der Agenda. Der 17-jährge Rabe von Kühlewein verwies auf große Einzugsgebiete. Je älter Schüler würden, desto mühseliger sei die Busfahrt vor allem aus Randbereichen zur Schule. Eine bessere Taktung und ein kostenloses Ticket bis zum Ausbildungsende, wie es das Papier der Parents for Future vorsieht, könnten helfen, eine bessere Bindung an den ÖPNV zu schaffen. Zudem fordern die "Eltern für die Zukunft", die Eisenbahnstrecke zwischen der Kreisstadt und Rinteln zu reaktivieren und an den GVH anzubinden, um Pendlern eine günstige Beförderung zu ermöglichen. Dafür setzt sich auch der Förderverein Eisenbahn Rinteln-Stadthagen ein, der den Maßnahmenkatalog ebenso wie die Fridays for Future-Bewegung, die Bürgerenergiewende Schaumburg sowie Bürgerinitiativen aus Bad Nenndorf mitträgt. Ferner sollen Photovoltaikanlagen, aber auch die Energiespeicherung subventioniert werden. Eine zentrale Forderung betrifft die Einrichtung einer Klimaschutzagentur und die Entwicklung eines Hitzekonzepts - erstere soll ohnehin nach den Zielen des Masterplans "100% Klimaschutz" aus der bereits beim Kreis verorteten Leitstelle erwachsen. Gegenüber dem Landrat signalisierten die Parents for Future Gesprächsbereitschaft. Der Katalog sollte jetzt auch Kreispolitikern und den hiesigen Bundestagsabgeordneten vorgestellt werden. Denn, so Reifschneider: "Wir müssen ihn besprechen, um daraus Forderungen zu erarbeiten und umzusetzen. Wenn wir nicht anfangen, wer soll es denn machen?" Foto: jl
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Parents for Future fordern konkrete Handlungen vor Ort für den Klimaschutz
Sanierung vor Neubau / Tempolimits, um den Autoverkehr zu begrenzen
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