1. "Es ist wichtig, dass wir ein Zeichen setzen"

    Atomkraftgegner aus Schaumburg protestieren gegen Castortransport

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    LANDKREIS/STADTHAGEN (bb). Atomkraftgegner aus Schaumburg und Umgebung hatten sich darauf vorbereitet, bei einer Durchfahrt des Castor-Transportes durch Schaumburg mit Mahnwachen an der Bahnstrecke ihre Ablehnung auszudrücken. Am Ende rollte der Zug mit dem Atommüll auf einer Route durch die Region Hannover nach Süden. Die Umweltgruppe Wiedensahl zeigte sich sehr zufrieden über die Bereitschaft in der Region, gegen den Transport zu protestieren. "Es ist wichtig, dass wir ein Zeichen setzen", erklärte Meinhard Behrens von der Umweltgruppe Wiedensahl am Abend, als der Castortransport aus Nordenham in Richtung auf das Zwischenlager Biblis in Hessen losrollte. Der 600 Meter lange Zug brachte Atommüll aus der Wiederaufbereitungsanlage in Sellafield in Großbritannien zurück nach Deutschland. Unter Einhaltung der Corona-Abstandsregelungen hatten sich Behrens und eine Reihe von Mitstreitern am Bahnhof in Stadthagen getroffen. Um bei einer Mahnwache ihren Protest gegen den Transport auszudrücken und das weitere Vorgehen für die Nacht abzusprechen. Geplant war es, mit kleinen, beim Landkreis angemeldeten Mahnwachen an verschiedenen Streckenpunkten, etwa der Brücke in Hobbensen, der an der Stadthäger Umgehungsstraße in Verlängerung der Industriestraße oder beim Kirchhorster Bahnhof jeweils in kleinen Gruppen gegen den Transport und die Nutzung der Atomkraft insgesamt zu protestieren. Es gehe darum, bewusst zu machen, dass das Thema Atomkraft noch lange nicht vom Tisch sei, hielt Meinhard Behrens fest. Vielfach würden Überlegungen zum "Ausstieg vom Ausstieg", also einen Wiedereinstieg in die Atomkraftnutzung laut. Und zwar mit dem Argument der Verringerung des CO2-Ausstoßes zur Eindämmung des Klimawandels. Unverständlich sei zudem, dass der Transport in einer Pandemie-Lage auf die Strecke geschickt werde, mit entsprechender Gefährdung für das große Aufgebot an Polizeibeamten, welche zu dessen Sicherung mobilisiert werden. In der Pressenotiz der Umweltgruppe Wiedensahl heißt es weiter, dass mit sechs Atomkraftwerken, die in Deutschland noch in Betrieb sind sowie den Uranfabriken in Lingen und Gronau, die unbefristet weiter laufen sollen, der Atomausstieg noch nicht vollzogen sei. Nachdem über neun Jahre kein Castortransport mehr gelaufen sei, seien in den folgenden Jahren mehrere geplant. Jeder einzelne stelle ein zusätzliches Risiko für radioaktive Verstrahlung dar. Forderungen nach Laufzeitverlängerungen sei entschieden eine Absage zu erteilen. In den Nachtstunden wurde klar, dass der Castor-Transport nicht durch Schaumburg sondern über die Region Hannover nach Hessen rollte. Die Umweltgruppe Wiedensahl erklärte, dass sie erfreut sei, eine hohe Mobilisierungsbereitschaft in der Region festzustellen, die Aktion sei ein voller Erfolg gewesen. Rund 80 bis 100 Zusagen für die Teilnahme an den geplanten Mahnwachen seien eingegangen. Die Unterstützung sei aus Schaumburg, Minden-Lippe und dem Landkreis Nienburg gekommen. "Sicherlich wäre der Protest bei der Durchfahrt durch Schaumburg groß gewesen. Schaumburg und Umland bleibt eine Widerstandsregion gegen den Atomkraftwahnsinn", heißt es in einer Pressenotiz. Nachdem die Route nicht durch den Landkreis führte, sei die Aktion abgebrochen worden und eine Reihe von Teilnehmern habe sich auf den Weg nach Hannover und Göttingen gemacht, um den Protest dort zu unterstützen. Der Castor-Transport kam Mittwoch im Zwischenlager in Biblis an. Die Polizei berichtete über den Gesamteinsatz von "friedlichen Protesten ohne größere Zwischenfälle". Die Bundesregierung hatte auf internationale Verträge zur Rücknahme des aus Deutschland stammenden und in England aufbereiteten Atommülls verwiesen. Maßnahmen zum Gesundheitsschutz seien getroffen worden. Foto: bb

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