1. Für die Belange der Opfer eintreten

    Hilfestellung geht an die Substanz / Regelmäßig Auszeiten nehmen

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    Ein Ehrenamt bekleiden - das war und ist für Anke Heldt ein wichtiger Teil in ihrem Leben. Lange Zeit war sie bei der DLRG aktiv, bis ein Unfall im Rahmen ihres Dienstes sie erst einmal über mehrere Jahre hinweg ausbremste. Nach einem Sturz hatte sich Heldt schwer an der Wirbelsäule verletzt. Nach zahlreichen Operationen, Reha-Maßnahmen, mit einem starken Willen und viel Humor hat sie es geschafft, sich wieder zurück ins Leben zu kämpfen. Dann kam vor mehreren Jahren der nächste Rückschlag: Heldt wurde Opfer eines Heiratsschwindlers. "Ich habe immer über diese Frauen gelacht und dann hat es mich selbst getroffen", sagt sie kopfschüttelnd. Und wieder zeigte Anke Heldt ihre Willensstärke, es kam schließlich zu einem Prozess. Und in dessen Verlauf bekam sie Kontakt zum "Weißen Ring". Hier erhielt sich wichtige Informationen sowie Unterstützung und Beistand. "Es hat mir gezeigt, dass man als Opfer gar nicht weiß, was einem zusteht", macht sie deutlich. Nach dem Prozess war ihr klar, sie möchte genau diese Hilfe, genau dieses Wissen weitergeben. Und so wurde sie vor fünf Jahren Opferberaterin bei dem Verein "Weißer Ring". Seit circa dreieinhalb Jahren leitet sie die Außenstelle Schaumburg und ist zudem noch Präventionsbeauftragte für den Bereich Süd-Niedersachsen. Bevor sie anderen zur Seite stehen konnte, erhielt sie in verschiedenen Seminaren das grundlegende Wissen für ihre Tätigkeit. Als Opferberater besteht zudem jederzeit die Möglichkeit, Fälle abzulehnen. So wollen beziehungsweise können viele Menschen beispielsweise in Missbrauchsfällen nicht tätig werden. Heldt hat damit kein Problem und hat vier Kinder während des Prozesses im Missbrauchsskandal in Lüdge betreut. Jeden Gerichtstag hat sie mitverfolgt, immer mit der großen Ungewissheit, was dabei noch zutage gefördert wird. 8000 Stunden, pro Woche zwischen 30 und 40, hat Heldt bereits im Rahmen dieser Betreuungstätigkeit angesammelt. Auch den Fall von Kindesmissbrauch in Ohndorf hat sie übernommen. Im Fall Lüdge hat sich Heldt zwischen den Prozesstagen kleine Auszeiten genommen, zudem kann sie gut abschalten: "Wenn ich nach Hause komme, bin ich Zuhause." Und sie hat einen Boxsack, der hilft, Stress abzubauen, denn nicht immer enden Prozesse befriedigend. Für den "Notfall" liegt eine Tasche mit Schwimmsachen im Auto - beim Bahnenziehen kommt sie gut zur Ruhe. Darüber hinaus findet einmal im Monat eine Teamsitzung statt, in der wertfrei über alles gesprochen werden kann. Es wird gelacht, es kommen andere Themen auf den Tisch und es gibt neuen Input für die aktuelle Beratung. Eine Supervision ist ebenfalls möglich. Und sie können aus dem vielfältigen Angebot an Seminaren zu den unterschiedlichsten Themen wählen. "Ich versuche, so viele Seminare wie möglich zu besuchen", sagt Heldt, diese bieten ihr in ihrer Tätigkeit mehr Sicherheit. Jeder reagiert anders auf eine Straftat und jeder ist beim Weißen Ring willkommen, auch wenn keine Anzeige erstattet wurde. Einfach melden, einen Gesprächstermin vereinbaren und dann alles weitere besprechen. Die Berater vermitteln bei Bedarf an Psychologen oder Anwälte - hierfür gibt es einen Beratungsschein im Wert von 190 Euro vom Weißen Ring. In Zeiten von Corona findet die Beratung über Videochat oder Telefon statt und manchmal reicht es den Opfern auch, wenn ihnen einfach mal nur jemand zuhört. Die Scham ist häufig groß, sich den Angehörigen anzuvertrauen. Auch bei diesen Gesprächen kann der Weiße Ring unterstützen. Der Verein finanziert sich ausschließlich aus Spenden, einen wichtigen Teil seiner Arbeit nimmt die Prävention ein. Grundsätzlich betont Heldt, sei die Arbeit sehr befriedigend, auch wenn es nicht immer juristische Gerechtigkeit gibt. Dennoch erhalte sie viel Dankbarkeit von Seiten der Opfer. Und der Verein unterstützt die Berater auf allen Ebenen, notfalls auch juristisch. Wer Interesse hat, als Berater tätig zu werden, kann sich einfach beim Weißen Ring melden, grundsätzlich ist jeder dafür geeignet - ein großes, polizeiliches Führungszeugnis muss allerdings vorgelegt werden. Zurzeit sind im Schaumburger Team drei Berater*innen tätig, der "Weiße Ring" würde sich über Verstärkung freuen. Foto: mk/privat

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