LANDKREIS/STADTHAGEN (nh). Vor rund einem Jahr wurden neun deutsche Regionen vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur ausgewählt um im Projekt "HyStarter" ein eigenes, regionsspezifisches Wasserstoffkonzept sowie ein entsprechendes Akteursnetzwerk herauszuarbeiten. Auch der Landkreis Schaumburg ist aufgrund seiner vielseitigen Charakteristik mit dabei. Als ältestes Kohlerevier Deutschlands mit vielen ehemaligen Bergwerken und einem außergewöhnlich dichten Gasnetz existiere hier die Chance, auf vorhandene Infrastrukturen zurückzugreifen und die Region wieder zu einem Energieproduktionsstandort mit Zukunftscharakter zu entwickeln. Ziel ist es, eine komplette Prozesskette einer Wasserstoffwirtschaft von der Erzeugung bis zur Nutzung für den Endverbraucher zu entwickeln. Integrativer Ansatz Dabei seien bereits einige interessante Ansätze herausgearbeitet worden, informieren Landrat Jörg Farr, Horst Roch, Leitstelle Klimaschutz des Landkreises Schaumburg, Fritz Klebe, Baudezernent und Leiter Hochbauamt sowie Nadine Hölzinger, Geschäftsführerin Spilett GmbH, und Jonas Koch, ebenfalls Spilett. Das Projektteam habe sich für einen integrativen Ansatz entschieden, der sich auf die Aspekte Wasserstoff-Erzeugung, -Transport und -Speicherung sowie Anwendung und Verbrauch konzentrieren. Bei der Analyse seien eine Vielzahl an Potentialen entdeckt worden, auch erste Akteure wurden ausgemacht. "Das Thema hat wahrlich gezündet, einige Akteure kamen bereits mit konkreten Ideen für Projekte auf uns zu", bekräftigt Landrat Farr. Ebenso gäbe es viele positive Stimmen aus Wirtschaft und Politik, die sagen: Wir wollen diesen Weg mit euch gehen. Die bisherigen Ergebnisse sollen Anfang kommenden Jahres dem Kreistag für eine Beschlussfassung vorgetragen werden. Das erste Resümee bis hier hin: "Diese erheblichen Impulse möchten wir nutzen". Wirtschaftlich und zukunftsweisend "Es wurde bereits ein Klimaschutzkonzept für den Landkreis erarbeitet. Die Schwierigkeit liegt im Erreichen der gesetzten Ziele: Rund 50 Prozent der Energie und 95 Prozent des CO2-Ausstoßes sollen reduziert werden. "Mit Wasserstoff haben wir die Möglichkeit, diese Wende noch hinzubekommen", schätzt Klimaschutzmanager Roch. Erneuerbare Energien aus Sonne und Wind seien nicht durchgängig verfügbar, Wasserstoffenergie könnte diese Lücke ausfüllen, da sie gespeichert und transportiert werden kann. "Unser Ansatz zielt auf die Versorgung von Gebäuden mit Energie. Dabei wären Einzelgebäude als auch Gebäudekomplexe denkbar", so Felix Klebe. "Es muss geschaut werden, ob ein Gebäude auch wirtschaftlich über einen längeren Zeitraum mit regionaler Energie aus Solar, Wind und Wasserstoff zu versorgen ist, damit könnte sich langfristig von fossilen Energien gelöst werden". Weiter könnte aus Rest- und Abfallstoffen, vor allem Plastikmüll, mittels Elektrolyse Wasserstoff gewonnen werden. Unter Zuhilfenahme von Klärschlamm, der die nötige Feuchtigkeit liefern würde - könne sowohl dem Klärschlamm- als auch Müll-Entsorgungsproblem entgegengewirkt werden. Ebenso könnte Wasserstoff vermehrt bei der Mobilität zum Einsatz kommen - etwa beim Bahn- und Flugverkehr sowie bei Nutzfahrzeugen. Im privaten Bereich könnte Wasserstoff mit E-Mobilität kombiniert zu kleineren Batterien und einer größeren Reichweite beitragen. "Natürlich muss die entsprechende Lade-Infrastruktur wie Tankstellen parallel dazu aufgebaut werden, damit diese Technologie auch auf Akzeptanz stößt", fügt Roch hinzu. Weiteres Vorgehen Die Analyse wird derzeit noch weitergeführt, mit dem Grundsatzbeschluss könnten dann 2021 erste Projekte vorangetrieben werden. Die ersten Akteure sind bereits sehr weit in ihrer Planung, berichtet Roch. Dabei werde auch geguckt, dass vorhandene Infrastrukturen weiter genutzt werden. Denkbar wäre eine Nachnutzung der Energieanlagen im Landkreis oder des Gasnetzes, um eine langfristige Wirtschaftlichkeit zu fördern. Bei dem Aufbau einer Ladeinfrastruktur im Mobilitätsbereich würden sich zudem Standorte nahe der A2 und den großen Distributionszentren anbieten, denn derzeit klaffe hier ab Hannover eine große Versorgungslücke. "Das sind innovative Ansätze und eine große Chance für den Landkreis, die als Motor für die weitere Entwicklung fungieren könnten", so Klebe. "Diese Region kann mit ihren Ergebnissen als eine Art Blaupause für ähnliche Regionen fungieren und Vorreiter sein, die Impulse für die künftige Wirtschafts- und Industrieentwicklung geben kann", sagt Hölzinger. "Wir haben hier ein tolles Zukunftsprojekt, unsere Arbeit ist nun wichtig um den notwendigen Rahmen abzustecken, um Förderungsmöglichkeiten auszumachen", macht Klebe deutlich. Die Ergebnisse werden nun zusammengefasst, damit weitere Akteure wie Handwerker, Firmen und andere mitgenommen werden. Die zusammengefassten Ergebnisse werden bewertet und dem Kreistag vorgestellt. Dann soll ein Maßnahmenkatalog aufgebaut werden, der die nächsten Schritte formuliert. Foto:nh
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Die Potentiale für die Wasserstoffregion ausloten
Interessante Ansätze zur Verwendung von Wasserstoff in Schaumburg
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