LANDKREIS (mk). Pilgern ist auch in diesen Zeiten direkt vor der Tür möglich. Der Herbst ist da und bietet Freiräume. Entspannung geht am Wochenende, an einem Nachmittag oder für mehrere Tage - dafür brauchen wir keine große Planung, wir müssen nur "los". Nicht lange reden, sondern "losgehen", das ist das Motto von Pastor Reinhard Zoske, Kirchengemeinde Bergkirchen. Die Planung ist leicht, die Wege kurz. Dieser Artikel soll Anregung und Information bieten, um Pilgerwege vor Ort abschnittsweise oder ganz zu erschließen. Pilgern ist Kultur Der Pilgerweg von Loccum nach Volkenroda führt durch Naturjuwelen. Rund 300 Kilometer folgt der Pilgerweg der Weser, der Leine und der Unstrut. Das Wesergebirge, der Vogler, der Solling bis hin zum Eichsfeld werden durchschritten. Kulturell verbindet Loccum und seine uralten Wege Tradition mit Moderne am Steinhuder Meer mit Mutterkloster Volkenroda bei Mühlhausen in Thüringen. Jeder Abschnitt des Weges kann einzeln und unabhängig voneinander abgeschritten werden. Der Pilgerer kann auch die Schönheit vor Ort mit aufnehmen: am Steinhuder Meer ist nicht nur gut Segeln, auch "auswandern zum Wilhelmstein" mit Kaffee und Kuchen ist gut möglich. Ebenso wandern über Hügel mit Panoramaansicht aufs Steinhuder Meer oder wundervolle Flusstäler. Das ist wie Naturjuwelen heben. Auf dem Pilgerweg treffen wir auf Familien, Freundesgruppen oder Einzelpersonen, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad unterwegs sind. Auch Gruppen begleitet von Hunden sehe ich natürlich und ganz entspannt. In unserem Pilger- und Gästebuch nehmen jährlich mehr Pilgerer das Angebot an und tragen sich mit sinnlichen Versen und Beiträgen ein. Auf uralten Wegen gehen So heißt es unterwegs in einem uralten Lied: "Mögen sich die Wege vor deinen Füßen ebnen, mögest du den Wind im Rücken haben und bis wir uns wiedersehen, möge Gott seine schützende Hand über dir halten." Dabei stellt das Vorhaben, zu gehen, die ersten Schritte dar. Das ist Leben. Direkt vor der Haustür: Loccum-Volkenroda oder der Sigwardsweg - besser noch, was wir daraus entstehen lassen und wohin uns unsere Kreativität verschlägt. Ein Stück Geschichte wartet an jeder Hausecke. Es gibt Wegweiser, Unterkünfte, offene Kirchen und Gebäude zu besuchen, Städte zu entdecken und Geschichten zu erzählen - ja, in Kultur und Landschaft einzutauchen. Gleichzeitig läuft die eigene Lebensuhr und Lebensgeschichte im Hier und Jetzt mit; seine Gedanken und was wir davon abschütteln möchten. Ein altes Sprichwort: "Es lässt sich eher was ablaufen als etwas abzuwarten!" Also raus und los! Der Weg von Loccum bis Volkenroda hat die ehrgeizige Entfernung von 300 Kilometer. Aber die Nebenstrecken, wer genau hinsieht, sind viel kürzer. Der Sigwardsweg führt auf 170 Kilometern durch das schöne Auetal und am Steinhuder Meer vorbei. Sich einfach mal die Zeit nehmen, um Schritt für Schritt hinter sich zu lassen und mit spirituellen Hintergrund Strecke machen. Der Weg war früher das Ziel. Heute ist es so, dass du beobachtest, wer du vorher und wer du hinterher bist. Was entdeckst du? Vielleicht tauchen auch Lebensfragen und Gottesbilder auf. Viele, die sich auf den Weg machen, wünschen sich Erholung und Entspannung. Aber es ist auch "Überlebenstraining". Wie komme ich an das "Vergessene" heran, was ich nicht eingepackt habe? Wo ist eine Unterkunft, wenn ich mein Tagesziel so nicht erreiche. Auch so eine Frage wird wichtig, wo ich eine warme Dusche finde und mich mit etwas Leckerem zu stärken vermag. Und die guten Geister und Engel nicht zu vergessen, die Helfer am Wegrand. Pilgern ist ein Erlebnis Das Erleben beim Pilgern ist nicht zu unterschätzen. Wie komme ich ins Gespräch? Ergibt sich eine Begegnung? Kann ich eine Freundlichkeit erhaschen oder eine Kraftquelle entdecken? Das zu erfahren ist ein Geschenk, was unser Leben reich macht. Vielleicht wird dir ein Apfel über den Gartenzaun gereicht? - Eine Thermoskanne mit Kaffee oder Tee und ein Keks dazu sind ein wahrer Genuss! Und wieder die Wanderschuhe schnüren und los - das ist groß. Auch Pilgerer, die Stempelsammler sind, werden dir begegnen. Sie haben den Ehrgeiz, den schönsten Stempel zu bekommen, oder möglichst viele. Das ist eine echte Perspektive. Und das Zelebrieren von Pausen ist nicht zu unterschätzen. Sich in Pilgerbüchern zu "verewigen" mit freien Gedanken und Phantasiebildern. Ach, und der kleine Hunger kommt bestimmt zur Unzeit, da wo du nicht damit rechnest. Und dann kann es sein, dass du auf eine späte Beere triffst. Je nach Jahreszeit wachsen sie am Wegesrand. Wie ein "Schneekönig" können sich Menschen plötzlich über ganz einfache Dinge freuen, wenn sie ursprüngliche Entdeckungen machen und so tief von innen heraus schmunzeln. Das Wetter wird eher kühl und norddeutsch und nicht heiß wie auf dem Jakobsweg in Nordspanien. Aber von der Blattfärbung in dieser Zeit und allerorts werden wir überwältigt sein. Das wird groß. Und am Ziel angekommen, lerne ich den Weg, den uralten Weg schätzen, der sich mit uns verbunden hat. Und an Pfingsten 2021 bietet die Pilgerstrecke durch Bergkirchen am Steinhuder Meer einen "ganzen Tag Vielfalt" für alle Interessierten an. Schon jetzt möchte Reinhard Zoske alle dazu einladen. Sie dürfen gespannt auf die Überraschung sein. Foto: privat/AdobeStock
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Wandern und Pilgern vor der Tür
Ein Stück Urlaub und Erholung für Körper und Seele
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