1. Ehrenamtliches Engagement zwischen Blockflöte und Belletristik

    Angelika Bewer leitet seit 34 Jahren das Flötenensemble / Mitarbeit in der Bücherei

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    Früher als Kind, da sei es ihr Wunsch gewesen, sich in einer Bücherei einschließen zu lassen, um ungestört stöbern und lesen zu können. Heute verbringt Angelika Bewer viel Zeit in der Bad Nenndorfer Bücherei - Ruhe zum Lesen hat sie aber nicht. Seit 2016 arbeitet sie dort ehrenamtlich mit. Unter Leute kommen, die Arbeit mit Büchern und dem Computer -"das ist genau meine Sache", lacht die 71-Jährige, die früher für den Verein Sachverständigen-Kuratorium (SVK) gearbeitet hat und noch immer dessen Verlagsbüro unterstützt. Zusammen mit dem mittlerweile zwölfköpfigen Bücherei-Team (darunter eine hauptamtliche Kraft) kümmert sie sich um die Ausleihe, den Bücherbestand und die Verwaltung. Sie selbst gehört zu der Gruppe, die für die Belletristik und die Gestaltung des Seniorennachmittags der Kirche zuständig ist. Diesen begleitet die Bücherei-Mannschaft ein- bis zweimal jährlich mit Gedichten, Geschichten und Sketchen. Und in ihrer freien Zeit liest sie selbst natürlich auch viel, mal in Papierform, mal im e-Book oder stellt ein Hörbuch an -"je nachdem, wo ich gerade bin". Zudem geht Bewer zwei Abende die Woche flöten, wie sie es selbst mit einem Augenzwinkern formuliert. Seit nun mehr 34 Jahren leitet sie das Blockflötenensemble der evangelischen Kirchengemeinde St. Godehardi und wirkt im zweiwöchigen Wechsel in zwei weiteren Formationen in der Region Hannover mit. Und wäre ihre Stimme noch fit, wäre sie wohl auch noch immer im Chor aktiv. "Das machte sie aber nach 50 Jahren leider nicht mehr mit", bedauert Bewer, die im Schulchor das Singen angefangen und bis zu ihrem 60. Lebensjahr gelebt hat, zuletzt im Kammerchor Bad Nenndorf sowie in der St. Martini-Kantorei und im Vokalensemble Stadthagen. Heutzutage liegt ihr Schwerpunkt auf dem Spielen der Blockflöte. Das Besondere: Erst vor einem Jahr hat sie begonnen professionellen Musikunterricht zu nehmen, um sich, wie sie sagt, die "technischen Feinheiten" beibringen zu lassen. "Meine Mutter hat mir als Kind irgendwann eine Blockflöte in die Hand gedrückt und dann habe ich es mir autodidaktisch beigebracht", blickt sie zurück. Dann habe ihr Hobby lange Zeit geruht - bis 1984, als sie zum Flötenensemble stieß. Mittlerweile beherrscht die gebürtige Schwarzwälderin, die in Barsinghausen aufgewachsen und 1970 nach Bad Nenndorf gezogen ist, nicht nur ein Instrument, sondern gleich alle sieben Varianten der Blockflöte: Von der 20 Zentimeter kleinen Sopranino über die Tenorflöte bis zum mannshohen Subbass. "Man muss die Finger einfach nur weiter auseinander nehmen und braucht mehr Luft", schmunzelt die Leiterin. "Wir spielen Barock, Rokoko, aber auch ganz entzückende moderne Sachen", beschreibt sie die Vielfalt. Denn mit einem Flötenkreis, wie ihn mancher im Kopf habe -"grauhaarige Damen mit Dutt und Strickstrumpf"-, habe dies nicht im Geringsten etwas zu tun. Dieses Bild aus den Gedanken zu bekommen, liege ihr sehr am Herzen. "Es ist kein Kinderinstrument, es ist viel mehr als nur da reinzublasen und die Finger zu bewegen", verdeutlicht Bewer. An die Übernahme der Ensembleleitung erinnert sie sich noch ganz genau. Zwei Jahre nach ihrem Beitritt verließ der Gründer und damalige Leiter Hans-Hermann Sölter die Gruppe. "Er guckte mich nur scharf an und sagte: Du machst das schon", lacht Bewer. 1986 war das. Seitdem erlebte sie nicht nur glanzvolle Jahre, sondern auch eine "Durststrecke", als nur noch drei Musiker dabei waren. Mittlerweile sind es dank der Rückkehrer - darunter ehemalige Schüler - wieder doppelt so viele. Was sie am Musizieren fasziniere? "Musik selbst zu produzieren ist einfach schön." Musik nur zu konsumieren, könne sie sich schlichtweg nicht vorstellen. Andere Leute zu überzeugen, auch Modernes zu spielen, selbst wenn es erst einmal anders klingt; ihnen zu zeigen, dass aus schwarzen Punkten nicht nur Töne entstehen, sondern Musik, die lebt, die etwas aussagt - das herauszukitzeln, sei die Motivation, die sie antreibt. "Und natürlich, dass man sich mit Gleichgesinnten trifft", ergänzt die Musikerin. Das sei auch ihr Ansporn, sich in der Gemeindebücherei zu engagieren.. Ans Aufhören? Nein, daran denke sie noch lange nicht. "Ich bin mit Leib und Seele dabei." Text/Foto: jl/Strebinger

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