1. Bürgerinitiative gegen ein Werk am Deister-Berg nimmt Arbeit auf

    Viele Interessierte bei Treffen / Pläne als "Hinterzimmer-Politik" kritisiert

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    BAD NENNDORF (jl). Die neu gegründete Bürgerinitiative (BI) "Kein Werk am Deister-Berg" ist von so großem Interesse überrascht worden, dass sie den Auftakt ihres ersten öffentlichen Treffens kurzerhand von drinnen nach draußen verlegen musste. Mehr als 50 Interessierte waren gekommen - zu viel für geschlossene Räume in Zeiten von Corona. "Das ist Wahnsinn", staunte Sprecher Holger Reifschneider und machte deutlich wofür die BI stehe. Sie sei "keine Gruppe, die E-Mobilität verabscheut und ablehnt: Wir sind dafür und auch für ein Komponentenwerk - aber nicht an diesem Standort." Neben ihm begrüßten auch die sechs weiteren Gründungsmitglieder die Anwesenden, darunter Bürger, Vertreter von Organisationen und Parteien wie Daniel Schön von den örtlichen Grünen. Als Anwohner in der Bückethaler Landwehr und damit als "künftiger Nachbar" des möglichen VW-Werks hielt Andreas Schaake dieses für einen "verspäteten Aprilscherz". Jochen Führing, seit fünf Jahren Bürger Bad Nenndorfs, befürchtet, dass die Verbindung von Bad Nenndorf zum Deister zerstört werde, indem ein großes Industriewerk entstehe. Den Aspekt Artenschutz sprach Thomas Schäfer als Sprecher der hiesigen Nabu-Gruppe und Fledermausbotschafter an. Im Densinghäuser Feld liege nicht nur das Winterquartier der besonders geschützten Flugtiere - das gesamte Gebiet sei ihr Jagdrevier. "Und wir hätten ganz gerne, dass das so bleibt", sagte Schäfer, der sich mit einem Stapel Beitrittserklärungen vor die Zuhörer gestellt hatte. Allein an jenem Abend erhielt er 45 unterschriebene Zettel zurück. Dass für das Vorhaben ein Landschaftsschutzgebiet "geopfert wird", lehnte auch Stefan Berger ab. An der "Art und Weise, wie mit dem Gebiet umgegangen wird und dass man das im Hinterzimmer beschließt", störte sich Markus Schneider, ebenfalls ein Bürger aus der Bückethaler Landwehr. Ein Punkt, der nicht nur von der zweiten Nabu-Sprecherin Andrea Goike, sondern auch aus den Reihen der Gäste kritisiert wurde. Mit Blick auf die im Juni im Verwaltungsausschuss gefassten Aufstellungsbeschlüsse fielen Begriffe wie "Winkelzug" und "Wischiwaschi"-"Die wurden über den Tisch gezogen", rief ein Zuhörer. Rein rechtlich sei es nicht mehr möglich, ein Bürgerbegehren zu initiieren. Was bleibe, sei die BI. Dazu Goike: "Wir sind viele, die dagegen sind, wir müssen Druck ausüben." Auch der BI-Sprecher motivierte: "Ziel ist es Masse zu werden", und verwies auf die vor wenigen Wochen gestartete Petition, die bereits mehr als 1150 Unterschriften zählt. Zudem habe man als Bürgerinitiative Akteneinsicht. "Wir werden uns unbequemer anstellen", so Reifschneider. Wie ernst ist die Lage sei, wollte ein Gast wissen. "Wir nehmen das sehr sehr ernst", entgegnete Führing für die BI. "Keine Ahnung, wie weit die sind, wir als Bürger fühlen uns vor vollendete Tatsachen gestellt." Dabei frage er sich, "wer den Takt vorgibt"- VW, Metawerk oder hiesige Akteure. "Es ist furchtbar, dass so etwas überhaupt in Erwägung gezogen wird", meldete sich eine ältere Dame, die seit 25 Jahren in der Kurstadt lebt, zu Wort. Ihrer Aussage nach wird dadurch keine Rücksicht auf die Bürger, insbesondere die älteren, genommen. Mit dem Vorwurf, er meide die öffentliche Debatte, kritisierte ein Anwesender den "Hauptverwaltungsbeamten"- also Mike Schmidt, obwohl der Name nicht fiel. "Er versucht die Öffentlichkeit kleinzuhalten", meinte der Bürger. Aufgeteilt in mehrere Arbeitsgruppen will die BI jetzt verschiedene Themenbereiche wie Demonstration, Flyer und Artenschutz angehen sowie auf dem Wochenmarkt präsent sein und informieren. Aktiv werden könne aber auch der einzelne, indem er beispielsweise auf Ratsmitglieder zugehe und Fragen stelle, riet Reifschneider. Foto: jl

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