1. Mit drei betagten Treckern quer durch den Harz

    Männer kehren von ungewöhnlicher Ausfahrt zurück / Tolle Oldtimer

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    ALTENHAGEN II/HÜLSEDE (al). Was machen drei junge Männer, die ein spezielles Faible für altgediente Landmaschinen haben? Sie reisen in den Urlaub nicht im bequemen Limousinen-Polster, sondern nehmen auf harten vibrierenden Sitzen Platz, ganz ohne Windschutzscheibe und schützendem Dach. So geschehen in Altenhagen II: Das Trio machte sich auf den Weg in den Harz und kehrte nach einer Woche samt ihrer knatternden Lieblinge wohlbehalten zurück - nach genau 500 Kilometern. Eigentlich hatten sie in spontaner Bierlaune sich entschieden, "an die See" fahren zu wollen. Doch der Blick auf die Karte sorgte für Ernüchterung: Das Ziel erschien ihnen für einen ersten Langstreckenversuch denn doch zu weit. Allerdings hätten keine Berge als Hindernis im Weg gestanden. Also in den Harz. Der lag zwar näher, könnte sich aber als echte Herausforderung für die allesamt mehr als sechs Jahrzehnte alten Gefährte erweisen. Christian Uredat (29) hatte mit Blick auf seinen "Schlüter", Baujahr 1955, keine Bedenken. Immerhin befindet sich der Schlepper seit 55 Jahren in Familienbesitz Der Opa hat damit das Feld bestellt. Marius Voß (21) ist trotz jungen Alters schon ein alter Hase in Sachen Oldtimer. Früher bewegte er den grünen Liebling des Großvaters. Heute nennt er einen Kramer aus dem Jahr 1960 sein Eigen, den ein früherer Vorgänger originell um eine angeschweißte Platte samt Milchkanne ergänzt hatte. Der 19-jährige Lukas Panoussis stand seinen lebensälteren Freunde nicht nach: "Hela" nennt sich das eher seltene Fabrikat. Hinter dem Schriftzug versteckt sich die Firma Hermann Lanz aus Aulendorf. Wenn man aber eine ganze Woche unterwegs sein will und dafür auch noch Feldbetten und Schlafsack braucht, stellt sich bei den kofferraumlosen Fahrzeugen alsbald die Platzfrage. Für Marius kein Problem. Schließlich besitzt er auch einen Anhänger. Darauf passten mühelos alle Utensilien einschließlich zweier Sonnensegel. Unter dem einen der großflächigen Stoffe wurde genächtigt; das zweite diente den Schleppern als Schattenspender und Wetterschutz. Das erwies sich durchaus als sinnvoll: Eine Nacht zog ein heftiges Gewitter mit Sturzregen auf. Doch das blieb der einzige Zwischenfall in der durchaus als spannendes Abenteuer angesehenen Woche. Natürlich ging es nur auf Nebenstraßen in Richtung der höchsten niedersächsischen Berge. Bei durchschnittlich 18 km/h benötigten sie dafür allein 13 Stunden zum ersten Tagesziel Clausthal-Zellerfeld. Im Harz ging es dann noch langsamer voran, weil die Urlauber nun partout über Braunlage und das 821 Meter hoch gelegene Torfhaus tuckern wollten - mit 3,8 Stundenkilometern und einigen Zwangspausen, weil die wassergekühlten Motoren heiß zu laufen drohten. Dafür kamen sie sich mitunter fast schon als Filmstars vor. Hupend und winkend passierten Autofahrer den kleinen Konvoi. Kameras und Handys wurden gezückt. Auf Zeltplätzen wurden sie mitunter fast bestürmt: "Wir haben euch doch vorhin überholt." Geduldig beantworteten sie die Fragen nach dem Woher und Wohin und nach technischen Details ihrer außergewöhnlichen Karossen. Sogar zum abendlichen Bier wurden sie von anderen Campern eingeladen. Auf der nördlichen Harzseite war Thale mit der Auffahrt zum Hexentanzplatz das Ziel. Weiter ging es nach Hasselfelde zu einem Western-Vergnügungspark. Dort gefiel es den drei jungen Leuten so gut, dass sie noch einen weiteren Tag blieben. Dafür nahmen sie eine 14-stündige Rückfahrt in Kauf, die erst mitten in der Nacht zu Hause endete. Ganz ungefährlich war das nicht, wie Christian einräumte: Schließlich haben die alten Trecker nur winzige Rück- und Blinklichter als Warnung für nachfolgende Fahrzeuge.Am Ende waren sie froh, den unbequemen und schlecht gefederten Sitz auf vibrierender und lauter Maschine verlassen zu können. Doch das verhinderte nicht die neuen Pläne: "Nächstes Jahr wollen wir nun wirklich an die See!" Einen Makel aber hatte der erste lange Treckerausflug denn doch: "So ein paar junge Anhalterinnen hätten wir wohl schon gern mitgenommen." Foto: al

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