1. Für immer Ruhe um "Krackes Ruh"

    Viele Ausflugslokale an Süntel und Deister sind lange verschwunden / Forsthaus Blumenhagen trotzt dem Trend

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    HÜLSEDE/LAUENAU (al). Tief duckt sich das kleine Holzhaus hinter dichten Hecken und unter den hohen Bäumen am Süntelrand. Eine Kette versperrt den Zugang zum Privatbesitz. Vor rund eineinhalb Jahrzehnten herrschte hier zumindest an Wochenenden noch quirliges Leben - sowie an knackigen und schneereichen Wintertagen: "Krackes Ruh" war eine beliebte Einkehr für Wanderer und Einwohner. Doch nach dem Tod von Besitzerin Emmi Kracke wollte und konnte Sohn Horst nicht mehr weitermachen. Gesundheitliche Gründe und behördliche Auflagen erwiesen sich als Hürde - zum Leidwesen der Hülseder, die bis heute noch dem Verlust der originellen Kommunikationsstätte nachtrauern. Hier trafen sich Stammtisch- und Frühschoppenrunden. Im Sommer lockte das rustikale Gestühl im Schatten; im Winter der bullernde Ofen. Gerade die Rodler und Skisportler vom nahen Hang wussten die wärmende Pause zu schätzen. Begonnen hatte die Hülseder Waldschänken-Tradition gleich nach dem Zweiten Weltkrieg. Einige hundert Meter weiter durfte der Hülseder Paul Reimann am Platz der "Sieben Eichen" in einer Holzhütte Getränke werktags an Waldarbeiter und sonntags an Spaziergänger verkaufen. Dank großer Beliebtheit wurde die Fläche ausgebaut, auf der an Sommerwochenenden der Hülseder Musiker Paul Haupt zum Tanz aufspielte. Als Reimann Hütte und Hülsede 1957 verließ, entschieden sich der Frühinvalide Karl Kracke und Ehefrau Emmi zur Nachfolge. Auf dem von der Gemeinde erworbenen Grundstück war Platz für eine Blockhütte der Forstverwaltung. Das 400 Meter waldeinwärts stehende Gebäude mit den Grundmaßen von vier mal sechs Metern wurde auf einem eigens gebauten Gestell per Trecker an seinen neuen Platz gebracht. Später wurde es um einen Anbau ergänzt. Einschließlich Gartengestühl konnten bis zu 150 Gästen Platz finden. Dem Aus von Krackes Ruh gingen andere Lokale in ähnlich abseitiger Lage schon lange voraus. Auf der östlichen Süntelseite sind Herriehausen und Kessiehausen verschwunden. Gastronomie befindet sich nur in einiger Entfernung: die "Bergschmiede" bei Bad Münder, der Süntelturm, die "Schillat-Höhle" und das Gasthaus Becker in Langenfeld. Das Traditionslokal Tegtmeier im Auetaler Ortsteil Raden ist nach dem frühen Tod seines letzten Gastronomen ebenfalls verwaist, obwohl es vor einem neuen Anfang gestanden hatte. Auch am Deister vollzog sich eine ähnliche Entwicklung. Zwar sind Nordmannsturm und Annaturm immer noch beliebte Ziele wie Mooshütte, Teufelsbrücke und die heute als "Deister-Alm" bezeichnete frühere "Bantorfer Höhe" oder auch "Waldapotheke" und "Bärenhöhle" bei Egestorf/Deister. Wanderer aber, die gern in Nienstedt einkehrten, finden dort das beliebte Gasthaus Hanke schon lange nicht mehr. Gleiches gilt für die bei Nenndorfer Kurgästen früher so beliebte Cecilienhöhe. In Feggendorf erinnern sich nur noch ältere Einwohner an "Petersruh", wo Gäste noch Anfang der 1970er Jahre zwischen Ligusterhecken gemütlich sitzen konnten. Nur ein Gastronomiebetrieb hat mit einem absoluten Neustart vor jetzt genau 15 Jahren dem Trend ein Ende gesetzt: Im ehemaligen Pferdestall und angrenzenden Flächen entstand das inzwischen weit über lokale Grenzen hinaus bekannte Forsthaus Blumenhagen. Foto: al

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