1. "Der Investor tut sich keinen Gefallen ins Landschaftsschutzgebiet zu gehen"

    Grüne kritisieren Standortwahl für VW-Werk als "fatal" bei Umweltspaziergang / Ärger über intransparentes Vorgehen

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    BAD NENNDORF (jl). Mehr als 50 Teilnehmer haben die hiesigen Grünen bei ihrem politischen Umweltspaziergang - angemeldet als Versammlung - durch den Deister geführt. Auf dem Weg von der Mooshütte bis zum Erlengrund ging es neben dem Volksbegehren Artenvielfalt vor allem um ein Thema: das mögliche VW-Werk und seine weitreichenden Auswirkungen auf die umliegende Landschaft. Mit dabei waren auch Grünen-Politiker aus dem Landes- und Bundestag. Was die Grünen ablehnen, fasste Nils-Christoph Fiedler, neben Imke Hennemann-Kreikenbohm der Vorsitzende des Ortsverbands Nenndorf, eingangs zusammen: "Dass wir nicht nur eine im besten Fall grün angemalte Werkshalle finden, wenn wir auf den Deister schauen, sondern im Fahrwasser der Anlage weitere Zulieferer haben und im Zuge dessen das ganze Gebiet vor dem Deister mit Industrie zugepflastert werden soll." Katja Keul, die für die Grünen im Bundestag sitzt, begrüßte ausdrücklich, dass VW die Elektromobilität forciert, lehnte es aber entschieden ab, dass "ein Unternehmen in der Abwägung alles andere platt macht". Sie forderte eine ausgewogene Entscheidung -"und das kann nicht in einem Landschaftsschutzgebiet sein". Dass Wälder immer im Verbund mit dem angrenzenden Vorland zu sehen seien, hob Hennemann-Kreikenbohm hervor: "Der Wald kann nur mit diesen Offenlandstrukturen funktionieren." Eingriffe hätten daher auch verheerende Folgen für den Wald, in dem schon jetzt nach drei Dürresommern in Folge massive Hitzeschäden sichtbar seien. Zudem sei der von Hecken geprägte Übergangsbereich zum Wald das Habitat für viele Tiere, darunter auch streng geschützte Arten. In dem Zuge sprach der Landtagsabgeordnete und ehemalige niedersächsische Landwirtschaftsminister Christian Meyer von einer "fatalen Standortwahl". "Die Wälder sind die besten Klima- und Wasserschützer", sagte der Sprecher für Naturschutz, Bürgerrechte, Bauen, Medien und Netzpolitik in der Grünen-Fraktion. Dort gebe es dreimal so viel Wasserbildung wie auf anderen Flächen und einen Hotspot für die Artenvielfalt. Und dazu trügen auch die vorgelagerten Flächen bei. "Der Investor tut sich keinen Gefallen ins Landschaftsschutzgebiet zu gehen", verdeutlichte Meyer später, als die Gruppe auf der Fläche zwischen Bundesstraße und Autobahn Halt machte. Der Landkreis müsste das Areal in einem geordneten Verfahren aus dem Schutzstatus herauslösen. "Und jeder Verfahrensfehler kann beklagt werden", betonte der stellvertretende Vorsitzende der Grünen-Landtagsfraktion. Er verwies auf das Verbandsklagerecht von Verbänden und Vereinen - ein Verfahren, das sich über mehrere Jahre strecken könnte. Kein Verständnis am Festhalten des Standorts am Erlengrund zeigte auch Detlev Schulz-Hendel, Grünen-Landespolitiker und der Sprecher für Wirtschaft und Verkehr. Was ihn verärgere: "Dass man versucht alles hinter geschlossenen Türen in Sack und Tüten zu bringen." Volkswagen forderte er auf, eine "offene und transparente Standortpolitik" zu betreiben. Er riet den Entscheidungsträgern in einen anderen Dialog mit der Bevölkerung zu treten: "Planungskultur bedeutet für mich, dass ich mit den betroffenen Menschen rede, wenn es um das Ob geht und nicht nur noch um das Wie." Grünen-Kreistagsmitglied Cornelia Laasch warnte davor nicht noch mehr Fläche zu versiegeln. Sie appellierte, für eine potenzielle Ansiedlung ganz Schaumburg im Blick zu haben. Foto: jl

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