LAUENAU (al). Im Flecken Lauenau bleibt das Trinkwasser absoluter Sorgenfall. Das nasse Element fließt zwar aus den Leitungen. Doch die Verwaltung hat ihren dringenden Appell erneuert, unbedingt zu sparen und verantwortungsbewusst mit dem flüssigen Lebensmittel umzugehen. "Ich bin mir nicht sicher, ob alle bereits den Ernst der Lage erkannt haben", erklärte Samtgemeindebürgermeister Georg Hudalla. Die Krise werde sich voraussichtlich bis zum Herbst fortsetzen. Nach den dramatischen Ereignissen am vorletzten Wochenende hat sich der Pegel im Lauenauer Hochbehälter weiter nur "im kritischen Bereich" bewegt, wie der Leiter des Eigenbetriebs und Gemeindedirektor, Sven Janisch, auf Anfrage schilderte. Es sei eben auch ein Kampf gegen die hochsommerlichen Temperaturen. "Noch haben wir", hob Janisch ausdrücklich hervor, "zum Glück eine gute Quellschüttung". Diese werde erfahrungsgemäß ab September geringer. Wenn dann noch der überaus starke Verbrauch anhalte, sei mit neuen Problemen zu rechnen. Deshalb bleibe es bei der Aufforderung, Wasser strikt zu sparen - und zwar zu jeder Zeit. Sein Stellvertreter Jürgen Rabe erklärte, dass nur die Bevölkerung durch ihr Verhalten zu einer Besserung der Versorgung beitragen könne, indem sie das "kostbare Trinkwasser" sparsam verwendet und Brauchwasser nutzt. Wer nicht Regenwasser im eigenen Garten auffangen kann, darf sich weiterhin am Lauenauer Gerätehaus bedienen. Das heftige Unwetter am vergangenen Montag hat sich zwar nicht direkt auf die Trinkwasserversorgung ausgewirkt, aber mittelbar für eine leichte Entspannung gesorgt, weil die Brauchwasservorräte auf den Grundstücken aufgefüllt werden konnten. Noch will die Verwaltung keine Allgemeinverfügung erlassen, wie sie in anderen Kommunen bereits den Trinkwasserverbrauch im Garten oder für Schwimmbecken verbietet. "Das ist auch eine Frage des Kontrollierens", gibt Janisch zu. Deshalb soll es zunächst noch bei den Appellen bleiben. Wie berichtet, gab es drakonische Verbote und konkrete Überprüfungen unter anderem in Gütersloh. Janisch sieht nicht nur die Lauenauer in der Pflicht: "Wir müssen auch das Ganze sehen." Will heißen: die Versorgung aus den eigenen Hochbehältern in Feggendorf und Altenhagen II und die Lieferungen des Wasserverbands (WBV) Nordschaumburg in die übrigen Bereiche der Samtgemeinde. Der Betriebsleiter korrigierte in diesem Zusammenhang eine fehlerhafte Angabe während der Pressekonferenz zum Höhepunkt der lokalen Wasserkrise: Der Hochbehälter Lauenau fasst 560 Kubikmeter; der in Feggendorf 500 und der in Altenhagen II 440 Kubikmeter. Unterdessen hat sich der WBV gegen Darstellungen gewehrt, er habe seine Belieferung während der Lauenauer Wassernot eingestellt. Geschäftsführer Werner Volker legte Zahlen vor, nach denen der Verband seinen Verpflichtungen mehr als vertraglich vereinbart nachgekommen sei. So sind anstelle der vereinbarten 150 Kubikmeter/Tag allein am vorletzten Freitag 540 Kubikmeter in den Logistikpark geliefert worden. Das Krisenmanagement der vergangenen Tage bezeichnete Janisch als aus seiner Sicht "sehr gut". Es habe ein perfektes Zusammenspiel der verantwortlichen Entscheider von Verwaltung und Wasserverband sowie im Verbund mit Technischem Hilfswerk und der Feuerwehr gegeben. In ähnlicher Weise hat sich Lauenaus Bürgermeister Wilfried Mundt zu Wort gemeldet und allen Beteiligten gedankt. Nun blieben jedoch als wichtigster Faktor die Lauenauer Bürger, die sich an die Sparmaßnahmen halten und sorgsam mit Trinkwasser umgehen müssen. Allerdings sind aus Sicht der Verwaltung so manche Reaktionen aus der Bevölkerung nicht akzeptabel. Besonders eine Privatperson sei von Beschimpfungen betroffen gewesen, weil sie eine große Teichanlage befüllt habe. Das fand allerdings mehrere Tage vor der Krisensituation und in Absprache mit allen Beteiligten statt. Dem Grundstückseigentümer sei absolut kein Vorwurf zu machen. Öffentlich denunziert wurden weitere Personen, weil diese angeblich Schwimmbecken mit Wasser füllten oder trotz der Sparappelle weiterhin den Rasen sprengten. Dass die Krise mitunter seltene Blüten trägt, wusste Hudalla beizusteuern: Ein Sportverein habe aufgrund der Wasserknappheit nicht nur die Duschen abgestellt, sondern zugleich auch allen Toiletten den Hahn zugedreht. Dass der Kinkeldey-Brunnen in Rodenberg weiterhin laufe, liege am dort seit jeher verwendeten Brauchwasser. Dagegen sind auf allen Friedhöfen die gerade erst installierten Wasserstellen stillgelegt worden. Brauchwasser kann den großen Tanks entnommen werden - sofern diese betriebsfähig bleiben. In Messenkamp hatten nur wenige Stunden später Unbekannte nicht nur den tausend Liter fassenden Bottich umgehend geleert, sondern zugleich den Wasserhahn samt Adapter mitgehen lassen. Dabei ist dieses Teil mühelos für zehn Euro im Internet erhältlich. Unterdessen lässt eine Idee der Lauenauer SPD-Fraktion aufhorchen. Deren Sprecher Uwe Budde schlägt vor, den Bau von Behältern oder Zisternen auf Privatgrundstücken zum Auffangen von Regenwasser je nach Größe zu bezuschussen. Sammler bis zu fünf Kubikmetern sollten mit 100, bis zu zehn Kubikmetern mit 200 und darüber hinaus mit 250 Euro bedacht werden. Budde weiß auch schon, aus welchem Topf dies kurzfristig bezahlt werden könne: Im Etat stehen bereits 20.000 Euro für nachhaltigen Umwelt- und Klimaschutz. Buddes Idee stößt auf Befürworter: Soeben hat die SPD im Samtgemeinderat die Zisternen-Förderung begrüßt. Zugleich verlangt sie die Abschaffung der bisherigen Zweitzähler für die Gartenbewässerung.
-
Trinkwasser bleibt knapp
Dringender Sparappell / Entspannung wohl erst im Herbst
Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum