1. Und plötzlich ist Lauenau bundesweit in aller Munde

    Engpass in der Trinkwasserversorgung nach zu hohem Verbrauch / Trockenheit ist ein Problem

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    LAUENAU (al). Der Flecken Lauenau hat schlagartig bundesweite Bekanntschaft erlangt. Was Marketingleute über kostenlose Werbung in allen Medien erfreuen würde, bereitete den Verantwortlichen in der Samtgemeindeverwaltung und bei der Freiwilligen Feuerwehr erhebliches Kopfzerbrechen: Das Trinkwasser drohte zu versiegen. Bereits am vergangenen Mittwoch gab es dafür erste Anzeichen: Der Verbrauch hatte sich von üblichen 30 Kubikmetern auf 96 Kubikmeter mehr als verdreifacht. Anfangs wurde noch ein technisches Problem vermutet. Doch dann war dem Leiter des Eigenbetriebs Wasserversorgung, Sven Janisch, schnell klar, dass ganz einfach zu viel Trinkwasser den großen Hochbehälter in Blumenhagen verlasse. Denn die drei Quellen lieferten zuverlässig die gewohnten Mengen. Aber letztlich floss unten mehr hinaus, als oben hereinkam. Gründe dafür sieht Samtgemeindebürgermeister Georg Hudalla neben der einsetzenden Hitze am sommerlichen Urlaubsverhalten. Wegen der Corona-Krise seien eben viele Familien zu Hause geblieben. Zudem hat er den Verdacht, dass die in vielen Gärten aufgestellten Schwimmbecken den Verbrauch intensivierten. Auch der Geschäftsführer des Wasserverbands Nordschaumburg, Werner Volker, sieht in den im Frühjahr von allen Discountern angebotenen niedrigpreisigen Becken eine Mitschuld: Die für seine 70.000 Kunden übliche Durchschnittsmenge von 10.000 Kubikmetern sei um die Hälfte gestiegen. Als am Donnerstag keine Erholung im Hochbehälter einsetzte, ergriff die Verwaltung Maßnahmen. Vereine wurden angewiesen, das Bewässern ihrer Sportstätten zu unterlassen. Die Wehren sollten für ihre Übungen nicht aus Hydranten entnehmen. Mit Homepage und Handzettel wurden Teile der Bevölkerung informiert. Es folgten Rundfunkdurchsagen. Am Freitagabend forderte die Feuerwehr mit Lautsprecherdurchsagen zu absoluter Sparsamkeit auf. Ab Sonnabendmorgen stellte sie an ihrem Gerätehaus sowie bei Rundfahrten durch den Ort Brauchwasser für den Garten und für die Toilettenspülung zur Verfügung. Das Technische Hilfswerk aus Stadthagen fuhr mit einem Reservetank vor. Erste Erfolge stellten sich ein: Der Durchschnittsverbrauch an Trinkwasser sank auf ein Drittel der gewohnten Menge. Doch es genügte nicht. Am Sonnabendnachmittag war der Hochbehälter faktisch leer. Dass dennoch fast überall Wasser aus den Hähnen lief, lag an den Restmengen in den großen Transportleitungen. Auch aus anderen Netzen konnte Lauenau zunächst kaum geholfen werden. Feggendorfs Versorgung musste stabil gehalten werden und ließ erst später eine Abgabe zu. Der WBV winkte mit Blick auf die Sicherstellung der Versorgung seines übrigen Bereichs ab. Nur aus Altenhagen II kam Unterstützung. Die öffentlichen Appelle zum Wassersparen in Lauenau aber verfehlten ihre Wirkung in der ganzen Region nicht. Plötzlich bemerkte auch der WBV zurückgehende Verbräuche - und konnte in der Nacht von Sonntag auf Montag aus dem Algesdorfer Hochbehälter das flüssige Nass nach Lauenau pumpen. Am Montag entspannte sich die Lage ein wenig. Doch sei noch kein Anlass für Entwarnung gegeben, erklärte Hudalla. Das Gebot der strikten Sparsamkeit gelte weiterhin. Mehr noch: Die Verwaltung bereitet eine Allgemeinverfügung vor, die die Trinkwasserverwendung für den Außenbereich einschränken soll. Noch mindestens bis zum Freitag will die Feuerwehr, die auch den Telefondienst in ihrem Gerätehaus übernommen hat, das Brauchwasser-Angebot fortsetzen. Einwohner können täglich zwischen 8 und 21 Uhr ihre Behälter füllen. Unteressen begegnet Hudalla zunehmender Kritik, nicht schon früher vor den anstehenden Problemen gewarnt zu haben. Dann würden Hinweise nicht ernst genommen oder die Verwaltung müsse sich den Vorwurf der Übertreibung gefallen lassen. Außerdem: Mit jeder gravierenden Warnung setze erst einmal eine gegenteilige Reaktion ein - das "Hamstern". Dass dann reihenweise Badewannen und Eimer gefüllt würde, kurbele den zu vermeiden gesuchten Mehrverbrauch an. Wasserexperte Werner Volker: "Geht der Appell raus, geht der Hahn auf." Bei der am Sonntagabend einberufenen Pressekonferenz erklärte Volker, die Ereignisse in Lauenau seien "kein Notfall, sondern ein Extremfall" gewesen. Dieser könne in Zukunft überall auftreten. Dies sei dem Wetterwandel im jetzt dritten Jahr mit sommerlicher Hitze geschuldet. Mehr noch aber mangele es am fehlenden Niederschlag im Winter, der den Grundwasserspiegel senken lasse. "Heute", so Volker, "kostet Wasserversorgung richtig viel Kraft." Foto: al

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