RINTELN (ste). Tennis wird in Rinteln schon seit den 1920er Jahren gespielt. Auf einem Tennisplatz im Turnhof des Gymnasiums und dem ersten Hartplatz neben dem "Münchhausenhof" in der Ritterstraße waren die ersten Sportler in dieser Sportart aktiv und Bürgermeister Karl Wachsmuth und die Stadt Rinteln förderten die Bestrebungen tennisbegeisterter Bürger zum Bau zweier Tennisplätze auf dem Steinanger. Dr. Hartmann, zu der Zeit noch Sport- und Medizinstudent, wurde mit der Betreuung des Baus beauftragt. Ein großer Teil der dazu nötigen finanziellen Mittel wurde damals schon durch Umlagen und Spenden, aber auch durch eine Sammlung bei den ehemaligen Rintelner "Pennäler" aufgebracht. An eine Unterstützung durch staatliche oder kommunale Stellen war zu dieser Zeit noch nicht zu denken. Die Fertigstellung der Platzanlage nach mancherlei Schwierigkeiten im Sommer 1930 galt dann auch als erheblicher Fortschritt. Der zuvor von einigen Mitgliedern bespielte Privatplatz hinter dem Hotel "Zur Bünte" hatte nämlich eher Ähnlichkeit mit einem Kartoffelacker als mit einem Tennisplatz. Am 9. August 1930 fand dann die Gründungsversammlung des Vereins im Ratskeller statt; Karl Wachsmuth war von 1930-1941 der erste Vorsitzende. Die Auswirkungen des zweiten Weltkriegs ließen den Tennissport zum Erliegen kommen. Auf den am Steinanger angelegten Spielfeldern wurden Baracken als Notunterkünfte für Vertriebene aufgestellt. Nach Kriegsende sammelte Dr. Hans Heinrich Hartmann im Jahre 1945 Tennisspieler um sich, um den Verein wieder zu neuem Leben zu verhelfen. Bis der erste Tennisplatz an der Waldkaterallee fertiggestellt war, wurde übergangsweise unter anderem auf dem Ratskellersaal Tischtennis gespielt. Beide Sportarten befanden sich in den kommenden Jahren unter einem Dach. 1976 gründeten die Tischtennisspieler dann einen eigenen Verein mit dem Namen "Tischtennisverein Rinteln e.V.". Der eigentliche Neubeginn für den Tennissport kam 1947, als dem Verein das Gelände der ehemaligen Waldschule am Waldkater zum Platzbau angeboten wurde. Unter dem Vorsitz von Dr. Krafft von Meien wurde am 26. Juni 1949 die neue Tennisanlage an der Waldkaterallee mit einem Sandplatz eingeweiht. Ein Sitzplatz kostete bei den Einweihungsturnieren zwei Mark, ein Stehplatzt 50 Pfennig. 1950 kam der zweite Patz dazu; 1954 entschloss man sich, die Plätze von Ost-West auf Nord-Süd Richtung zu drehen. Bereits mit dem Bau der zwei Tennisplätze wurden auch erste Schritte unternommen, ein Klubhaus zu errichten. Die Stadt Rinteln erteilte für das Grundstück ein Erbbaurecht. Die gesamten Baumaterialien, mit Ausnahme des Holzes für das Dach, wurden von der Baustoffindustrie und dem Baustoffgroßhandel als Spende zur Verfügung gestellt. Aufgrund der schwierigen Materialbeschaffung nach dem Krieg befand sich das Klubhaus zwei Jahre im Rohbau, bis dann endlich am 15. Mai 1954 die feierliche Einweihung im Beisein vom NTV Präsidenten Herrn Kütemeier begangen werden kannte. Steigende Mitgliederzahlen sorgten dafür, dass 1956 der dritte, 1966 der vierte Tennisplatz gebaut wurde. Gespielt wurde in den 50er Jahren mit weißen Tennisbällen der Marke "Slazenger" und mit in Spannrahmen aufbewahrten Holzschlägern der Marke "Becker Blau-Weiß" mit Darmsaite. Die Tennisgarderobe hatte weiß zu sein, ohne jeglichen Farbtupfer. Die Herren spielten mit langen Hosen, die Damen in Tenniskleidern. Zum 50-jährigen Jubiläum 1980, als Dr. Dietmar Nolting (1979-1991) dem Verein vorstand, wurden die Innenräume komplett renoviert. 2005, im Jahr des 75-jährigen Jubiläums, übernahm zum ersten Mal mit Heidrun Prasuhn-Richter (2005-2016) eine Frau die Geschicke des Vereins. Unter ihrem Vorsitz wurden viele Aktionen zur Mitgliederbindung und -gewinnung ins Leben gerufen, wie beispielsweise der Ladies Day, das Mittsommernacht- und Bambinitennis, die Teilnahme an der Aktion "Deutschland spielt Tennis", Kooperationen mit den Schulen sowie dem Waldkindergarten. Wie schon zu anderen Jubiläen fanden auch zu dem diesjährigen Renovierungsarbeiten statt. Sanitäre Anlagen sowie Umkleidekabinen, die teilweise noch aus den Anfängen an der Waldkaterallee stammten, wurden neu hergerichtet. Seit Februar 2020 steht mit Fabian Godek ein junger Mann dem Verein vor, der vom Tennissport begeistert ist und mit Elan seine ehrenamtliche Aufgabe angehen will. Mit ihm vollzieht sich ein Generationenwechsel, der für die weitere Zukunft des Tennisvereins Rot-Weiß eine sehr positive Prognose zulässt.Foto: privat/ste
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Auf einem Kartoffelacker fing es am 9. August 1930 an
Tennisverein "Rot-Weiß-Rinteln" feiert 90 Jahre / Sanierung abgeschlossen
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