1. Wenn Vögel auf Wasser spazieren

    Dichter Algenteppich bedeckt weite Teile der "Graft" / Wenig Wasser und viel Nährstoffe

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    RINTELN (ste). Im Blumenwall ist die "Graft" kaum noch zu erkennen. Enten kämpfen sich durch die dicke Brühe der Algen, Vögel gehen auf dem grünen Teppich spazieren. Was ist los mit dem Gewässer in Rintelns Herzen? Erst Anfang 2019 wurde die Graft entschlammt. Rund 100.000 Euro standen dafür zur Verfügung. Große Raupenfahrzeuge und Bagger holten tonnenweise Schlamm aus dem Gewässer. Lief dort etwas schief? Das SW fragte beim Bürgermeister nach und der lieferte über seinen Abteilungsleiter für Gewässerunterhaltung, Klaus-Ulrich Hartmann, Antworten. Sofern es denn erklärbare Antworten gibt, denn so ganz genau weiß auch die Stadtverwaltung noch nicht, warum es zu dem explosionsartigen Algenwachstum kommt. Hier die möglichen Erklärungen des Bürgermeisters: "In dem der Sonne ausgesetzten Bereich der Graft befindet sich ein dichter, schwimmender Algenteppich. Es handelt sich überwiegend um Netz- bzw. Fadenalgen. Das Wasser darunter ist klar, das heißt, es befinden sich keine oder nur wenige Schwebealgen im Wasser. Eine starke Algenbildung hat in der Regel mit einem Nährstoffüberschuss zu tun; vor allem durch Phosphate. Die Alge ist eine Pflanze, die gelöste Nährstoffe innerhalb sehr kurzer Zeit in Massenwachstum umsetzen kann. Das Massenwachstum wird begünstigt durch Sonneneinstrahlung (im Schatten sind nur wenige Algen) und besonders Wassererwärmung. Diese Faktoren haben im Jahr 2019 und zumindest bis Juni 2020 eine große Rolle gespielt. Die beginnende Veralgung hat sich bereits in 2019 angedeutet." Zu viel Nährstoffe im Wasser Bürgermeister Thomas Priemer weiter: "Die Algenbildung zeigt auch an, das ein Ungleichgewicht zwischen Nährstoffbestand des vorhandenen Wassers, zusätzlichem Nährstoffeintrag durch Wasserzulauf oder Wind (Pollen, Ackerbodenstaub, Laub) und Nährstoffverbrauch durch Wasserpflanzen und Wassertiere (Fische, Muscheln, Schnecken) besteht. In dem sehr warmen und niederschlagsarmen Jahr 2019 und 2020 ist auch wenig nährstofffreies Regenwasser zur "Verdünnung" in die Graft gelangt. Die Wassereinspeisung erfolgt dann ausschließlich über den Zulauf, der letztendlich aus der Exter gespeist wird. Eine Nährstoffanreicherung des Zulaufes ist wegen des Gewässerverlaufs durch landwirtschaftlich genutzte Flächen realistisch." Labor soll Antworten geben Zur Bestimmung des Nährstoffgehaltes und des PH-Wertes wurden Proben für eine Laboranalyse entnommen. Die Auswertungen liegen der Stadtverwaltung noch nicht vor. Priemer weiter: "Zur Zeit fließt aufgrund des niedrigen Wasserstandes der Exter kaum Wasser in die Graft, so dass es sich derzeit praktisch um ein stehendes Gewässer handelt. Der Wasserstand ist etwa 50 cm unter dem Überlaufpunkt. Das erhöht die Nährstoffkonzentration, der Sauerstoffgehalt sinkt. Wenn der Wasserstand der Exter sehr niedrig ist, hilft auch ein Nachregulieren an den Wehren nicht mehr viel. Bei der Entschlammung der Graft wurden mithilfe des Fischereivereins die auffindbaren Fische entnommen und in andere Quartiere ausgesetzt. Ich werde mit dem Verein Rücksprache halten über die Möglichkeit, algenfressende Fische wie beipielsweise Silberkarpfen, Graskarpfen oder Rotfeder erneut in der Graft zu etablieren. Ob nach der Entschlammung verbliebene Schlammreste durch Nährstofffreigabe ins Wasser für die jetzige Veralgung mitverantwortlich sind, vermag ich nicht zu sagen. Die technischen und biologischen Möglichkeiten, den vorhandenen Algenteppich erfolgreich und nachhaltig zu entfernen, werden derzeit von Amt 66 sondiert. Die biologischen Gegebenheiten zwischen Graft und Fockenkump sind vergleichbar (Anm. der Red.: Denn im Fockenkump ist ein ähnliches Phänomen zu erkennen).Foto: ste

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