1. -Angedacht- "Jetzt geht’s um...

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    -Angedacht- "Jetzt geht's um die Wurst!" Ich esse für mein Leben gern Currywurst. Vielleicht ist das ein wenig meiner westfälischen Heimat geschuldet. (Herbert Grönemeyer lässt grüßen.) Dabei geht es schon um die Wurst, aber nicht nur; denn wenn die Soße nichts taugt, dann ist auch die Wurst nicht zu retten. Dabei bin ich eigentlich nicht wählerisch. Ich gehöre einer Generation an, bei der stets gegessen wird, was auf den Tisch kommt. Nörgeln verboten! Und was unsereiner von klein auf eingeübt hat, das lässt sich in fortgeschrittenem Alter nur schwer verändern. Aber jetzt bin ich doch ins Grübeln gekommen. Kann ich noch bedenkenlos essen, was mir aufgetischt wird? Ich mag die Bilder aus manchen Viehställen und den Schlachthöfen nicht mehr sehen. Sie degradieren das Wort "Tierwohl" zu einer reinen Farce. Darum frage ich mich: Wie glaubwürdig sind die Hinweise auf den Verpackungen über artgerechte Tierhaltung im Supermarkt, wenn ein Apfel und ein Ei teurer sind als das Schnitzel oder die Hähnchenschenkel? Zwar können wir der ersten Schöpfungsgeschichte im Alten Testament entnehmen, dass der Mensch über die Fische und Vögel, das Vieh und die ganze Erde herrschen soll, von gequälten Kreaturen und Ausbeutung der Natur ist dabei aber nicht die Rede. Und auch der Verzehr von Fleisch wird hier keinesfalls zwingend nahegelegt. Wie dem auch sei: In unserem kulturellen Gedächtnis ist der Verzehr tierischer Produkte sehr früh angelegt. Und wie ist das mit der Ernährung in der Gegenwart? Die Vielfalt sich zu ernähren kennt scheinbar keine Grenzen. Ob einer zum Vegetarier wird oder gar vegan lebt, das bleibt jedem selbst überlassen. Und auch wer auf Fleisch und Wurst nicht verzichten möchte, der hat die Freiheit dazu, zu essen worauf er Lust hat. Allerdings ist es jetzt mehr denn je unverzichtbar geworden, darauf zu achten, wie Fleisch und Wurst erzeugt werden. Das fängt bei der Tierhaltung an und setzt sich über die Schlachtung und Verarbeitung tierischer Produkte fort. Dabei ist der Preis nur ein Indikator. Billig ist nicht gleich gut. Wir dürfen nicht vergessen: Rinder, Schweine und Hühner sind keine toten Werkstücke, die es zu veredeln gilt. Es sind Lebewesen, die leiden und Schmerzen empfinden! Wir sind es unseren Mitgeschöpfen schuldig, hier nicht fahrlässig, gleichgültig und oberflächlich zu sein. Wir stehen vor einem grundlegenden Systemwechsel, der Erzeuger, Verarbeiter und Verbraucher gleichermaßen fordert. Jetzt geht`s um die Wurst! Ich gestehe: Ich möchte auch in Zukunft auf den Genuss von Currywurst nicht verzichten. Und bin gern dazu bereit, mehr Geld zu bezahlen, wenn dieses Geld dazu dient, die Verhältnisse bei der Produktion und Verarbeitung von Fleisch zu verbessern zum Wohl von Menschen und Tieren. Wenn das nicht gelingt, wird uns der Bissen irgendwann einmal im Hals stecken bleiben. Pastor Ralf Janßen Ev.- luth. St. Jacobi - Gemeinde Rodenberg

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