1. Wirkungsfeld schaffen, in dem Innovationen nötig und möglich sind

    "Living-Care-Lab": Produktdesign-Studenten stellen Entwürfe für Pflegebereich vor / Großes Wirkungsfeld

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Eine Gruppe von Studierenden der Hochschule Hannover hat im "Living Care Lab Schaumburg" in Stadthagen Entwürfe für Lösungen vorgestellt, die Pflegekräften und Pflegebedürftigen Erleichterungen bringen könnten. Von der sicheren Nagelpflege bis zur fehlerfreien Insulinzugabe hatten sie ihre Produkte mit Unterstützung des "Labs" ausgetüftelt. Innovationschancen im Pflegebereich "Warum gibt es da nicht eine andere Lösung", habe sie sich gefragt, als sie auf das Problem aufmerksam wurde, berichtete Justine Hesse, Studentin im Studiengang Produktdesign. Derzeit ist es gängige Praxis, dass Patienten nach einer Operation von eingewachsenen Fußnägeln den Verband über der Wunde für zehn Minuten fest zusammenpressen müssen, um die Blutung zu stillen und eine gute Heilung einzuleiten. Sie habe das gleiche ausprobiert und schon nach zwei Minuten habe ihre Hand geschmerzt, so Justine Hesse. Kein Wunder, dass ältere Patienten oft nicht ausreichend Druck ausüben und so Komplikationen auftreten. Aufwändige Nachsorge wird nötig, nicht selten eine erneute Operation. Entsprechend machte sich die Studentin daran, eine auf moderner Technik basierende, einfach anzulegende Fixiermöglichkeit zu entwickeln, die das Zusammendrücken automatisch übernimmt. Wie Justine Hesse erarbeitete eine Gruppe von insgesamt zehn Studierenden des Instituts für Universal Design der Hochschule Hannover in dem 16-wöchigen Projekt vergleichbare Lösungen. Lamara Gagnidze entwarf eine Hilfe für das An- und Ausziehen von Kompressionsstrümpfen. Rund 30 Minuten seien Pflegekräfte oder pflegende Angehörige normalerweise mit dem Anlegen beschäftigt, berichtete sie. Mit ihrem Entwurf schaffen dies viele Pflegebedürftige allein, und zwar in nur acht Minuten. Yu-Chang Wu entwickelte die Idee eines Bettes, das den Pflegebedürftigen automatisch in eine andere Liegeposition bringt, um Wundliegen zu verhindern. Die fehlerfreie Zugabe von Insulin, die sichere Nagelpflege oder das Sichern von Kanülen, der Stadthäger Wirtschaftsförderer Lars Masurek zeigte sich überrascht, "von Qualität und potentiellem Innovationsgehalt" der Entwürfe. Das Projekt zeigt auf, welche Möglichkeiten das "Living Care Lab" Entwicklern beispielsweise auch von Unternehmen bieten kann. Die Studierenden gewannen in Interviews mit Fachkräften aus Schaumburger Pflegeunternehmen zunächst einen Einblick in den Arbeitsalltag und Problemstellungen in der Branche. Anschließend folgten Recherchen zur Vertiefung und der Einstieg in die Erarbeitung des Entwurfes. Hilfreich sei es auch hier gewesen, in Koordinator Bierschwale, selbst gelernter Altenpfleger, einen Ansprechpartner zu haben, wie die Studierenden Natalia Hinc und Marc Raquet berichteten. Dieser habe jeweils Kontakte vermitteln können, die bei spezielleren Fragen in Detailgebieten weiterhalfen. Wegen der Corona-Krise fanden die Interviews allerdings nicht wie vorgesehen im "Living Care Lab" sondern per Videokonferenz statt. Ebenso musste auf die geplanten Beobachtungen im realen Pflegealltag verzichtet werden. Professor Gunnar Spellmeyer, Dozent der Gruppe, hielt fest, dass die Studierenden im Projekt den Pflegebereich als ein Wirkungsfeld kennen gelernt hätten, in dem Innovationen sowohl möglich als auch nötig seien. Statt die "1000. Version eines Türstoppers" zu designen, könnten hier ganz erhebliche Innovationschancen für den Erhalt von Gesundheit und Selbstbestimmung im Alter erschlossen werden. Wertvoll sei für die Gruppe dabei auch der Einblick in den Pflegealltag gewesen, mit seinen teils auch bedrückenden Herausforderungen. Weitere vergleichbare Projekte in Kooperation mit dem "Living Care Lab" seien geplant.Foto: bb

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