1. Die HSG nabelt sich von Stammvereinen ab

    Schaumburg-Nord wird trotz schwieriger Finanzlage selbständig / Auch kritische Fragen wurden gestellt

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    WALTRINGHAUSEN/LANDKREIS (bb). Mit klarer Mehrheit hat die Hauptversammlung der HSG Schaumburg-Nord den Übergang der Handball-Spielgemeinschaft in die vollständige Selbständigkeit und damit die Trennung von den Stammvereinen befürwortet. Ungeachtet des eindeutigen Votums musste sich das Vorstandsteam um Felix Lattwesen einige kritische Frage gefallen lassen, weil sich die HSG einem Haushaltsdefizit von 25.000 Euro in 2019 stellen muss. Er könne die Bedenken nachvollziehen, erklärte der HSG-Vorsitzende Lattwesen kurz vor der Abstimmung über die nötige Satzungsänderung zum Übergang in die Selbständigkeit. Es sei nicht zu leugnen, dass die HSG finanziell vor einer großen Herausforderung stehe, hielt er fest. Aus der Versammlung war die Frage formuliert worden, ob die Trennung von den Stammvereinen zu einem Zeitpunkt sinnvoll sei, in dem ein solches Defizit zu beseitigen sei. Deutlicher Schuldenanstieg: Die Einzelheiten hierzu hatte Lattwesen zu Beginn der Veranstaltung auf dem Waltringhäuser Sportplatz ausführlich dargestellt. Und dabei von einem "eigentlich katastrophalen Ergebnis" gesprochen. Das Jahr 2019 habe die HSG mit einem Minus von rund 25.000 Euro bei Gesamtausgaben von rund 179.000 Euro abgeschlossen. Damit seien die Gesamtverbindlichkeiten Ende 2019 auf rund 33.000 Euro angestiegen. Zum empfindlichen Defizit hätten in erster Linie zwei Bereiche geführt, einerseits der Posten "bezahlter Sport", damit vor allem die Kosten rund um die I. Herren und andererseits die Jugendförderung, wie Lattwesen ausführte. Bei der I. Herren habe sich vor allem ausgewirkt, dass die HSG Umstellungen im Bereich Sozialversicherung und Berufsgenossenschaft vorgenommen habe. Zwar würden viele Handballvereine dies anders handhaben, die HSG befinde sich damit jedoch auf der sicheren Seite, so Lattwesen. Der Ausgabenblock in diesem Feld sei deutlich gestiegen. Jugendarbeit soll 
Schwerpunkt bleiben: Zweitens habe die intensive Jugendförderung zu einer Kostenerhöhung geführt. Die FSJ-Stelle und die entsprechende Vergütung für qualifizierte Trainer hätten steigende Ausgaben nach sich gezogen. Der Vorstand wolle in der Jugendarbeit jedoch nicht den Rotstift zücken. 
Bewusst setze die HSG hier einen Schwerpunkt, in dem die Zukunft der liege, betonte Lattwesen. Eine zweite FSJ-Stelle ist geplant. Entsprechend sei der Vorstand daran gegangen, die Kosten im Bereich des bezahlten Sports zu senken. Hier seien erfolgreich Gespräche geführt worden, die zu einer deutlichen Reduzierung in 2020 führen würden. Weitere Einsparungen sollen unter anderem im Bereich Fahrtkosten und Sportbekleidung hinzukommen. So solle das Jahr 2020 mit einem Überschuss von rund 5.000 Euro abgeschlossen werden, um die aufgelaufenen Schulden entsprechend zu verkleinern. Die Tilgung des Darlehens der Stammvereine werde zudem fortgesetzt. Die Gesamtverbindlichkeiten seien derzeit auf rund 23.000 Euro zurückgeführt worden. Angesichts der Corona-Krise sei der Haushaltsplan mit Unsicherheiten behaftet. Versammlung befürwortet Selbständigkeit: Die angestrebte Trennung der HSG von den Stammvereinen blieb in der Diskussion nicht ohne Widerspruch. Mitglied Tobias Knüttel warf die Frage auf, warum dieser Schritt nicht verschoben werde, zu einem Zeitpunkt in dem die Finanzen "aus dem Ruder gelaufen" seien. Mit dem Stammvereinen verfüge die HSG über den Rückhalt einer Solidargemeinschaft. Mit der Trennung solle angesichts der Risiken noch ein Jahr gewartet werden, so sein Vorschlag. Lattwesen warb entschieden für den Schritt in die Selbständigkeit zum jetzigen Zeitpunkt. Einerseits seien viele Vorarbeiten geleistet worden, bei einer Verschiebung müsse zum Beispiel mancher Vereinswechsel zur HSG wieder rückgängig gemacht werden. Zudem sei der Abstimmungsaufwand mit den Stammvereinen erheblich, zum Teil habe es aufreibende Diskussionen gegeben. Auch würden damit manche Graubereiche, etwa bei der Versicherung der Aktiven und Mitgliederverwaltung beseitigt. Nicht zuletzt werde die Trennung von den Stammvereinen befürwortet. In Bezug auf die Finanzlage gelte es, das Problem eigenständig zu bewältigen. Von den 51 anwesenden stimmberechtigten Mitgliedern befürwortete die große Mehrheit den Schritt in die Selbständigkeit. Bei zwei Gegenstimmen und fünf Enthaltungen wurde die für die Satzungsänderung nötige Dreiviertel-Mehrheit erreicht.
Foto: bb

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