1. Angedacht Steh auf und iss! Al...

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    Angedacht Steh auf und iss! Alle Hebel hat er in Gang gesetzt, um die Firma auf Kurs zu halten - die Firma, für die er sein Berufsleben lang eingetreten war. Dagegen versuchen sein Chef, vor allem aber dessen Frau, unter dem Einfluss hoch dotierter Juniorberater das altbewährte Unternehmen abzuwickeln und "schnelles Geld" zu machen. Aber irgendwann sieht er seine Chance gekommen: In einem regelrechten "Show-down" trägt er dem Chef samt dessen Beraterstab seine Argumente vor. Mit Sachverstand, Idealismus und Herzblut hält er dagegen, plädiert für mehr Nachhaltigkeit und Vernunft, wirbt für die Belange der Beschäftigten und für Kompromisse. Tatsächlich gelingt es ihm, das Ruder herumzureißen. Zwar ist die Werksschließung vom Tisch - allerdings erst, nachdem er eine Kröte schlucken und einem gewissen Gehaltsverzicht zustimmen muss. "Diese Schnösel", murmelt er noch, als er bald darauf die Türen der Cabrios unten im Firmenhof nacheinander zuschlagen hört und die Juniorberater erfolglos abziehen sieht. Und nun? Dem Chef gegenüber hatte er zwar Kompetenz und Überzeugungskraft bewiesen, ihn aber vor versammelter Mannschaft bloßgestellt. Die Beschäftigten murren massiv gegen die Kürzungen und zeigen mit den Fingern auf ihn. Beides kam nicht gut an. Dank kann er nicht erwarten. Hatte er sich mit seinem Engagenment zu weit aus dem Fenster gelehnt? Er selbst fühlt sich ausgebrannt und ist am Ende: "Bloß raus - weg hier - irgendwo hin - möglichst für immer". Diese Begebenheit kommt mir in den Sinn, wenn ich eine Episode des Propheten Elia aus dem 8. vorchristlichen Jahrhundert lese: Vehement setzt sich Elia für die Sache Gottes ein. Ja, er wagt es, seinem König Ahab von Israel kraftvoll zu widersprechen. Dessen Frau Isebel, eine Phönizierin, hatte durchgesetzt, dass in Israel nicht mehr Gott, sondern allein die Gottheiten ihrer Heimat und der Nachbarvölker verehrt werden dürfen. Für den Propheten Elia ist das ein unhaltbarer Zustand. Er geht dagegen an - selbst, wenn er damit gegen die Staatsraison des eigenen Landes verstieß. In einem regelrechten Wettbewerb versuchen Scharen von Baals-Priester die fragwürdige Macht ihrer Gottheiten Baal und Astarte zu beweisen. Sie scheitern kläglich, während Gott und mit ihm Elia einen glanzvollen Sieg davontragen. Aber um welchen Preis? König Ahab und Isebel sind verprellt und trachten Elia nach dem Leben. Der erschöpfte Prophet flieht in die Wüste, legt sich unter einen Strauch und wünscht sich nur noch eines - den Tod. Im Schlaf aber vernimmt er Gottes Stimme: "Steh auf und iss!" Und noch einmal: "Steh auf und iss, sonst ist der Weg für dich zu weit". Elia isst und trinkt und macht sich gestärkt auf den Weg zum Horeb - dem Berg der Gottesbegegnung am Sinai. Übrigens - den gesamten Elia-Erzählkranz finden Sie im 1. und 2. Buch der Könige im Alten Testament. Ausgebrannt, erschöpft, leer. Zuweilen, liebe Leserin, lieber Leser, fühlen wir uns wie Elia. Wir mögen zwar manches erreicht haben, wofür unser Engagement sich lohnte. Dann aber bleiben wir matt und kraftlos auf der Strecke. Nicht selten fragen wir nach dem Warum. Aber Gott nimmt seinen Auftrag nicht weg oder relativiert ihn. "Steh auf und iss!" Ob uns dieser Ruf Gottes auch erreicht? Im Heiligen Abendmahl und in der Kommunion (je nach unserer Konfession) sind wir eingeladen, Christus in besonderer Weise zu begegnen. In Brot und Wein ist er selbst anwesend und will uns stärken. Näher kann er uns beileibe nicht kommen. "Steh auf und iss, sonst ist der Weg für dich zu weit." Es ist unser Weg - unser Lebensweg - den wir in seiner Gegenwart getrost wagen dürfen. Johannes Tuschhoff-Cicigoi, katholische St. Joseph-Gemeinde Stadthagen

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