REGION (ds). Bei der diesjährigen "Stunde der Gartenvögel", die im Mai stattfand, wurde der bisherige Teilnehmerrekord der Aktion aus dem Vorjahr in Niedersachsen fast verdoppelt. Etwa 18.800 Menschen haben dabei Zählergebnisse von über 12.000 Gärten, Parks oder von Balkons und Fenstern übermittelt. In 2019 hatten gut 9.670 Leute mitgemacht. Vermutlich hat der Corona-Shutdown zu einem verstärkten Interesse für die Natur vor der Haustür und damit zu den hohen Mitmach-Zahlen geführt. Auch deutschlandweit haben sich dieses Jahr erstmals so viele Vogelzähler wie noch nie an der Aktion beteiligt. Besonders im Fokus stand die Blaumeise. Im März und April wurden auffällig viele an Krankheit verstorbene Vögel dieser Art nicht nur in Niedersachsen gemeldet. Über ein Online-Formular sammelt der NABU diese wichtigen Hinweise. Bis heute gingen darüber bundesweit über 21.000 Meldungen mit knapp 40.000 betroffenen Vögeln ein. Das vogelspezifische Bakterium Suttonella ornithocola konnte als Auslöser dieser aktuellen Epidemie identifiziert werden. Bundesweit betrachtet sind etwas über 20 Prozent weniger Blaumeisen pro Garten gemeldet worden. In Niedersachsen fällt der Rückgang mit minus 14 Prozent zwar etwas geringer aus, aber auch hier ist dies mit Abstand der niedrigste Wert seit Beginn der Zählungen. Um das Blaumeisensterben als Ursache des Rückgangs zu identifizieren, haben die Forscher für jeden Postleitzahlbereich die Veränderungen der Blaumeisenzahlen mit der Anzahl der Meldungen kranker Meisen korreliert. Es ergab sich ein eindeutiger Zusammenhang: "Je mehr Berichte toter Meisen, desto größer waren dort auch die Bestandsrückgänge", so Rüdiger Wohlers vom NABU. Es bleibe die Hoffnung, dass sich die überlebenden Blaumeisen zur jetzigen Brutzeit gut vermehrten, um die Verluste möglichst schnell wieder auszugleichen. Dabei helfen Vogel- und insektenfreundliche Gärten mit vielen Laubbäumen und Blütenpflanzen. Im Durchschnitt wurden in Niedersachsen in diesem Jahr innerhalb einer Stunde knapp 33 Vogelindividuen beobachtet. Die Top drei der häufigsten Vögel im Garten bleibt unverändert: Auf Platz eins liegt der Haussperling, gefolgt von Amsel und Kohlmeise. Auf Platz vier liegt trotz Rückgang die Blaumeise, Platz fünf belegt der Star. Für alle fünf Arten ist dennoch ein Rückgang im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Bundesweit setzt sich die Top fünf aus Haussperling, Amsel, Kohlmeise, Star und Feldsperling zusammen. Große Verlierer dieses Jahres sind, sowohl bundes- als auch landesweit, neben der Blaumeise auch der Star und wie schon in den Vorjahren der Grünfink. Bei den größten Sorgenkindern unter den Siedlungsvögeln, Mehlschwalbe und Mauersegler wiederholten sich die katastrophalen Ergebnisse der Vorjahres zum Glück nicht, aber sie sind weiter weit entfernt von früheren Bestandszahlen. Zu den Gewinnern zählt unter anderem die Ringeltaube, auch beim Eichelhäher ist kein Ende des zunehmenden Trends in Sicht. Detaillierte Ergebnisse sind auf Bundes-, Landes- und Landkreisebene auf www.stundedergartenvoegel.de abrufbar und können mit vergangenen Jahren verglichen werden. Die nächste Vogelzählung, die "Stunde der Wintervögel" steht vom 8. bis 10. Januar 2021 an. Foto: privat
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Deutlich mehr Vogelzähler in diesem Jahr dabei
Über 18.000 Teilnehmer allein aus Niedersachsen / Rückgang von Blaumeisen
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