1. Von Jana Grube Auf einen Kaff...

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    Von Jana Grube Auf einen Kaffee mit Helmut Diekmann Der Bingo-Fan ist ein echter Glückspilz Steckbrief Name: Helmut Diekmann Wohnort: Lindhorst Alter: 66 Jahre Beruf: Polsterer im Ruhestand Familienstand: verheiratet, zwei Söhne, vier Enkel Hobbys: Bingo, Boule, Schwimmen, Fahrradfahren Lieblingsfortbewegungsmittel: das Rad, neuerdings das E-Bike Motto: Alles etwas gelassener nehmen. Er sticht mir sofort ins Auge, als mich Helmut Diekmann auf seine Terrasse führt: der Bingo-Schein. Gerade einmal zwei Tage ist es zu diesem Zeitpunkt her, dass der 66-Jährige zum zweiten Mal als Studiokandidat bei "BINGO!" im NDR-Fernsehen auftreten durfte. "Ja, wir haben uns schon wieder angemeldet", lacht seine Frau Regina. "Jeder macht drei Lose, die wir auf dem Rückweg vom Schwimmen in Auhagen in der Tankstelle geholt haben." Seit 48 Jahren sind sie verheiratet, wie ich später erfahre. Und nein, Lose zu kaufen, haben sie noch nie vergessen. Aufgeregt vor seinem TV-Auftritt sei er nur ein bisschen gewesen, verrät der Bingo-Fan. Anders die Leute im Ort: Nachdem in der Presse bekannt geworden war, dass er noch einmal in das Studio zu Michael Thürnau in Hannover fährt, habe er es kaum noch zum Einkaufen geschafft, lacht Helmut Diekmann. Überall hätten sie ihn angesprochen und ihm Glück gewünscht. Natürlich habe er den Hauptpreis - 84 000 Euro wären das gewesen - gewinnen wollen. Schließlich wäre auch die Liste der Begünstigten lang gewesen: "Wir sind Menschen, die gern geben." Dann war sein Kontrahent allerdings besser im Schätzen, seit wann es Nienburger Spargel gibt, und schneller im Drücken auf den Buzzer, als es um die Wissensfragen ging. Es nicht in die Endrunde geschafft zu haben, mache ihn aber alles andere als traurig. Er freue sich auf seinen "Trostpreis": fünf schöne Tage in Ehingen an der Donau. Für ein komisches Gefühl habe nur die Tatsache gesorgt, vor leeren Publikumsrängen zu stehen. Seit der ersten Sendung der norddeutschen Umweltlotterie vor 23 Jahren - bislang wurden mehr als 190 Millionen Euro für Projekte eingespielt - sitzen die Diekmanns fast jeden Sonntag zusammen vor dem Fernseher ("Wir haben nur nicht mitgemacht, wenn wir im Urlaub waren"). Dabei haben sie ihre ganz eigenen Rituale. Er macht schon fünf Minuten vor dem Startschuss den Cappuccino fertig, sie pinnt die Spielscheine in einer Reihe fest, um schneller die Treffer markieren zu können. Dann "spucken" beide auf ein kleines, silbernes Schmuckherz, klatschen sich mit den Händen ab und setzen den Porzellanengel, ein Geschenk von einem ihrer Enkel, auf den Tisch. Ihr Glücksbringer. "Bei uns weiß jeder: sonntags zwischen 17 und 18 Uhr wird bei uns das Telefon nicht abgenommen", lacht Regina Diekmann. Dann wird auf die richtigen Zahlen gewartet. Und die kommen regelmäßig. Schätzungsweise 15-mal im Jahr können sie "Bingo" rufen, wie sie verraten. Und dann wird es hektisch. Mit zwei Telefonen -"man muss die Nummer eingespeichert haben und dann: drücken, drücken, drücken"- versuchen sie ins Studio durchzukommen. Nach 20 gescheiterten Anrufen sei jedoch Schluss. Obgleich ich mich selbst vor einigen Jahren mal im Bingo versucht habe, muss ich es mir noch einmal erklären lassen: Zwölf anrufende Gewinner mit einem Bingo, also fünf gezogenen Zahlen in einer Reihe, haben die Chance, ins Studio zu den Moderatoren geschaltet zu werden und einen Top-Preis zu ergattern. Zweimal hatten die Diekmanns schon Glück. "Der erste richtige Gewinn kam 2016", erinnert sich der ehemalige Polsterer. Damals sei er der erste Anrufer gewesen, mit 50 anderen Leuten ging es nach Mallorca. Anfang des darauffolgenden Jahres gewann Helmut Diekmann einen 2000-Euro-Gutschein für ein Outletcenter. Und im November wurde er dann das erste Mal als Studiokandidat gezogen (dafür muss man seinen Spielschein vorher registrieren lassen). Sein Preis: drei Tage Timmendorfer Strand. Jetzt hatte ihn der Zufallscomputer erneut ausgewählt. Das Kuriose: Unter zehntausenden Mitspielern wurde neben dem Lindhorster auch Wilfried aus Moormerland ausgelost -"er war damals zusammen mit uns auf Mallorca", lacht der Ruheständler. Seine Frau ergänzt: "Wenn das nicht Schicksal ist, weiß ich auch nicht." Umso größer war die Freunde, sich jetzt wiederzusehen. Wenn Helmut Diekmann nicht den Bingo-Schein in der Hand hat, sind es die Boulekugeln. Seit gut 16 Jahren ist er aktiv, seit 2008 auch im Ligabetrieb bei den Boulefreunden Bad Nenndorf. Er schwärmt vom Holstentorturnier in Travemünde, bei dem allein aus Schaumburg 100 Bouler teilnähmen. Bei dem bis nachts unter Flutlicht gespielt werde. Bei dem in faszinierender Kulisse eine mitreißende Atmosphäre herrsche. Diesmal fällt es wegen Corona aus. "Dieses Jahr brauche ich ja kein Boule zu spielen, jetzt habe ich die Zeit, sonntags immer zu Hause zu sein und Bingo mitzuspielen", nimmt es der vierfache Großvater mit Humor. "Es macht einfach Spaß." Er sei eben ein Glückspilz, sagt seine Frau. Ob er noch einmal gezogen werde? "Das wäre schon sehr unwahrscheinlich." Aber nicht ausgeschlossen. BUZ LK23JL06 04: Nach der Live-Sendung gab es noch ein Erinnerungs-Foto mit dem Moderator Michael Thürnau. Foto: Büro Michael Thürnau, Carina Niemeyer

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