1. "Die ersten Tage waren wie ein zweites Weihnachtsgeschäft"

    Einzelhändler ziehen nach zwei Wochen positives Fazit / Dennoch kein Alltag

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    RODENBERG/BAD NENNDORF (jl). Das Fazit zwei Wochen nach Öffnung des Einzelhandels fällt positiv aus, obgleich sich noch nicht überall eine Art Alltag eingestellt hat: Der Bedarf scheint groß zu sein, die Kunden halten sich an die Vorschriften und manch ein Gewerbetreibender kommt sogar schon jetzt auf frühere Frequenzen. Das lässt hoffen. Von einem Alltag noch weit entfernt "Schön", antwortet Rüdiger Tebbe vom gleichnamigen Schuhhaus in Bad Nenndorf auf die Frage, wie die Lage sei. Dass er nach einer zehntägigen Schließzeit Anfang des Jahres wegen Umbaumaßnahmen nun schon wieder zumachen musste, habe bei ihm große Bauchschmerzen verursacht. Die Orthopädie-Schuhtechnik, die von der Schließung nicht betroffen war, habe dem Familienbetrieb aber durch die schwere Zeit geholfen - obgleich das Aufkommen an ärztlichen Verordnungen für Maßschuhe weniger geworden sei, weil sich offenbar nicht mehr alle Betroffenen trauen zum Arzt zu gehen. "Wir hatten den großen Vorteil, dass wir weiterarbeiten konnten, weil wir alles selbst herstellen und nicht auf Lieferanten angewiesen sind", erklärt Tebbe. Anders im Bereich der Konfektionsschuhe. Hier sei vieles noch nicht wieder lieferbar. Die Crux: "Wenn man so lange zu hat, entsteht ein Bedarf, Schuhe zu kaufen, aber auch reparieren oder umändern zu lassen", so Tebbe. Von einem Alltag sei man aber noch weit entfernt. Die Mitarbeiter seien noch nicht ganz aus der Kurzarbeit zurück, die Öffnungszeiten aktuell noch verkürzt. Die Kunden kann der Orthopädie-Schuhmachermeister nur loben. Alle warteten vorbildlich vor dem Geschäft, wenn dieses coronabedingt mit vier Personen bereits voll ist, seien ruhig und umsichtig. Eine Kundenfrequenz wie vor der Krise Ein großes Dankeschön an seine Kundschaft schickt auch Lars Pasucha von der Rodenberger Deisterbuchhandlung. "Die ersten drei Tage waren wie ein zweites Weihnachtsgeschäft, als hätten sich die Kunden fünf Wochen lang alles auf einen Zettel geschrieben - wir hatten wirklich gut zu tun", resümiert er und spricht von einer positiven Anstrengung. Während sonst jeder Kunde die volle Aufmerksamkeit des Teams hatte, sei nun das eine Auge auf dem Kunden, das andere auf dem Laden gewesen, ob zum Beispiel Abstand, Laufrichtung und die maximale Anzahl an Personen eingehalten wurden. Nach dem anfänglichen Ansturm habe sich die Frequenz schnell nivelliert - und zwar annähernd auf dem Niveau vor der Krise. Und auch die Doppelbelastung nehme weiter ab, da die Kunden, zum Großteil Stammkunden, bei erneuten Besuchen die Vorgaben gut umsetzten. Übrigens: In dem Geschäft trägt selbst die kindsgroße Pixi-Figur einen Mundschutz. Und die "Sehnsucht nach Meer" wird auch gestillt, mit vor Monaten bestellten maritimen Dekorations- und Geschenkartikeln, die jetzt nochmal eine ganz andere Wirkung haben. "Wenn man schon nicht an die See fahren kann, kann man sich damit den Urlaub nach Hause holen", schmunzelt Mitarbeiterin Nicole Diete.

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