LANDKREIS (mk). Zu trocken, zu stürmisch, zu warm - die Bilanz von Kreisforstamtsleiter Lothar Seidel fällt nicht gut aus. Angefangen hat alles mit dem Sturm "Friederike" im Januar 2018. "Seitdem ist der Wald extremen Belastungen ausgesetzt", so sein Fazit. War das Jahr 2017 noch ein Jahr mit viel Regen und wassergesättigtem Boden, so hat sich diese Situation nur zwölf Monate später gänzlich anders dargestellt. Borkenkäfer und mehrere Sturmtiefs haben ebenfalls dazu beigetragen, dass sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kaum noch vor Arbeit retten können. Hinzu kommt der hohe wirtschaftliche Schaden. Von Null auf Hundert 2017 waren Trockenheit, Hitze und Borkenkäfer kein Thema - seit April 2018 sind es die einzigen Themen, um die sich die aktuelle Arbeit im Wald dreht. Die noch im Jahr 2017 vom Sturm umgeworfenen Bäume waren zunächst im Wald verblieben, die Abtrocknung ging dann jedoch viel zu schnell von statten und hat dem Borkenkäfer gute Bedingungen geboten. Dessen Population ist 2018 in ganz Europa so explosionsartig angestiegen, dass es selbst Fachleute überrascht hat. "Eine Vermehrung in diesem Ausmaß ist bis dahin völlig unbekannt gewesen", macht Seidel deutlich. Das vergangene Jahr hat die Lage im Wald dann noch einmal verschärft. Nicht nur die Fichte ist betroffen, mittlerweile hat der Lärchen-Borkenkäfer auch diese Baumart befallen. Und so seien alle Forstbetriebe, ob privat oder kommunal, "in hohem Maße alert für 2020". War es im Januar noch verhältnismäßig ruhig, so haben im Februar "Sabine" und ihre Schwestern in kurzer Abfolge dafür gesorgt, dass die Forstmitarbeiter mit dem Aufräumen kaum hinterherkommen. "Wir haben einen riesen Sack voll Arbeit." Die vollkommen aufgeweichten Böden machten es schwer und so konnten zunächst ausschließlich wichtige Notmaßnahmen wie die Sicherung der Waldwege durchgeführt werden. An eine Aufforstung war da gar nicht zu denken. Denn im Wald gibt es noch zahlreiche Bäume, die entfernt werden müssen. Die größte Sorge: der Borkenkäfer verbreitet sich erneut massiv. Wirtschaftlicher Schaden Insgesamt sind allein bei der Fichte in 2018 und 2019 zusammen rund 28.000 Festmeter als Schadholz deklariert worden - das ist fast so viel wie durch den Orkan Kyrill im Januar 2007 verloren gegangen ist. Zudem ist eine klare Übernutzung des Holzes zu erkennen. "Freiwillig ist seit zwei Jahren keine gesunde Fichte mehr eingeschlagen worden", so Seidel. Zurzeit stamme alles Holz aus "unfreiwilligen" Entnahmen. Der Holzmarkt bleibt weiterhin überschwemmt und auch der Corona-Virus beeinflusst die Märkte, denn viel Holz geht in den asiatischen Markt. Die Papierindustrie ist gesättigt, die Sägewerke sind voll, nur die Nachfrage auf dem Binnenmarkt ist gut - dank des anhaltenden Baubooms. Dennoch ist der Preisverfall enorm - bei der Fichte bis zu 50 Prozent und bei geringerwertigen Sortimenten bis zu 75 Prozent. Massive Schäden sind zudem bei der "Mutter des Waldes", der Buche zu verzeichnen. Hier hat laut Seidel ein dynamischer Absterbeprozess begonnen. Geschädigt durch Hitze und starke Sonneneinstrahlung, die zu Zellschädigungen geführt hat, sind sie anfällig für holzzersetzende Pilze. Durch den Sturm verursachte Kronenbrüche schwächen die Bäume zusätzlich. "Ein Siechtum, das hinter der Fassade stattfindet", wie Seidel erläutert, so dass sich das gesamte Ausmaß erst später zeigen wird. "Insgesamt ist es eine äußerst schwierige Situation für die ganze Branche." Schwere Maschinen Umgestürzte Bäume, herabfallende Äste - der Wald barg im März viele Risiken. Auch für die Waldarbeiter, die damit beschäftigt sind, das Chaos zu beseitigen. Daher steht die Arbeitssicherheit bei allen Entscheidungen immer an erster Stelle. Dabei kann die moderne Forsttechnik viel dazu beitragen, Unfälle zu minimieren. In ihren Fahrerkabinen sind die Personen verhältnismäßig gut geschützt.
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Der Wald kommt wegen Sturm Zwei Jahre der Extreme / Angst vor dem Borkenkäfer und Waldbränden /
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