RINTELN (ste). Birgit und Arnold von Eulenburg sind sogenannte "Selbstversorger". In ihrem 800 Quadratmeter großen Nutzgarten an der Friedrichstraße wächst so gut wie alles, was man zum Leben braucht: "Nur Brot, Butter und Klopapier müssen wir ab und zu kaufen", so die beiden. "Hamsterkäufe" haben sie nicht nötig. Zwei Gefriertruhen sind voll mit selbst angebauten Leckereien aus dem eigenen Garten, der Vorratskeller beinhaltet regalweise Eingewecktes. Hühner und Kaninchen sorgen für die Fleischvorräte: "Ab und zu kaufen wir auch mal ein gutes Stück Rind, aber sonst haben wir fast alles selbst!" Arnold von Eulenburg ist leidenschaftlicher Kaninchenzüchter und Vorsitzender des Kaninchenzuchtvereins "F 110". Seine Tiere sind aufgrund ihrer Schönheit und ihres Wuchses nicht nur Europameister geworden, sie schmecken auch lecker, weiß der ehemalige Konditormeister. Im Hause von Eulenburg gibt es ein klar strukturiertes Jahr. So werden die Legehennen nach zwei Jahren geschlachtet, weil ihre Eier dünnhäutig werden und sie nicht mehr so viel legen. In die Ställe kommen dann die Masthähnchen. Sind die schlachtreif, kommen wieder Legehennen. "Man muss schon einen Plan haben, um das alles zu bewirtschaften", weiß Brigit von Eulenburg, die ihre Leidenschaft zur Selbstversorgung von ihren Eltern mitbekommen hat. Der Vater war auf der "Hütte" als Glasbläser und da war es Usus, dass die Mitarbeiter Ackerflächen zur Selbstversorgung hatten. Bis auf das Schwein im Stall haben Birgit und Arnold von Eulenburg fast alles so beibehalten. Und auch Arnold von Eulenburg kommt aus einer Selbstversorgerfamilie: "Ich bin auf dem Gut Südhagen im Auetal groß geworden und da war es normal, im Garten Gemüse anzubauen!" Neben den Freiflächen im Garten sorgen drei Gewächshäuser dafür, dass die An- und Aufzucht der Pflanzen klappt. Hier können dann auch die Zitrusbäume wie Mandarine oder Kumquats frostsicher überwintern und derzeit steht besonders ein Haus voll mit selbst gezogenen Tomatenpflanzen und anderen Gemüsesorten. Bei einem Gang durch den Garten kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Überall summt und brummt es. Die Bienen trinken aus dem Gartenteich, der Frosch quakt, die Libellen fliegen wie Luftkünstler um einen herum. Im Teich taucht eine Spitzmaus unter und sucht nach Larven und Käfern. Kräuter wachsen ein einem extra Beet und neben den Klassikern wie Oregano, Rosmarien oder Petersilie gibt es auch so Exoten wie Pimpernelle oder Zitronenmelisse. Beim Gemüse wird angebaut, was schmeckt und hält. Natürlich die Klassiker wie Bohnen, Gurken, Zwiebeln, Zucchini und Karotten, aber auch Rote Beete oder Mangold, der weniger Oxialsäure enthält als Spinat und deshalb für Birgit von Eulenburg verträglicher ist. Verschiedene Sorten Salat und sieben Sorten Kartoffeln werden angebaut, darunter das "Bamberger Hörnchen" ("...mmmhhhh, lecker!") und der "Blaue Schwede". Die Kartoffeln werden übrigens in Eimern aufgezogen: "Da reicht die Ernte eines Eimers für drei Mahlzeiten!" Nicht weniger umfangreich ist das Angebot von Obst. Nashi Birne, Äpfel, Zwetschgen, Weintrauben, Erd- und Heidelbeeren, Himbeeren: "Möglichst immer Sorten, die über einen längeren Zeitraum tragen", so Arnold von Eulenburg. Ziel der Selbstversorger ist es nämlich, über weite Strecken des Jahres ohne gekauftes Gemüse oder Obst auszukommen. Alles, was nicht sofort gegessen werden kann, wird eingefroren, eingeweckt oder - bei Obst - zu Wein verarbeitet. Zum Einwecken kommt der alte holzbefeuerte Waschzuber aus Großmutters Zeiten zum Einsatz: "Da passen viel mehr Gläser rein als in unseren elektrischen Ofen!" Die Regale im Keller sind immer gut gefüllt und das weiß man auch schon in der Nachbarschaft: "Wenn wir mal was nicht haben, wissen wir ja, wo es etwas gibt", freuen sich die Nachbarn über die Freigiebigkeit der von Eulenburgs. Erkennbar ist für die beiden leidenschaftlichen Gärtner auch ein Trend zur Selbstversorgung. Immer wieder kommen Interessierte und fragen nach, bestellen selbstgezogene Tomatenpflanzen oder holen sich Tipps, wie man was richtig anpflanzt. Da geht es zum einen über die Aufzucht von Pflanzen aus dem Vorjahressamen des Fruchtkörpers oder um die Fruchtfolge auf dem Feld. Und selbst nach so vielen Jahren Selbstversorgung gibt es für die beiden Fachleute immer noch etwas zu entdecken und auszuprobieren: "In diesem Jahr ist es der Erdbeerspinat, den wir testen wollen!" Erdbeerspinat hatte besonders im Mittelalter eine hohe Bedeutung im Garten mit viel Mineralstoffen und einer angeblich blutreinigenden Wirkung. Die Früchte ähneln Himbeeren oder Erdbeeren. Foto: ste
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Hamsterkäufe haben Selbstversorger nicht nötig
Wie Birgit und Arnold von Eulenburg durch die Corona-Krise kommen / Viele Interessierte holen sich Ratschläge
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