Liebe Leserin, lieber Leser, ich staune in diesen Tagen, wie Geschichten und Sätze aus der Bibel unter der Bedrohung durch Covid 19 neu "zu sprechen" beginnen. Für die Predigt am 1. Sonntag nach Ostern ist ein Wort des Propheten Jesaja vorgegeben (Kapitel 40, 26-31). Da heißt es: "Gott gibt den Müden Kraft, und Stärke genug dem Unvermögenden. Männer werden müde und matt, und Jünglinge straucheln und fallen; aber die auf den Herrn harren, kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen und nicht matt werden, dass sie wandeln und nicht müde werden!" Im klassischen Patriarchat des alten Israels ist hier nur von Männern die Rede. Damals wussten sie noch nicht, dass Mädchen und Frauen dem männlichen Geschlecht in nichts nachstehen. Ich mag das kraftvolle Bild des aufsteigenden Adlers. Der Prophet nimmt es für die Menschen seines Volkes, die in schweren Zeiten nicht müde werden sollen sondern auf Gott hoffen dürfen. Jesaja gründet sein Gottvertrauen auf die Größe und Vielfalt der von Gott erschaffenen Welt. Wir selbst können das gerade im Wunder des Frühlings erleben. Das prophetische Bild von den kraftvollen Adlern hat Menschen buchstäblich zu allen Zeiten beflügelt. Wer das Portal der Franckeschen Stiftung in Halle an der Saale kennt, weiß, dass hoch über dem Eingang zwei Adler auf eine große Sonne mit einem goldenem Gesicht blicken. Darunter steht unsere biblischer Satz. Die Stiftung kümmert sich um eine Vielzahl kultureller, wissenschaftlicher, pädagogischer und sozialer Einrichtungen. Ihr Gründer, Pfarrer August Herrmann Francke, hat stets sein Vertrauen auf Gott hoch gehalten. Sein Glaube war die Quelle seiner positiven Grundeinstellung zum Leben und immer Anstoß zum Handeln. So konnte er sagen: "Ein Gramm lebendigen Glaubens ist höher zu schätzen als eine Tonne bloßen historischen Wissens, und ein Tropfen wahrer Liebe wertvoller als ein ganzes Meer der Wissenschaft." Glaube war für ihn ein auf Gegenwart und vor allem auf die Zukunft gerichtetes Handeln zum Wohl der Menschen. Franckes Devise: "Vorwärts immer; rückwärts nimmer!" Gerade jetzt, wo wir in ersten kleinen Schritten den langen (!) Weg zurück in unsere vertrautes Leben mit seinen Freiheiten und Möglichkeiten gehen, brauchen wir im besten Sinne des Wortes Vor-bilder. Das sind zum einen Menschen, die einfach positiv und voller Vertrauen die Dinge tun, die jetzt wichtig und notwendig für unsere Gesellschaft sind. Zum anderen sind es gute Worte und Sätze, die sich am besten mit (Adler-)Bildern verbinden, die uns Mut machen und beflügeln. Wir müssen uns ja nicht gleich mit großen Schwüngen in die Luft erheben. Das wird noch viele Monate nur mit Vorsicht und Rücksicht gehen. Aber im Herzen dürfen wir unserem Vertrauen auf eine gute Zukunft (und damit auf Gott) viel Platz und Raum geben und das Unsere für sie tun. Bleiben Sie Gott befohlen und gesund!
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