1. Gastgewerbe ist jetzt entgültig am wirtschaftlichen Limit angelangt

    Ohne direkte Finanzhilfen sieht eine Branche schwarz / DEHOGA fordert Sofortmassnahmen

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    LANDKREIS (jb). Leere Restaurants und Kneipen, keine Gaeste in Hotelzimmern - so sieht es derzeit in ganz Deutschland aus. Denn die Corona-Krise trifft Hoteliers, Gastronomen und Caterer mit aller Härte. Die Zukunft vieler der 223.000 Unternehmen des Gastgewerbes mit ueber 2,4 Millionen Erwerbstätigen ist akut bedroht. Bereits jetzt befinden sich viele Betriebe am Rande ihrer wirtschaftlichen Belastbarkeit. "Notwendig sind daher ein effektives Hilfsprogramm in Form von direkten Finanzhilfen sowie Steuerentlastungen wie die Anpassung des Mehrwertsteuersatzes fuer alle Speisen im Gastgewerbe auf sieben Prozent", erklaert Klaus Pittack, 2. Vorsitzender des DEHOGA-Kreisverbandes Schaumburg. Denn ohne schnelle und effektive Hilfe befuerchtet der DEHOGA Bundesverband eine Welle von Insolvenzen, die zehntausende Arbeitsplaetze vernichten wuerde. "Unsere Branche ist durch Abgaben und Auflagen am wirtschaftlichen Limit angelangt. Die Corona-Krise verschärft die Problematik dramatisch", macht Klaus Pittack deutlich. Der 2. Vorsitzende des DEHOGA-Kreisverbandes Schaumburg seufzt, denn auch seine Familie ist betroffen. Seit mehreren Generationen befinden sich das Parkhotel Deutsches Haus und das Grandhotel Esplanade, beide in Bad Nenndorf, im Familienbesitz. "In einer Woche konnten wir durch das Parkhotel nur zehn Prozent von dem erwirtschaften, was wir sonst an einem Tag verdienen", sagt Pittack. Das Grandhotel ist bis August komplett geschlossen, da in dieser Woche alle Buchungen fuer Juli storniert wurden. "Kurzarbeitergeld kann da nur bedingt helfen, da durch die Betriebsuntersagungen weder Einnahmen noch eine sinnvolle Beschaeftigung der Mitarbeiter moeglich sind", sagt er. Daher brauche gerade die Gastronomie ausser den verfuegbaren Soforthilfen des Landes Niedersachsen - die uebrigens erst beantragt werden koennen, wenn alle Eigenmittel aufgebraucht sind und man nicht vor Ausbruch der Pandemie schon in finanziellen Schwierigkeiten war - auch dringend langfristige Unterstuetzung, zum Beispiel durch die seit Jahren geforderte Senkung der Mehrwertsteuer auf sieben Prozent. "Die Reduzierung des Mehrwertsteuersatzes verschafft den Betrieben effektiv, nachhaltig, unbuerokratisch und ohne komplizierte Antragsverfahren die dringend benoetigte Liquiditaet", macht Guido Zoellick, Praesident des DEHOGA Bundesverbandes, deutlich. Doch noch viel wichtiger als das seien Sofortmassnahmen, beteuert Klaus Pittack. Denn die Ausgaben wie Pacht und Loehne laufen weiter, jedoch fehlen die Einnahmen: die meisten Betriebe stehen kurz vor der Insolvenz. In der Gastronomie und auch im Einzelhandel gehe es um jeden Tag. "Wenn es keine zusaetzlichen Hilfspakete fuer die Gastronomie geben wird, werden 90 Prozent aller deutschen Betriebe in ein paar Monaten nicht mehr oeffnen koennen", macht Pittack deutlich. Und selbst wenn: "Wie viele Gastronomen bereit sind mit neuen, zusaetzlichen Schulden weiter zu arbeiten, kann zur Zeit nicht beantwortet werden. Ausserdem koennten viele Betriebe Probleme bekommen, einen Nachfolger fuer ihren Betrieb zu finden, wenn sie sich jetzt zu viele Schulden aufladen, und aussteigen", prognostiziert der 2. Vorsitzende. Das zeige sich bereits jetzt schon durch die sinkenden Mitgliederzahlen im DEHOGA-Kreisverband. In den letzten zwei Jahren haetten rund drei Betriebe pro Monat den Schaumburger Verband verlassen. Aus Sicht von DEHOGA und dem Hotelverband Deutschland (IHA) muesse daher bei einigen Massnahmen im Sinne eines gastgewerblichen Nothilfeprogramms dringend nachgebessert werden. So sollten die Wirtschaftsstabilisierungsfonds ausdruecklich auch Unternehmen mit weniger als 43 Millionen Euro Bilanzsumme, 50 Millionen Euro Umsatz und weniger als 249 Arbeitnehmer zugaenglich sein. "Er sollte zur Stabilisierung der Vertragsverhaeltnisse explizit auch fuer die Abdeckung von Miet- und Pachtzahlungen in Form verlorener Zuschuesse offenstehen", teilt der DEHOGA in einer Pressemitteilung mit. Foto: privat/DEHOGA Cordula Giese

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