1. Führt das Kontaktverbot zu mehr häuslicher Gewalt?

    Momentan noch keine vermehrten Anfragen eingelaufen

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    LANDKREIS (tr). Die Schutzmaßnahmen, die innerhalb Deutschlands ergriffen werden, um die Bevölkerung zu schützen und auch dafür zu sorgen, dass sich das Virus nicht weiter ausbreitet, führen in vielen Fällen jedoch auch zu Problemen. Geschlossene Kindergärten und Schulen, Home-Office und Kurzarbeit schicken viele Kinder und Berufstätige nach Hause. Das trifft vor allem Familien, in denen Gewalt ohnehin ein Thema ist. Frauen und Kinder sind in dieser Zeit besonders gefährdet. Heidemarie Hanauske, Geschäftsführung der Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Schaumburg e.V., erläuterte in einem Telefonat mit unserer Zeitung die wichtigsten Eckpunkte. Im Hinblick auf die aktuelle Situation, seien momentan noch keine vermehrten Anfragen eingegangen, so Hanauske. Dabei läge dem die Tatsache zur Grunde, dass die Frauen gegenwärtig nicht allein daheim seien. Der Mann ist jetzt immer da. Sie könnten nicht zum Telefon greifen und sich Hilfe holen. Dass die Kinder den ganzen Tag zu Hause sind, kann als zusätzlicher Faktor wirken, warum es zu vermehrten Spannungen und Gewalt kommen kann. Es belastet die Nerven. Das Aggressionspotential steigt. Da rutscht die Hand schneller aus. Hinzu kommen die finanziellen Sorgen, das Bangen um den Job. Diese steigerten das Problem, was zu übermäßigen Alkoholkonsum führen kann. Alkohol sei erfahrungsgemäß einer der häufigsten Auslöser für häusliche Gewalt, erklärt Hanauske. Auch die Wohnungssituation spiele eine ausschlaggebende Rolle im Kontext von häuslicher Gewalt in Corona-Zeiten. Ein Haus in ländlicher Gegend mit Garten böte mehr Platz, einander aus dem Weg zu gehen, als eine Wohnung im Herzen einer Großstadt. Dabei stelle sich aber auch die Frage, wie die Frau das erst einmal aushalten kann, psychisch und physisch kann es zu einer starken Belastung werden. Zwar seien aktuell ja noch keine vermehrten Anfragen beim Frauenhaus Schaumburg eingegangen, sagt Hanauske. Sie betonte jedoch, dass dies nach der Corona-Krise eventuell ins Gegenteil umschlüge. Besonders jetzt sei es wichtig, die Augen aufzuhalten. In Mehrfamilienhäusern vergehen Streitigkeiten nicht ungehört, in der Nachbarschaft fallen Veränderungen auch auf. Hört oder sieht man etwas, soll nicht weggesehen werden. Bemerken Sie etwas, rufen Sie die Polizei, informieren sie über die Situation. Das Team der AWO Schaumburg allgemein ist für den Fall von Infektionen gerüstet. Sollten Mitarbeiterinnen in Quarantäne gehen müssen, würden Rufumleitungen geschaltet. Zudem gibt es weiterhin Diensthandys, sodass die Möglichkeit der Kontaktaufnahme stets aufrecht erhalten bleibt. Die AWO ist unter 05721 / 9398-30 erreichbar. Auch steht BISS - die Betratungs- und Interventionsstelle bei häuslicher Gewalt in Stadthagen unter der Nummer 05721 / 99 51 21 montags und donnerstags jeweils von 10 bis 12 Uhr zur Verfügung. Die Telefonnummer des Frauenhauses lautet 05721 / 3212. Foto: Adobe Stock

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an