BAD NENNDORF (jl). "Auch wir haben berechtigte Ängste", sagt Jutta Schneider, Vorsitzende des Tierschutzes Rodenberg/Bad Nenndorf, mit Blick auf die Auswirkungen der Corona-Krise. Die spüre auch die hiesige Tierauffangstation. "Wir fahren den Tierschutzbetrieb so weit runter, wie wir es nach bestem Gewissen verantworten können." Der Besuchsdienst ist vorrübergehend eingestellt, um die Mitarbeiter zu schützen und so die Versorgung der tierischen Bewohner zu sichern. Der ständige Personalmangel hat sich jedoch noch einmal zugespitzt. Der Deutsche Tierschutzbund befürchtet, dass die erschwerte Vermittlung von Tieren in Zeiten von Corona und ein Einbruch von Spendengeldern viele Tierheime vor große Herausforderungen stellen. Erschwert sei die Abgabe insofern, sagt Schneider, als der Besuchsbetrieb komplett heruntergefahren wurde. Bei ernsthaftem Interesse etwa an einem Hund würden Vorgespräche per Telefon geführt, ehe ein Einzeltermin zum Kennenlernen mit dem Tier auf neutralem Boden unter Einhaltung der Abstandsregelungen vereinbart wird. Die Nachfrage sei aber zurzeit auch gesunken - ein Umstand, den Schneider in Anbetracht der Lage durchaus begrüßt: "Wir sind froh und dankbar über jedes Tier, das wir abgeben können, aber es soll wohl überlegt sein - gerade in Krisenzeiten wie jetzt." Der Punkt Spendengelder hingegen ist ein echter Lichtblick: Obwohl die Corona-Krise für viele Menschen finanzielle Sorgen mit sich bringt, sei die Unterstützung aus der Bevölkerung noch ungebrochen da. "Wir haben Leute, die uns Sachspenden vors Tor legen und uns mit Geldern unterstützen", betont Schneider und dankt allen, die dazu beitragen, dass die Spendenbereitschaft nach wie vor groß ist. Dafür steht der Verein vor einem anderen Problem. In der Vergangenheit sei es schon immer schwierig gewesen, geeignetes Fachpersonal zu finden, weiß Schneider aus Erfahrung. Viele gäben nach kurzer Zeit wieder auf. "Aber durch Corona kriegen zurzeit erst recht kein Personal", klagt die Vereinschefin. Und Ehrenamtliche, die zur Risikogruppe gehören, sollen zu Hause bleiben. "Wir wissen teilweise nicht, wie wir das bewerkstelligen sollen. Für die Wenigen geht das an die Substanz." Denn für Nenndorfer Tierschützer kommt ein erschwerender Faktor hinzu: Im vergangenen Jahr hatten sie laut Schneider verstärkt mit Pilzbefall und Giardien, das sind Dünndarm-Parasiten, im Katzenhaus zu kämpfen - jetzt trete wieder die eine oder andere Infektion auf. Für die Mitarbeiter bedeute dies eine intensivere Betreuung erkrankter Tiere, einen erheblichen Mehraufwand bei der Reinigung und besondere Hygienemaßnahmen. Jeder personelle Ausfall würde den ohnehin schon kleinen und stark belasteten Mitarbeiterstamm zurzeit vor schwerwiegende Probleme stellen. "Dann wissen wir irgendwann nicht mehr, wie wir die Tiere versorgen sollen", seufzt Schneider. Daher sucht sie dringend gelernte Tierpfleger oder tiermedizinische Fachangestellte. Dass besorgte Menschen in Erwägung ziehen, ihre Haustiere vorsorglich abzugeben, weil sie Angst haben, womöglich von diesen mit dem Corona-Virus angesteckt zu werden, kann Schneider im Gegensatz zu anderen Tierheimen nicht registrieren. Dazu bestehe auch kein Anlass. Die Tierschützerin weist unter Berufung auf den Deutschen Tierschutzbund ausdrücklich darauf hin, dass es keine konkreten Hinweise dafür gibt, dass Tiere das aktuell kursierende Corona-Virus übertragen oder selbst daran erkranken können. Wer unter Quarantäne steht, darf auch nicht mit seiner Fellnase nach draußen zum Gassigehen. Eine Art Vorbereitung auf die Aufnahme von Tieren von Corona-Patienten gibt es Schneider zufolge aber nicht. Und das hat auch einen Grund: "Wir sind dicht, wir haben kaum freie Kapazitäten." Sie rät Tierhaltern, möglichst jetzt schon vorzusorgen und Nachbarn, Familie oder Freunde für den Fall der Fälle um Hilfe zu bitten. "Das Tierheim sollte die letzte Ausweichmöglichkeit sein - und dann sind wir natürlich auch da, zum Beispiel bei alleinstehenden, älteren Personen", bekräftigt Schneider. Generell gebe es derzeit keine Abgabehunde und auch keine Fundtiere. Keinen, der herrenlose Tiere meldet. Schneider spricht von einer "beängstigenden Ruhe".
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"Durch Corona kriegen wir zurzeit erst recht kein Personal"
Personalmangel in Tierauffangstation spitzt sich zu / Spendenbereitschaft ist groß / Große Herausforderungen
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