1. Ein Facebook-Post aus Bad Nenndorf geht rasant viral

    Friseurmeisterin stellt Schreiben über Mieterlass online und tritt eine Welle los

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    BAD NENNDORF (jl). In Krisenzeiten braucht es auch mal eine gute Nachricht. Für Melanie Roehse flattert sie in Form eines Schreibens des Vermieters ihres Friseursalons ins Haus. Vor lauter Dankbarkeit stellt sie dieses online - was dann passiert, lässt nicht nur sie staunen. Anfragen von Fernseh- und Radiosendern sowie großen Tageszeitungen lassen ihr Firmenhandy nicht mehr stillstehen. Sie gibt gleich mehrere Interviews vor laufender Kamera. Aber von vorn. 
Wie viele andere wurde die Selbstständige von der Corona-Pandemie mit aller Wucht getroffen, sie musste ihr Bad Nenndorfer Geschäft "Melli's Hairexpress" vorrübergehend schließen. Dann kommt aus dem Nichts ein Brief des Inhabers der Ladenfläche. Er möchte ihr die Miete samt Nebenkosten für Mai erlassen. "Da mir Ihr Friseursalon sehr am Herzen liegt, möchte ich Sie gerne in der schweren Corona-Zeit unterstützen", schreibt ihr Jörg Neuhaus mit Blick auf die vermutlich komplett wegbrechenden Umsätze im kommenden Monat. Die Miete wolle er selbst übernehmen, sodass diese als gezahlt eingestuft werde. Für ihn sei es wichtig, die Handwerksbetriebe zu unterstützen und als Vermieter Flagge zu zeigen. "So haben Sie eine kleine Sorge weniger und ich hoffe für Sie, dass Sie gut durch die schwere Zeit kommen", schreibt der Bad Nenndorfer, der sich nach eigenen Worten als Vermieter in der Pflicht sieht, etwas zurückzugeben. 
Es ist eine Geste, die die junge Friseurmeisterin und Mutter eines Sohnes überwältigt. "Das hat mich total überrumpelt", sagt sie gegenüber dem Schaumburger Wochenblatt. "Noch überwältigender ist, was danach passiert ist." Denn Roehse ist so dankbar, dass sie das Schreiben ihres Vermieters mit dessen Einverständnis - er hatte es selbst auch online gestellt - am Sonntagvormittag bei Facebook mit dem Hinweis "Ich habe den besten Vermieter für meinen Salon gefunden, den man sich nur wünschen kann!!!" hochlädt. Es sollte ein Denkanstoß für andere sein. Sie ist überzeugt, dass jeder sicher in irgendeiner Weise helfen könne. Die Reaktionen in dem sozialen Netzwerk machen sie ein zweites Mal sprachlos. Der Post wird binnen zwölf Stunden mehr als 62.000-mal geteilt - am Montagmittag wird die 100.000-Marke geknackt, versehen mit mehr als 2.500 Kommentaren aus der gesamten Bundesrepublik, minütlich kommen neue hinzu. Darunter: "Da muss man doch den Hut vor ziehen, ein Hoch auf diesen Vermieter mit Herz. DANKE", "Starke Aktion. Respekt", "Das ist sehr groß", "Da sollten sich einige mal ein Beispiel nehmen. Ein Mann mit Herz für seine Mitmenschen" und "So schaffen wir das gemeinsam!". 
Mit Hundert "Likes" hatte Neuhaus gerechnet, wie er verrät. Dass es, Stand Montagmittag, 27.000 sein werden, hätte er nicht für möglich gehalten. "Hätte ich gewusst, was das für Kreise zieht, hätte ich das wahrscheinlich nicht gemacht", lacht er. Eigentlich wollte er nur einen Impuls setzen. Ein paar andere Vermieter animieren, Ähnliches zu tun. Das hat er auch geschafft. Er habe bereits von mehreren Bäckerfilialen - er arbeitet als Verkaufsleiter im Vertrieb von Backbedarf - gehört, dass deren Vermieter ebenfalls Mieten erlassen oder um die Hälfte reduzieren. 
So große Wellen das gepostete Bild auch schlägt, eines ist klar: "Es bleibt wohl nur ein Tropfen auf den heißen Stein", sagt Neuhaus. Denn wie es in Zukunft weitergeht, könne noch niemand abschätzen. Auch Roehse nicht, die bis dato eine Mitarbeiterin in Vollzeit beschäftigt. Foto: jl

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