1. Bundesregierung holt Urlauber aus Afrika mit Sonderflügen nach Hause

    Samira und Carsten H. aus Rinteln schildern ihre Geschichte / Von entspannter Safari bis Angst vor dem was kommt

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    RINTELN (ste). Für Samira und Carsten H. aus Rinteln sollte es ein Traumurlaub werden. Namibia, Botswana, Zimbabwe, Safari, wilde Tiere, exotische Speisen; eben alles, was so einen Abenteuerurlaub im Herzen und Osten Afrikas ausmacht. Ein Abenteuerurlaub wurde es auch, aber anders, als es sich das Paar erhofft hatte. Dabei lief am Anfang alles wie geschmiert. Am 29. Februar Landung in Windhoek: "Da war Corona bislang kaum ein Thema", so Carsten H. Ein kurzer Fiebercheck am Flughafen und dann ging es zum Jeep-Verleih, wo die Fahrzeuge der Gruppe schon zur Abholung bereitstanden und der Guide die ersten Vorbereitungen für die Safari traf. Dachzelte auf den Fahrzeugen waren bereits montiert und auf einer Ranch machte sich die Gruppe startklar für das große Abenteuer. Am 2. März starteten sie dann auf ihre Tour, die eigentlich am 21. März mit einem Rückflug nach Deutschland enden sollte. In Tagesetappen von bis zu 500 Kilometer ging es durch die wilde Schönheit des von deutschen Kolonialbauten geprägten Landes mit seiner wunderbaren Natur und seiner großen Vielfalt an Tieren. Namibia ist etwa drei Mal so groß wie Deutschland und hat nur einen Bruchteil der Bevölkerung, etwa 2,5 Millionen: "Es gab Tagesetappen, da haben wir nicht einen Menschen gesehen", so Carsten H. Dann jedoch kam der 13. März und der Guide gab die Anweisung: "Alle mal links ranfahren!" Links, weil in den durchquerten Urlaubsländern Linksverkehr herrscht. Die Gruppe wusste, dass das das Signal für neue Informationen war und was dann kam, veränderte die Situation für sie von Grund auf: "Der Flugplatz von Windhoek ist für die nächsten 30 Tage wegen Corona gesperrt", teilte der engagierte Fremdenführer der Gruppe mit und von da an, so Samira H., war alles etwas anders als zuvor: "Angst, Trauer, bei einigen Gruppenteilnehmern auch Panik und starke Emotionen prägten das Bild. Manche weinten, ich musste Rescue Tropfen verteilen!" Jeder hatte seine eigenen Probleme, es gab zahllose Gründe, warum ein jeder wieder nach Hause wollte und musste. Bei den Hs. war es unter anderem die eigene Familie. Die Tochter wartete zu Hause auf die Rückkehr der Eltern, die eigenen Eltern gehören allein aufgrund des Alters zur Risikogruppe. "Da ist man einfach nicht mehr so entspannt, dass man den Urlaub voll genießen kann!" 30 Tage Flughafen gesperrt hieße, den Aufenthalt bis mindestens 14. April auszudehnen. In der Gruppe wurden Pläne geschmiedet, wie es weitergehen soll. Schnell war man sich einig: "Die Tour fahren wir erst einmal zu Ende!" Denn die Infektionsgefahr war bei der großen Einsamkeit in der unendlichen Weite des Landes gering. Der Plan war es, danach über ein Vermieterportal Unterkünfte in Windhoek zu buchen, um auf den möglichen Rückflug zu warten. In Kontakt war die Gruppe auch mit der deutschen Botschaft in Namibia und was besonders half, war die rührende Geschäftigkeit der Mitarbeiterin des Reisebüros, über die die Reise gebucht war. Dann plötzlich die Erlösung: "Am 21. März erfuhren wir von der Rückholaktion der Bundesregierung für gestrandete Urlauber und sollten uns am Montag um 5.30 Uhr auf dem Flughafen Windhoek einfinden", so Samira H. Von dort ging es über die "Walfischbucht" nach Kapstadt (Südafrika) und am Flughafen herrschte der "normale" Wahnsinn: "Es hatte nie den Anschein einer chaotischen Evakuierung", so Carsten H. Angst hatten sie keine: "Angst hatten eher die unendlich freundlichen Menschen in Namibia, dass ihnen ihr wichtigstes wirtschaftliches Standbein wegbricht, der Tourismus!" Doch der Flieger reichte nicht für alle Touristen: "Fünf aus unserer Gruppe harren noch immer in Namibia aus, dabei wurden auch eine Frau und ein Mann getrennt, weil sie unterschiedlich gebucht hatten!" In Kapstadt mussten alle Reisenden dann Corona-Formulare ausfüllen, es wurde Fieber gemessen und nach zwölf Stunden Aufenthalt im Transitbereich des Flughafens ging es auf den letzten Drücker vor Schließung des Flughaftens um Mitternacht weiter im Flieger nach Frankfurt. Das Flugzeug der "Condor" war mit einer Freiwilligenbesatzung aus den Niederlanden besetzt und Kontakte zwischen Passagieren und Crew wurden weitgehend vermieden. Im Flieger auch jede Menge Urlaubsabbrecher, die außer Landes geflogen wurden. Für Samira und Carsten H. war die Rückholung dagegen fast planmäßig: "Wir hatten nur drei Tage Verzögerung statt der erwarteten drei Wochen", so Carsten H. In Namibia und auf der Tour habe man immer ausreichend Informationen darüber erhalten, wie die Situation derzeit in Deutschland aussieht: "Das änderte sich allerdings schlagartig, als wir in Frankfurt gelandet sind. Da gab es weder weitere Informationen, noch wurden wir auf Fieber getestet. Wir wurden einfach so nach der Landung durchgewunken", wundert sich Carsten H. In Quarantäne muss das Paar übrigens nicht, weil Namibia kein Krisengebiet für Corona ist. Allerdings stellen sie fest: "Wir kommen zurück nach Deutschland und es ist nicht mehr das Land, aus dem wir vor drei Wochen weggefahren sind!" Foto: privat

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