1. 20.000 Atemschutzmasken gehen in Serienproduktion

    Idee eines Rodenbergers stößt auf Resonanz / Autohaus wird Produktionsstätte

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    RODENBERG/STADTHAGEN (jl). Er hoffte es. Aber nein, mit dieser Resonanz hatte Heinrich Iglseder nicht gerechnet. Seine Idee, einen geeigneten Mundschutz aus Haushaltsmaterialien zur Verhinderung der Ausbreitung des Corona-Virus herzustellen, mauserte sich binnen einer Woche zu einem beispiellosen Gemeinschaftsprojekt. Das Ziel: 20 000 Atemmasken. Erste Testläufe in Zusammenarbeit mit zwei heimischen Unternehmen - Textilpflege Eggers aus Bückeburg und Lühr Filter aus der Kreisstadt - starteten bereits zu Wochenbeginn, Vormuster wurden produziert. "Ab Montag beginnen wir mit der Serienproduktion in Stadthagen", teilt der Initiator auf Nachfrage des Schaumburger Wochenblatts mit. "Die große Unterstützung von Schaumburger Firmen und engagierten Personen ist sehr ermutigend und hoffnungsvoll", freut sich der Nanopartikelspezialist. So habe zum Beispiel der Lions Club eine Spende über 3.000 Euro überwiesen, mit der umgehend Materialien bestellt werden konnten. Stadthagens Bürgermeister Oliver Theiß begrüße die Aktion ebenfalls, setzte sich sofort mit Änderungsschneidereien in Verbindung. In den nächsten zwei Wochen ist geplant, ein erstes Los von circa 20.000 Mund-Nase-Schutzmasken in drei Schnittgrößen - für Kinder, Frauen und Männer - herzustellen. Mehr noch: Mit Blick auf die internationalen Kontakte der beteiligten Firmen und Unterstützer ist Iglseder überzeugt: "Dieses Hilfsmittel könnte binnen kurzer Zeit auch weltweit zur Verfügung stehen." Deswegen trägt es auch den Namen "worldMask". Autohaus verwandelt sich in ein Nähzentrum Die Firma Eggers stellt die Stoffe zur Verfügung, Lühr Filter das technische Filtervlies, das neben Küchenpapier und einem Papiertaschentuch in die Maske eingelegt wird - die Wirksamkeit hat der Spezialist für Nanopartikel in mehr als 100 Messungen getestet und optimiert. Das Nähzentrum mit einer Produktionslinie an gut 20 von der Stadt Stadthagen gestellten Arbeitsplätzen wird im Showroom des Autohauses Wecke an der Vornhäger Straße eingerichtet - natürlich mit entsprechendem Abstand und Mundschutz-Vorschrift. Dieser ist für die Helfer auch schon selbst produziert. Ehrenamtliche erfahrene Näher/innen werden übrigens noch dringend gesucht. Schon 5.000 Reservierungen Der Bedarf an Schutzausrüstung sei riesig, so Iglseder, der an einem Tag 40 Anrufe bekam: "Ich habe schon 5.000 Reservierungen." Wie genau Bestellungen und Vertrieb laufen sollen, steht noch nicht abschließend fest. Das Vorgehen soll sich spätestens in der kommenden Woche herauskristallisieren, wie der Deisterstädter gegenüber dieser Zeitung versichert. Die Kreisstadt stellt bereits in Aussicht, die Masken zu verteilen. Diese sollen gegen eine Spende ausgegeben werden. Küchenpapier ist ein Hightech-Produkt Nach dem Motto "Hilfe zur Selbsthilfe" sei die Konstruktion so gewählt worden, dass sich mit Baumwollstoff, Gummiband und Draht sowie Taschentüchern und Küchenrolle zum Einlegen ein wirkungsvolles Schutzschild selbst "bauen" lässt. "Küchenpapier ist nicht nur ein Fetzen Papier, das ist ein Hightech-Produkt, das mit 16 Schichten gut filtert", betont Iglseder. Allein dadurch werde die Wahrscheinlich einer Infektion bereits gedämpft. Zusätzliche Filtervlieseinlagen senken das Risiko natürlich noch einmal um ein Vielfaches. Die Schnittmuster mit Nähanleitung werden der Bevölkerung in den nächsten Tagen auf der neuen Internetseite www.worldMask.de als Download bereitgestellt werden. Iglseder: Regierung lasse einen im Stich Denn eindämmende Maßnahmen der Corona-Pandemie werden nach Ansicht Iglseders von Land und Bund nicht mit Nachdruck umgesetzt. Er fühle sich von der Regierung im Stich gelassen und nennt ihr Verhalten sogar grobfahrlässig. Zum einen brauche es flächendeckend massive Messungen von mindestens 100.000 täglich, um Gesunde von Erkrankten zu trennen und die hohe Dunkelziffer infizierter Menschen, die unbemerkt zig weitere anstecken, zu senken. Zum anderen werde sich das Virus ohne die Minimierung der exhalierten Aerosole, also der ausgeatmeten Atemluft mit Viren, durch verordnete Schutzmasken weiter logarithmisch ausbreiten "und wir bekommen die Lage nicht in den Griff", mahnt der Fachmann. Die Effektivität von Schutzmasken bewiesen Länder wie Japan mit sehr geringen Infektionszahlen trotz dichter Besiedelung. Foto: jl/privat

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