1. Angedacht Nach mir die Sintflu...

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    Angedacht Nach mir die Sintflut oder Liebe in Zeiten von Corona? Liebe Leser! Seit einer Woche leben wir in einem Ausnahmezustand. Es ist nicht nur eine kleine Einschränkung, die uns auferlegt wird, sondern das ganze normale Leben wird auf null heruntergefahren. "Shut down" nennt man das, wenn gar nichts mehr geht: kein Schulunterricht, geschlossene Geschäfte, keine Produktion in den Fabriken; Urlauber die, ob sie wollen oder nicht, nach Hause müssen; ja, und auch geschlossene Kirchen und Gemeindehäuser. Wir als Kirche tun uns schwer damit. So kurz vor Ostern keine Gottesdienste mehr in unserer gewohnten Weise zu feiern, nicht einmal zu Ostern und auch keine Konfirmationen, jedenfalls nicht zum jetzigen Zeitpunkt. Das ist schwer auszuhalten. Ob wir nicht mehr Gottvertrauen haben müssten, wurde ich gefragt - als ob das Virus an der Kirchentür haltmachen würde, weil Gott unsichtbare Wächter aufgestellt hat, die alle diejenigen vor Unheil bewahren, die in die Nähe des Altars kommen. "Denk an Noah!" habe ich nur gesagt. Der hatte von Gott einst den Auftrag bekommen die Arche zu bauen, damit er und seine Familie vor Unheil bewahrt würden. Und Noah war gehorsam. Er baute den Kasten und begab sich mit seinen Lieben und den Tieren wie Gott es ihm gesagt hatte für 150 Tage in die Arche. Dies ist, wenn man so will, die erste Quarantäne der Menschheit. Ich kann mir den Spott seiner Mitmenschen gut vorstellen, die den Bau eines Schiffes belächelten in einem Land, das von Wüsten umgeben ist. "Mir wird schon nichts passieren", haben sie vielleicht gedacht. Und dann haben sie weitergemacht als ginge sie das alles nichts an, frei nach dem Motto: "Nach mir die Sintflut!" In Zeiten der Corona-Krise ist das für uns gewiss die falsche Strategie. Wer jetzt den "Shut down" nutzt, um Corona-Parties zu feiern oder sich mit Freunden zu treffen bei einer Tasse Cappuccino auf der Terrasse oder in der Eisdiele, der ist nicht bei Trost. Es gehört zu den Rücksichtslosigkeiten, die viele Menschen in Gefahr bringen wird. Besonders ältere Menschen und chronisch Kranke leben zurzeit mit einem erhöhten Risiko. Ihnen kann vielleicht nicht in der notwendigen Weise geholfen werden, wenn unser Gesundheitssystem den Stresstest dieser Krise nicht besteht. "Flatten the curve!" (Mach den Gipfel der Infektionen flach!), dann haben die allermeisten Menschen die Chance weiterzuleben. Es gehört zur Solidarität in unserer Gesellschaft, sich jetzt an die neuen Regeln zu halten, wenn es auch schwerfällt. Auch Lebensmittel und Hygieneartikel zu horten als gäbe es kein Morgen gehört zu den Egoismen, die keine Zukunft haben. Gehorsam war das, was Noah gerettet hat, nicht das Recht auf Freiheit und Selbstbestimmung. Gottvertrauen ist es, jetzt nicht panisch zu werden, aber auch nicht leichtfertig. Das Beste, was wir tun können ist: zu Hause bleiben und alle sozialen Kontakte zu meiden. Telefonieren, chatten und die digitalen Medien sinnvoll nutzen. Das sind Wege, um nicht allein zu bleiben. Und wo alte Menschen, die diese Möglichkeiten nicht haben, in dieser Situation hilflos werden, müssen wir Wege suchen, um sie nicht allein zu lassen. Ich habe mich über die Jugendlichen aus dem Jugendmitarbeiterkreis meiner Gemeinde gefreut, die nachgedacht haben, um zu helfen: Einkäufe und Botengänge übernehmen, den Hund ausführen und da sein, wenn sie gebraucht werden. Das ist eine Möglichkeit mit der Krise umzugehen oder "Liebe in Zeiten von Corona". Pastor Ralf Janßen Ev.- luth. St. Jacobi - Gemeinde Rodenberg

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