KIRCHHORSTEN/LANDKREIS (bb). Der Besuch der Europaabgeordneten der Grünen Viola von Cramon in Schaumburg hat zu einer intensiven jedoch stets sachlichen Diskussion mit heimischen Vertretern der Landwirte geführt. Die Samtgemeinderatsfraktion Nienstädt der Grünen organisierte eine Vortragsdiskussion mit der Abgeordneten in Kirchhorsten, hatte zu dieser und einem Gespräch im Vorfeld gezielt auch Organisationen der Bauernschaft geladen. Mitglieder der Initiative "Land schafft Verbindung - Schaumburg" rollten demonstrativ mit rund einem Dutzend Treckern auf den Hof Gottschalk in Kirchhorsten, um den öffentlichen Vortrag und die Diskussion mit Viola von Cramon zu besuchen. Während sie die Trecker auf dem Gelände parkten endete ein Gespräch, in dem die Abgeordnete sich im kleineren Kreis zu Themen wie Artenschutz, Nitratbelastung und Düngeverordnung und Tierwohl mit Vertretern des Landvolkes, Kreislandwirt Dieter Wilharm-Lohmann und Angehörigen der Initiative "Landschafft Verbindung" ausgetauscht hatte. Dabei kritisierten die Landwirtschaftsvertreter unter anderem, dass das Messstellennetz zur Ermittlung der Nitratbelastung europaweit nicht einheitlich ausgelegt sei. In Niedersachsen seien die Messpunkte nicht nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten gesetzt. Die Auswertung der Nitratbelastung komme so nicht zu realistischen Ergebnisse, sollten jedoch Grundlage werden für Maßnahmen zur Senkung der Nitratbelastung, beispielsweise durch Auflagen zum verringerten Einsatz von Dünger. Agraringenieurin Viola von Cramon, im EU-Parlament nicht enger mit Agrarfragen befasst sondern Mitglied im Ausschuss für Auswärtige Angelegenheiten, erklärte, die Einwände zu überprüfen. Die Landwirtschaftsvertreter nahmen zudem Stellung zum angestrebten Volksbegehren zum Thema Artenschutz. Hier werde einseitig die Landwirtschaft als alleiniger Verursacher des Insektensterbens und darüberhinausgehenden Rückgangs der Artenvielfalt angeprangert. Dabei seien alle Teile der Gesellschaft gefordert, hier aktiv zu werden, beispielsweise auf die versiegelten "Steingärten" zu verzichten. Viola von Cramon unterstrich die Bedeutung des Artenschutzes. Betonte jedoch gleichzeitig, dass Leistungen zur Förderung der Artenvielfalt wie das Anlegen von Grünstreifen für die Landwirte auch finanziell auskömmlich honoriert werden müssten. "Wenn die Gesellschaft dies einfordert, muss sie es auch entsprechend bezahlen", hielt sie fest. Zudem müsse dem Verbraucher klar sein, dass sich erhöhtes Tierwohl im Preis niederschlage. Sie nehme zudem mit, dass die Bauern Zeit bräuchten, um sich den wandelnden Anforderungen anzupassen. Die Diskussion über die Ausrichtung der künftigen Agrarpolitik in der EU laufe, welcher Kurs eingeschlagen werde, sei bei deutlich unterschiedlichen Interessen der Mitgliedsländer kaum absehbar, "alles ist offen", erklärte sie. Es gelte öfter solche Dialoge wie in Kirchhorsten zu suchen und "mehr miteinander zu diskutieren als übereinander". Auch wenn Differenzen bestehen bleiben würden, könne so ein besseres Verständnis erreicht werden. Friedrich Deventer, Fraktionschef der Grünen der Samtgemeinde Nienstädt, hatte gezielt auch die Landwirtschaftsvertreter zum internen Gespräch wie zur öffentlichen Veranstaltung (Bericht dazu nächste Ausgabe) geladen. Foto: bb
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Mehr miteinander diskutieren als immer nur übereinander reden
Grüne Europaabgeordnete im Dialog mit heimischen Landwirten / Mehr Zeit für die Umsetzung
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