1. Es gilt, eine Massenpanik zu vermeiden

    Abgesagte Messen / Hamsterkäufe / Panik muss vermieden werden

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    LANDKREIS (tr). Was vor wenigen Wochen nur Horrornachrichten mit hunderten von Toten aus China waren, ist jetzt auch in der EU und damit in Deutschland angekommen. Im Februar war die neuartige Lungenkrankheit ein Thema, das die Grenzen Chinas nicht verlassen hatte (wir berichteten). Jetzt ist es in der ganzen Welt angekommen und zählt über 4.000 Infektionen allein in Europa. Über 260 Corona-Infizierte sind aktuell in Deutschland registriert, die meisten Fälle in Nordrhein-Westfalen. Das Robert-Koch-Institut stufte das Risiko auf "mäßig" herauf. Die Folgen Die ersten Auswirkungen werden spürbar: Messen und Großveranstaltungen werden abgesagt. Darunter fallen Messen wie die ITB (die weltgrößte Reisemesse) in Berlin, die FIBO (Fitness- und Gesundheitsmesse) in Köln, die ProWein in Düsseldorf, die Leipziger Buchmesse und die Hannover Messe. Das ist nicht nur für die Besucher ein herber Schlag, sondern auch für Gastronomen und Hotelliers, denn die Zimmer und Gaststätten bleiben leer. Buchungen werden storniert, weniger Leute gehen auswärts essen, Reiseverbote oder -einschränkungen sorgen dafür, dass Geschäftsreisende den Tagungsräumen verbleiben. Emin Ayyildiz, Geschäftsführer des Baba's Restaurant in Bad Nenndorf spürt die Auswirkungen der abgesagten Messe in Hannover auch. Ihm geht es wie vielen Kollegen, die mit der Messe zu tun haben. Die Gäste, die die Messe besuchen wollten, stornierten ihre Zimmerbuchungen. Aber nicht nur ihm und seinen Kollegen mache das zu schaffen, so Ayyaldiz, sondern auch den Messebauern, den Veranstaltern, den Firmen und auch denjenigen, die mit dem Messecatering betraut waren, werden mit den Folgen zu kämpfen haben. Wichtig sei nur, so Ayyaldiz, ruhig zu bleiben und abzuwarten. Denn auch, wenn zukünftige Buchungen bezüglich späterer Messen und auch denen von Urlaubern in der Schwebe hingen, könne man an der Situation nichts ändern. Die Menschen sollten nur nicht vergessen, dass "wir alle in einem Boot sitzen". Damit spricht Ayyildiz das an, was vielen Deutschen durch den Kopf geht: Wir alle haben damit zu tun. Nicht nur eine Person. Der Egoismus, der aktuell in vielen Menschen zum Vorschein kommt, wenn es um die sogenannten "Hamsterkäufe" geht, sei unangebracht und schüre mehr Panik als nötig. Der Gesundheitsminister Jens Spahn betonte mehrfach, dass Panik nichts bringe und Deutschland gut vorbereitet sei. Notfallzentrum In Minden richtete das Mühlenklinikum ein Notfallzentrum ein, um zu vermeiden, dass Patienten mit Verdacht auf das CoVid-19 durch das Gebäude laufen müssen, um zur Notaufnahme zu gelangen. So wird das Ansteckungsrisiko, sollte eine infizierte Person in die Notaufnahme kommen, verringert. Christian Busse teilte mit, dass täglich zwischen 20 bis 30 Personen die Notaufnahme besuchten, weil sie davon ausgingen, sich mit Corona infiziert zu haben. Bislang waren alle Befunde negativ. Keine Panik Die Angst vor Corona wird auch in der Kreishandwerkerschaft Schaumburg spürbar. Hier stehen die Telefone mit Anfragen zu dem Thema nicht still. Fritz Pape rät, die Nerven zu behalten. Nicht jeder mit einem Schnupfen habe direkt Corona. "Ich verstehe den Hype um die Krankheit nicht", so Pape. Den Firmen, die anriefen und sich informieren wollten, teile man dasselbe mit, was bereits von allen offiziellen Seiten rausgegeben wurde: Es gilt die Hust- und Niesetikette zu beachten, das heißt, dass nicht in die Hand, sondern in den Ellenbogen gehustet oder genießt werden sollte. Einmaltaschentücher sollten auch nur einmal benutzt werden. Regelmäßiges Händewaschen reiche aus. 30 Sekunden mit Wasser und Seife ordentlich auch zwischen den Fingern und unter den Fingernägeln ist ausreichend, übermäßiges Desinfizieren verdoppele den Schutz nicht. Würde ein Betrieb auf behördliche Anordnung geschlossen, muss den Beschäftigten im Regelfall das Gehalt weitergezahlt werden. Wer körperlich während der Quarantäne in der Lage ist, zu arbeiten, ist verpflichtet dies von zu Hause aus zu tun, denn es greife die Treuepflicht dem Arbeitsgeber gegenüber. Es besteht zudem die Chance, bei der Arbeitsagentur einen Antrag auf Kurzarbeit zu stellen. Wichtig sei aber, die Ruhe zu bewahren und die Nerven nicht zu verlieren, stellte Pape heraus. Bei Infizierungsverdacht Wer glaubt, er habe sich mit Corona angesteckt, ist angehalten, seinen Hausarzt anzurufen. Es wird dringend davon abgeraten, sich ins Wartezimmer zu setzen. Der Hausarzt wird über das weitere Vorgehen informieren. Bei einem begründeten Verdacht wird ein Nasen-Rachen-Abstrich durchgeführt, mit dem auf das Virus getestet werde. Auch ein begründeter Verdacht muss dem Gesundheitsamt gemeldet werden. Ob die Quarantäne in den eigenen vier Wänden oder stationär erfolgt, ist im individuellen Fall abzuwägen. Für gesunde Menschen, deren Immunsystem nicht angegriffen oder geschwächt sei, verlaufe CoVid-19 wie eine normale Grippe. Husten, Schnupfen, Kopfschmerzen und Fieber seien Symptome. Auch Atemnot gehöre dazu. Gefährlich sei CoVid-19 vor allem für immunschwache Menschen, das heißt, Personen mit Lungenvorerkrankungen, besonders auch ältere Personen ab 50 Jahre. Man dürfe aber nicht vergessen, dass es sich um ein neues Virus handle, sagte Andrea Ammon, Leiterin der EU-Behörde zur Überwachung von Infektionskrankheiten ECDC mit Sitz in Stockholm. Aktuell wisse man, dass 80 Prozent der Infizierten einen sehr milden Krankheitsverlauf aufwiesen, so Ammon. Lediglich 15 Prozent müssten stationär behandelt werden, während ein kleiner Teil eine Intensivbehandlung benötigte. Das Virus könne sich nur aus dem Grund so schnell ausbreiten, weil es neu sei und noch niemand immun dagegen sei, heißt es weiter von Seiten der WHO. Wichtig sei es deshalb, das Virus einzudämmen, um so eine weitere Verbreitung zu verhindern. Die ECDC rät des Weiteren, dass die Übertragung von Mensch zu Mensch unterbrochen werden müsse, deswegen sei es ratsam, Großveranstaltungen abzusagen, wie es beispielsweise in Deutschland bereits geschieht. Krisenstäbe Landesweit wurden inzwischen Krisenstäbe gebildet. Dies gilt nun auch für alle Samtgemeinden und Kommunen, um für den Ernstfall gerüstet zu sein und handeln zu können. Aus dem Rathaus Bad Nenndorf hieß es, dass man sich in Gesprächen mit beispielsweise der Schulbehörde befände, denn besonders im Bereich der Kitas und Schulen sei man aktuell alarmiert. Auch mit dem Landkreis stünde man im engen Kontakt und Austausch. Man bereite sich auf Corona vor. Da aber noch kein Fall im Kreis Schaumburg bekannt sei, herrsche noch Besonnenheit. Hamsterkäufe In den Sozialen Netzwerken gehen seit Tagen Bilder von leer gekauften Ladenregalen durch viral. Menschen beginnen zu horten, dabei ist dies nicht nötig. Supermärkte und Discounter wie beispielsweise REWE und Edeka bestätigen, dass es zu keinen Lieferengpässen käme, die Kunden seien weiterhin ununterbrochen mit Lebensmitteln versorgt. Dass man sich für wochenlange Isolation rüsten müsste, sei unrealistisch. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe rät, nur auf Vorrat zu kaufen und nicht zu horten. Das heißt, dass Betroffene im Falle einer Quarantäne vierzehn Tage autark versorgt wären. Vor allem das Horten von Desinfektionsmitteln und chirurgischen Masken sorge dafür, dass es an den Stellen fehlen, an denen es gebraucht werde: Im Krankenhaus, bei den Ärzten in den Praxen und in den Pflegeeinrichtungen. Foto: Privat / Adobe Stock 01: Das wichtigste ist, die Nerven nicht zu verlieren und von Hamsterkäufen abzusehen. 02: Nicht jeder mit einem Schnupfen hat sich automatisch mit Corona infiziert. 03: Leere Landenregale sind ein Zeichen der Panik, die in den Menschen wächst.

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