Angedacht Unfassbare Tat hinterlässt weitere tiefe Wunde Am Mittwochabend hat in der hessischen Stadt Hanau ein bewegender Trauerakt stattgefunden. Es wurde der 10 Menschen gedacht, die ein 43-jähriger Attentäter am 19. Februar in Hanau erschossen hatte, bevor er sich selbst das Leben genommen hat. Seine Opfer waren dem Attentäter fremd. Mit seiner Tat wendete er sich gegen den Islam. So, als würden Menschen mit einem anderen Glauben und mit einem anderen kulturellen Hintergrund nicht dazu gehören in der Stadt Hanau - in unserem Land. Die unfassbare Tat hat nicht nur den Hinterbliebenen der Opfer unsäglichen Schmerz zugefügt, sondern auch in unserem Land eine weitere tiefe Wunde gerissen. Blinder Hass und Fremdenfeindlichkeit haben unser Miteinander getroffen. Mahnwachen in vielen deutschen Städten und Demonstrationen gegen Hass, Gewalt und Rassismus haben gezeigt, dass viele Bürger in unserem Land zusammenstehen und dadurch zeigen, dass sie die Gemeinschaft in unseren Dörfern und Städten nicht zerstören lassen wollen. Es geht um unseren inneren Zusammenhalt, um das, was wir miteinander und füreinander tun. Da ist jeder und jede gefragt. Die Politik ist gefordert, etwas für die innere Sicherheit und für den Schutz jedes Einzelnen zu tun. Viel wichtiger ist die innere Stärke unseres Gemeinwesens. Viel wichtiger sind die miteinander geteilten Werte: dass zum Beispiel die Shisha-Bar und die Dorfkneipe an ein und demselben Ort nebeneinander Platz haben. Dass Glaube sich in vielerlei Gestalt ausdrücken kann. Die Vielfalt in unserer Gesellschaft nicht nur notgedrungen zu ertragen, sondern Vielfalt anzunehmen, das gibt der Gesellschaft Festigkeit und macht sie stark. Unser aller Aufgabe, ob wir in Hanau, in Halle, im Schaumburger Land oder sonst irgendwo leben ist: eine gefährdete Gemeinschaft stark machen. Der Angst, die der Attentäter gesät hat, will ich mich nicht ergeben. Wir müssen ihr etwas entgegensetzen - dagegen aufstehen, Flagge zeigen, reden, glauben, hoffen, beten. Damit das Miteinander, der Zusammenhalt in unserer Gesellschaft, der Respekt vor Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und religiösen Wurzeln stärker bleibt als der menschenverachtende fanatische Wahn. Die Hoffnung auf Zukunft darf nicht von giftigem Hass bestimmt werden, sondern muss von Nächstenliebe und von Visionen, wie es besser werden kann, geprägt sein. Am vergangenen Sonntag wurde in den evangelischen Gottesdiensten über Adam und Eva gepredigt. Adam, "der Mensch" und Eva "die Mutter alles Lebendigen". Nachdem sie die verbotene Frucht im Paradiesgarten gegessen hatten, fragte Gott, was passiert sei. Gott machte keine Schuldzuweisungen. Er fragte: "Wo bist Du Adam?"-"Wohin bist du geraten, Mensch?" Adam und Eva waren nicht evangelisch oder katholisch, nicht Muslime, Juden oder Christen, nicht Deutsche oder Ausländer. "Der Mensch" ist gefragt - jeder Mensch. Ich höre diese Frage Gottes an uns Menschen in unserem Land heute so: Wo bist du, Mensch? Wohin sind wir gekommen mit unseren Befürchtungen? Wohin sind wir geraten mit unserer Weltanschauung und unseren Glaubensüberzeugungen? Adam schob Eva den schwarzen Peter zu. Daraufhin fragte Gott ihn: "Wer hat dir das gesagt?" Wer hat Dir Angst eingejagt? Wer hat dich manipuliert? Und ich höre die Frage an uns: Wer sagt Dir, was du denken sollst? Wovor du dich fürchten müsstest? "Fürchte dich nicht!", lässt Gott uns Menschen immer wieder sagen. Friedliches Leben findest Du, wenn Du dies beherzigst: "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst". Bürgerpflicht und Christenpflicht fordert uns alle dazu heraus, sich selbst klar darüber zu werden und davon zu reden, was uns leitet und dem Miteinander in unserer Gesellschaft dient. Pastor Ullrich Hinz Bückeburg
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