1. Klimaschutz braucht Stellenwert und die Konfrontation mit dem Artenschutz

    Diskussion mit Olaf Lies: Gesetzliche Schwerpunktsetzung und energieeffiziente Baugebiete

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    BAD NENNDORF/LANDKREIS (jl). Bessere Rahmenbedingungen für den Ausbau regenerativer Energieerzeugung und mehr Akzeptanz in der Bevölkerung: Das braucht der Klimaschutz. So das Fazit einer Veranstaltung mit Olaf Lies (SPD), Niedersachsens Minister für Umwelt, Energie, Bauen und Klimaschutz, in der Wandelhalle. Eingangs machte Lies deutlich, dass es - selbst ohne Klimawandel - keinen Grund gäbe, nicht auf erneuerbare Energien umzusteigen. Denn diese seien einfach billiger als der Strom aus Kern- und Kohlekraftwerken. Er forderte, den Wettbewerbsnachteil für Grünen Strom auszumerzen und gleichzeitig den Ausbau der Stromerzeugung aus Wasser, Sonne und Wind konsequent voranzutreiben. "Wir müssen nicht nur aussteigen, sondern auch einsteigen", mahnte der Landespolitiker. Und weiter: "Wenn wir das nicht leisten, werden wir unsere Wirtschaftskraft nicht mehr halten können." So müssten seiner Meinung nach Photovoltaikanlagen etwa auch auf Brachland installiert werden. Denn Mais für eine Biogasanlage müsste auf einer 80-mal so großen Fläche angebaut werden, um die gleiche Menge Energie zu erzeugen. Das löste indes "Unbehagen" bei Zuhörer Gerhard Hurek aus, jahrelang Nabu-Vorsitzender in Rodenberg: "Auch Ackerflächen haben einen ökologischen Wert." Klimaneutrale Baugebiete wichtiger als Festlegung der Dachfarbe In einer anschließenden vom SPD-Landtagsabgeordneten Karsten Becker moderierten Podiumsdiskussion zeigte Landrat Jörg Farr auf, welche Impulse von Schaumburg ausgingen. Zum einen nannte er die Klimaschutzagentur, die in diesem Jahr aus der erfolgreichen Leitstelle heraus gegründet werden soll. Zum anderen kündigte er an, dass erste Projekte der Wasserstoffregion - Schaumburg ist bundesweit eine von neun, die für Förderungen ausgewählt wurde - bereits bei der Regionalschau im April präsentiert werden sollen. Im Thema Wasserstoff sieht auch Dieter Ahrens, seit 2016 Kreishandwerksmeister, das größte Potenzial, im Sommer erzeugten Strom bis in den Winter hinein speichern zu können. Zudem sei die Senkung des Energiebedarfs ein wesentlicher Aspekt einer erfolgreichen Energiewende. Sein mit Applaus bedachter Appell an Kommunen: Neubaugebiete müssten eher energieeffizient, wenn nicht sogar energieautark geplant werden, statt Dachfarben penibel festzusetzen. Auch Manfred Krause, der sich als Klimaschützer und Energieberater aus dem Publikum zu Wort meldete, sieht Kommunen, Landkreise und das Land stärker in der Pflicht, flächendeckend Anreize für private Gebäudesanierungen zu schaffen. Stillstehende Windräder sorgen für Unverständnis Kritik gab es an den seit einem halben Jahr stillstehenden Windrädern bei Rehren, die laut Hans-Jörg Kohlenberg, der als Mitgründer des Vereins Bürgerenergiewende in der Runde saß, zwölf Prozent der hiesigen Bevölkerung mit sauberer Energie versorgen könnten. "Da läuft irgendwas schief", tadelte er. Auch eine Verspargelung der Landschaft sieht er in Schaumburg nicht. Farr plädierte für eine "gesetzliche Schwerpunktsetzung" und "deutlichere Prioritäten der Politik". Soll der Klimaschutz voranschreiten, sei nicht jedes Individuum zu schützen. Die Energieerzeugung aus Windkraft besitze großes Potenzial, ihr fehle es aber an Akzeptanz. Auch Umweltminister Lies plädierte für einen Stellenwert, den der Klimaschutz bekommen müsse, und eine Konfrontation mit dem Artenschutz. Dieser dürfe nicht "missbraucht" werden, nur weil man gegen Windkraft sei. "Wir müssen zeigen, dass Klimaschutz gut organisiert die Natur nicht zerstört und Wohlstand und Wachstum sichert", verdeutlichte er. Klimaschutz mit Spaß statt Verboten Einer Umfrage zufolge, die die IHK Hannover unter den Unternehmen im vergangenen Sommer erhoben hat, haben mehr als 90 Prozent eine positive Haltung zu Klimaschutzmaßnahmen und wollen in der Wirtschaft etwas erreichen, wie der stellvertretende Geschäftsführer Christian Bebek berichtete. Die gleiche Erfahrung macht auch der Verein Bürgerenergiewende. 132 Bürger, 17 Firmen und die Samtgemeinde Eilsen zählt er mittlerweile zu seinen Mitgliedern. Dabei sprach sich Kohlenberg gegen eine Verbotsmentalität aus: "Wir müssen zeigen, dass Klimaschutz Spaß macht."Foto: jl

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