RODENBERG (jl). Ein Bagger und ein mit Fähnchen abgesteckter Verlauf: Wer sich wundert, was vor der Maschmühle passiert, dem sei gesagt: Wohl schon im Frühsommer steht er hier in der Nähe der Domäne an einem neuen Wasserlauf der Rodenberger Aue. Dieser ist erforderlich, um die ökologische Durchgängigkeit des natürlich entstandenen Flusses nach der EU-Wasserrahmenrichtlinie herzustellen. Bauherr ist das Amt für regionale Landesentwicklung (ArL) Leine-Weser. Zum Hintergrund: Für aquatische Lebensgemeinschaften stellt die Wehranlage eine nahezu unüberwindbare Barriere dar - sie beeinträchtigt damit die ökologische Funktion der Aue als Fließgewässer. Fische zum Beispiel werden darin gehindert, in beide Richtungen zu Laichhabitaten zu "wandern". Ein Thema, das sowohl das Land als auch die Samtgemeinde und den Landkreis schon seit Anfang der Neunzigerjahre beschäftigt, wie ArL-Landesbeauftragte Dinah Stollwerck-Bauer ausführte. Seinerzeit hatte der Domänenpächter aber gerade erst mit eigenen Mittel die dem Land gehörende und unter Denkmalschutz stehende Wehranlage saniert und noch einen Vertrag über 18 Jahre. Mit den Vorgaben aus Brüssel habe man die Diskussion um die Anlage wieder aufgenommen und Varianten zur Renaturierung untersucht. Ein Defekt begünstigte die einvernehmliche Entwicklung, das Wehr stillzulegen. Eine Nutzung der Wasserkraft zur Stromerzeugung ist nach Abschluss der Maßnahme laut Conrad Ludewig vom ArL nicht mehr möglich. Zum einen, weil zu wenig Wasser zur Verfügung stehen würde. Zum anderen, weil es sonst keine EU-Mittel gegeben hätte. Jetzt würden die 750.000 Euro Baukosten im Sinne der Renaturierung nahezu komplett gefördert. Gebaut wird ein mehr als 350 Meter langes, leistungsstarkes Umgehungsgerinne östlich des Wehres. Über diesen neuen Wasserlauf wird ein Großteil des Abflussgeschehens geleitet, um ein kleines Wäldchen herum und hinter dem Privatgrundstück wieder in die Aue geführt. Gleichzeitig soll die Abflussdynamik erhöht werden. Keine Probleme sehen die Verantwortlichen beim Thema Hochwasser. "Wir müssen hochwasserneutral bauen", betonte Ludewig. "Die Situation wird sich für die Anlieger nicht verschlechtern." Im Gegenteil: Der neue Verlauf würde sich sogar "geringfügig positiv" auf die Lage auswirken. Ein zusätzlicher Wall soll die Domäne schützen. Die Hochwasserproblematik war auch der Samtgemeinde wichtig. "Kommunal ist es uns ein Anliegen, Ökologie herzustellen - aber nicht zulasten der Anlieger", sagte Verwaltungschef Georg Hudalla. Das Land selbst habe eine Vorbildfunktion bei der Umsetzung europäischer Vorgaben, wie Matthias Dornbusch, Leiter des Amtes für Kreisstraßen, Wasser- und Abfallwirtschaft beim Landkreis, betonte: "Wir sind jetzt in der Lage, private Betreiber aufzufordern, etwas zu machen." Denn in Schaumburg gebe es noch drei weitere aktive Querbauwerke, die sich allesamt in Privatbesitz befinden. Je nach Witterung dauern die vom Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) begleiteten Bauarbeiten gut drei Monate. "Wir haben das Ziel, dass das zügig über die Bühne geht", bekräftigte Ludewig. Um die wasserbauliche Maßnahme kümmert sich die Firma Mittelweser Tiefbau aus Warpe. Foto: jl
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Neuer Wasserlauf verbessert ökologische Durchgängigkeit der Rodenberger Aue
Amt für regionale Landesentwicklung stellt Durchgängigkeit mit EU-Förderung her / 350 Meter lange Umgehungsrinne
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