1. Kinder für die spannende Pilz-Welt begeistern lernen

    Rita Lüder bietet Ausbildungen zum Pilz-Coach an / Neuer Kurs erst 2021

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    LANDKREIS (jan). PilzCoach - das ist eine verhältnismäßig neue Ausbildung, die von der Biologin Rita Lüder entwickelt worden ist. In der Ökologischen Schutzstation Steinhuder Meer (ÖSSM) und auch in einigen Wäldern haben just zwölf Teilnehmer diese Ausbildung bei ihr erfolgreich zum Abschluss gebracht. "Ein Panther-Pilz! Was für eine wunderbare Gelegenheit!" Der Fund, der Rita Lüder nahe an der Landesstraße in Bad Rehburg und auf dem Weg in die Rehburger Berge derart in Entzücken versetzt und die Gruppe um sie herum aufhorchen lässt, hat es in sich. Panther-Pilze, erklärt sie, gehören zu den wenigen tödlich giftigen Arten, die in diesen Breiten wachsen. Wie tückisch diese Pilze sind, erläutert ihr Mann, Frank Lüder: Dass das Gift nämlich erst nach rund 14 Tagen seine Wirkung entfaltet. Lange sei das unbekannt gewesen. Als jedoch viele Menschen in einem Dorf in Polen gleichzeitig starben, stellte sich heraus, dass sie bei einer Gemeinschaftsaktion zwei Wochen zuvor diese Pilze gegessen hatten. Rita Lüder dreht den Panther-Pilz dennoch aus dem Boden heraus und hält ihn in die Höhe. Giftige Pilze anfassen? Das ist überhaupt kein Problem, sagt sie. Denn im Gegensatz zu etlichen giftigen Kräutern hätten Pilze niemals Kontaktgift. Was die Auseinandersetzung mit Pilzen viel ungefährlicher mache. Von solchen Dingen wissen diejenigen, die an diesem November-Wochenende bei Rita Lüder ihre Prüfungen zum PilzCoach ablegen, schon eine ganze Menge. Das dritte Wochenende ist es, das die zwölf Teilnehmer mit dem Ehepaar Lüder verbringen, und was im März begonnen hat, kommt nun zum Abschluss. Pilzkunde ist das eine gewesen, was selbstverständlich zu dem Kursus gehörte. PilzCoach zu werden geht aber doch um einiges über die Anleitungen zum gefahrlosen Sammeln von Pilzen hinaus. Die faszinierende Welt der Pilze - weder Tier noch Pflanze, sondern eine Gattung für sich - auch Kindern schon nahe zu bringen, war die Idee, die die Biologin Lüder im Kopf hatte. Viele Möglichkeiten sah sie - Spiele rund um Pilze, das Färben mit Pilzen, Tinte, die aus Pilzen gewonnen wird, die Herstellung von Pilz-Papier und das alles immer wieder verbunden mit Entdeckungsreisen zu Pilzen. Um in Kindergärten und Schulen solche Angebote machen zu können, wollte sie Menschen ausbilden: Lehrer, Erzieher und andere Interessierte. Herausgekommen ist die Ausbildung zum PilzCoach. Diese wird unter dem Dach der "Deutschen Gesellschaft für Mykologie" (DGfM) angeboten, dessen Vizepräsidentin Lüder ist. Da sie es war, die die Ausbildung entwickelt hat, ist es nur natürlich, dass sie selbst auch zu denen gehört, die sie anbieten. So lag kaum etwas näher für die Frau aus Neustadt am Rübenberge, als die ÖSSM in Winzlar zum Ort des Geschehens zu machen. Dort bietet sie schließlich schon seit vielen Jahren Seminare zur Pilzbestimmung in Theorie und Praxis an und der Naturschutzgedanke der ÖSSM steckt schließlich auch hinter dem Ansatz, den Lüder verfolgt. In dem aktuellen Seminar sind Lehrer, Erzieher und auch solche dabei, die sich einfach nur für Pilze interessieren. Frauke Pöhlsen ist Waldpädagogin und würde gerne mit Grundschülern auf Pilz-Erkundung gehen. Für ihre praktische Prüfung hat sie ein Programm für eine dritte Klasse ausgearbeitet. Um den Kindern zu erklären, dass ein Pilz weitaus mehr ist, als nur der Fruchtkörper, der aus der Erde schaut, hat sie einen Filz-Pilz gebastelt, an dessen Fuß lange Fäden hängen. Das Myzel, erklärt sie - das Wurzelgeflecht, das der eigentliche Pilz ist - sehe so aus. Viele hauchfeine fadenartige Wurzeln - das sei der eigentliche Pilz. Die Teilnehmer sind entzückt von der anschaulichen Idee und Rita Lüder ergänzt die Informationen noch: Unter der Fläche eines einzigen Fußabdruckes auf gesundem Boden, sagt sie, seien rund 100 Kilometer solcher Myzele verborgen. Diese Zahl ist ähnlich unvorstellbar wie die von dem größten Lebewesen der Erde, das nämlich ein Pilzgeflecht des Hallimasch in Amerika ist. Dieser eine Pilz erstreckt sich dort über eine Fläche von 600 Fußballfeldern, hat ein Alter von mehr als 2400 Jahren und wiegt etwa 600 Tonnen - also so viel wie 150 Elefanten. Um solche Dinge zu erfahren und sie Kindern mit spannenden Aktionen zu vermitteln, ist Pöhlsen für die drei Wochenend-Ausbildungen kein Weg zu weit gewesen. Sie kommt aus Schleswig-Holstein - wo nun bald Grundschulkinder mit ihr als PilzCoach vieles erleben können. Die jüngste Teilnehmerin in dem Kursus ist die zehnjährige Frederike, die eine der eifrigsten in den Rehburger Bergen ist, in Täler steigt und Hänge erklimmt auf der Suche nach Pilzen. Stolz erzählt sie, dass sie am Vormittag die Prüfung zum JuniorPilzCoach abgelegt hat. Eigentlich ist die Ausbildung ab 18 Jahren vorgesehen, da Frederikes Mutter aber mitmachen wollte, durfte sie auch dabei sein. Erst hätte sie nicht viel Lust darauf gehabt, sagt sie, nun aber ist sie begeistert. Als Pöhlsen die Aufgabe stellt, der Gruppe einen selbst ausgewählten Pilz ohne Worte zu beschreiben, ist Frederike die einzige, die sich freiwillig meldet. Den Hut mit den Armen zu zeigen, ist nicht schwer. Ihr Kniff, Spucke auf den Finger zu machen, um zu signalisieren, dass ihr Pilz schleimig ist, lässt die Erwachsenen aber staunen. Den eigenen Pilz malen, ihn auch mit Worten beschreiben und dafür mit einem Taschenspiegel die Unterseite anzusehen, sind weitere Aufgaben, die Pöhlsen erdacht hat. Die Zeit vergeht dabei wie im Fluge, zumal jeder weitere Quadratmeter Waldboden noch mehr pilzige Überraschungen vorhält - ob es nun ein Prachtexemplar eines Fliegenpilzes ist oder ein Baumstumpf, auf dem nicht weniger als vier Pilz-Arten eine Heimat gefunden haben. Und während manche Teilnehmer nach essbaren Pilzen Ausschau halten, sind andere auf der Suche nach solchen, mit denen sie Textilien in nahezu allen Farben des Regenbogens färben können. Schließlich hat Frauke Pöhlsen ihre Prüfung bestanden und darf sich PilzCoach nennen, wie zu späterem Zeitpunkt auch alle anderen Teilnehmer des Kurses. Einen weiteren Ausbildungs-Kursus in der Winzlarer ÖSSM wird es erst in 2021 geben. Ab März 2020 bietet Rita Lüder allerdings eine Ausbildung in der Schnee-Eifel an. Informationen zu Ausbildungen und zu verfügbaren PilzCoaches bundesweit gibt es auf der Seite der DGfM www.dgfm-ev.de, alle Angebote von Rita Lüder sind unter www.kreativpinsel.de zu finden. Foto: jan

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